Als der Librettist Felice Romani 1831 von der französischen Oper «Le Philtre» von Daniel François Esprit Auber Wind bekam, erkannte er sogleich den Reiz des Stoffes: Vor dem Hintergrund einer mit Humor gezeichneten Dorfidylle verwickeln sich ein verliebter Bauer, eine stolze Pächterin, ein großspuriger Sergeant und ein schwindelnder Quacksalber in zahllose Missverständnisse, zur Problemlösung setzt man schließlich auf Magie und erliegt der Magie des Unbekannten in sich selbst. Bei der Vertonung dieser turbulenten Pastorale orientierte sich Gaetano Donizetti an der Opera buffa des 18. Jahrhunderts: Melodienselig und ausdrucksstark, aber mit größter Hingabe an das Detail erfasst die Musik die Charaktere ebenso wie das Ambiente und die Situationen, um im Schein einer «heilen Welt» menschliche Ängste und Sehnsüchte aufzuzeigen.
Die Inszenierung verlegt die Handlung aus dem «baskischen Dorf» zu Beginn des 19. Jahrhunderts in ein Theater in Italien zu Beginn der 1940-er Jahre. Adina ist die gefeierte Primadonna einer kleinen Theatertruppe, die sich in den Kriegswirren mit unerschütterlichem Optimismus über Wasser hält. Man spielt Komödien von Goldoni und Komödie mit den Machthabern. Zum ungewollten Autor der Handlung aber avanciert der Gastschauspieler Dulcamara, der – vor allem für seine hinreissende Interpretation der damals so beliebten Scharlatanfigur berühmt – plötzlich für den Inspizienten Nemorino seine Rolle im wirklichen Leben weiterspielen muss. Kein Wunder: Wer so unglücklich verliebt ist wie dieser, dem verschwimmt Fiktion und Realität, dem ist es ernst – auch im Spiel …
Während das Bühnenbild das Luzerner Theater im Theater verdoppelt, orientiert sich das Kostümbild an dem Look jener Jahre, insbesondere präsent in den Filmen des italienischen Neorealismo. In den geprobten Theaterszenen hingegen lebt die Commedia dell’arte auf und verweist damit auch auf die Bezüge, die der Librettist Felice Romani in seinen Figuren angelegt hat. Denn das Faszinierende an dieser romantischen komischen Oper ist gerade der immer wieder spürbare Übergang vom festgelegten Typus zum beweglichen Menschen, vom Schema zur Lebensfülle – und nicht zuletzt steht dafür auch der Liebestrank: In den Patienten gelangen eben keine Wundermittel sondern Mut und Hoffnung.
Mit: Teodora Gheorghiu, Caroline Vitale, Madelaine Wibom; Howard Quilla Croft, Martin Nyvall, Boris Petronje, Chor und Extrachor des Luzerner Theaters, Luzerner Sinfonieorchester, Statisterie des Luzerner Theaters
Produktionsteam: John Axelrod (Musikalische Leitung), Dominique Mentha (Inszenierung), Werner Hutterli (Bühnenbild), Anna Ardelius (Kostüme), Lev Vernik (Chorleitung), Gérard Cleven (Licht), Christian Kipper (Dramaturgie)
Weitere Vorstellungen: 23.03., 25.03. (20.00 Uhr), 31.03., 08.04., 11.04., 13.04., 15.04., 22.04. (13.30 Uhr), 29.04. (20.00 Uhr), 26.05., 02.06., 07.06., 14.06.2007, jeweils 19.30 Uhr
Am 01. April 2007 (13.30 Uhr) wird die Oper «L’elisir d’amore» in einer Version für Kinder und Jugendliche aufgeführt.