Das Staatsorchester Stuttgart unter der inspirierenden Leitung von Christopher Schumann untermalt diese schönen Bühnenbilder mit fast spätromantischen Klängen, deren sphärenhafte Aura in geradezu meditative Flächen übergehen. Einen großen Auftritt hat dabei vor allem auch der mit differenzierter Inspirationskraft singende Staatsopernchor Stuttgart (Einstudierung: Manuel Pujol), der sich in feinen dynamischen Abstufungen ausgesprochen wirkungsvoll steigert.
Im ersten Bühnenbild sieht man Wellen zwischen Felsenlandschaften. Und die suggestive Musik untermalt das Geschehen in harmonisch weitschweifigen Bewegungen. Das andere Bühnenbild erinnert an eine Tropfsteinhöhle, deren geheimnisvoller Hintergrund auf eine gewaltige Landschaft weist, an deren Firmament die Sonne glänzt. Aber es gibt auch Bühnenbilder, wo es in einer Waldlandschaft schneit und wo ein brennender Scheiterhaufen in einer monumentalen Gebirgslandschaft lodert: "Du bist das Licht der Welt..." Blitze zucken, ein Gewitter deutet sich an.
Und die Musik verhüllt das visuelle Geschehen mit geheimnisvollen harmonischen und chromatischen Schleiern, meditativen Dreiklängen und ganz wenigen Schlagzeug-Akzenten: "Und die Schönheit wird allein herrschen". Es gibt viele Wiederholungen und leitmotivartige Verbindungen, die nahtlos ineinander übergehen. Assoziationen zur Spätromantik ergeben sich wie von selbst. Allerdings hat man Mühe, die Nähe zum Inhalt von Halldor Laxness' Roman "Weltlicht" nachzuvollziehen. Denn darin geht es um den Protagonisten Olafur Karason, der ein Außenseiter ist und sogar von den eigenen Eltern verstoßen wird. Er lebt an der Seite einer ungeliebten Frau, seine Kinder sterben und schließlich kommt er wegen Vergewaltigung sogar ins Gefängnis. Zuletzt wird er jedoch begnadigt und kann die Schönheit dieser Welt erleben: "Ich weine eine Träne, bin beglückt."
Die Gesangssolisten Natasha Te Rupe Wilson, Shannon Keegan, Alberto Robert und Gerard Farreras interpretierten die zuletzt fast ersterbenden Kantilenen höchst eindringlich. Wenn man diese Musik hört, denkt man eher an Jean Sibelius als an Richard Wagner, obwohl Kjartan Sveinsson und Ragnar Kjartansson (Regie und Bühne) Wagner als Bezugspunkt beim Künstlergespräch mit Dr. Ulrike Groos (Kunstmuseum Stuttgart) und Intendant Viktor Schoner erwähnen. So ist eine durchaus interessante Inszenierung entstanden, die musikalisch eher eine Brücke zur Vergangenheit bildet.
Starke Zustimmung im Publikum, "Bravo"-Rufe für diese Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.