wo [nie] ein Laut war
Choreografie: Ivan Alboresi
Mit: Ayako Kikuchi, Ako Nakanome, Caroline Matthiessen, Ivan Alboresi, Jorge Yen, Aleksey Zagorulko, Dmitry Sludyanin, Tatiana, Samos, Fenna van der Helm, Yoshimasa Yamaguchi, Zoya Ionkina
Ivan Alboresi ließ sich in seiner Choreographie von Jane Campions Roman „Das Piano“ inspirieren: Eine Frau, die sich seit ihrer Kindheit weigert zu sprechen und die sich nun auf eine Reise in ein neues Leben begibt: in einem fremden Land soll sie einen ihr fremden Mann heiraten. Sie lernt jedoch einen anderen Mann kennen und lieben.
Die Choreographie entwickelt sich zu einem fast abstrakten tänzerischen Diskurs, der sich in einer Welt bewegt, in der die Grenzen zwischen Traum und Realität, Innen- und Außenwelt allmählich zerfließen. Mit der traumartig-visionären Anlage der Choreographie und zugleich mit ihrer äußersten Reduktion der Mittel hin zu einem Minimalismus der theatralen und tänzerischen Mittel korrespondiert die Musikauswahl mit Werken des estnischen Mystiker-Minimalisten Arvo Pärt.
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Der Schwarze Rabe
Choreografie: Vitali Belikov
Mit: Vitali Belikov, Dmitry Sludyanin, Aleksey Zagorulko, Jorge Yen, Caroline Matthiessen, Ayako Kikuchi
Vitali Belikov bricht in „Der schwarze Rabe“ mit den Konventionen einer klassischen Choreographie und überschreitet die Grenzen der einzelnen Kunstgattungen, indem bei ihm die Tänzerinnen und Tänzer zugleich als Musiker, Sänger, Performer und bildende Künstler zu erleben sind. Inhaltlich greift er hierbei auf das in der russischen Mythologie und Märchenwelt weit verbreitete Motiv des schwarzen Raben zurück, der dort unter anderem als Todesbote die Seele der Sterbenden ins Jenseits begleitet und ihren Angehörigen zugleich die Todesnachricht überbringt. So erscheint der schwarze Rabe auch einem Soldaten, der im Krieg fällt – und seiner Frau, der er vom Tod des Mannes berichtet, die aber in Gedanken mit dem geliebten Mann immer vereint bleibt.
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Verklärte Nacht
Choreografie: Caroline Matthiessen
Mit: Ako Nakanome, Caroline Matthiessen, Ivan Alboresi, Aleksey Zagorulko, Vitali Belikov, Jorge Yen
Caroline Matthiessen schließlich hat in ihrer Choreographie „Verklärte Nacht“ das gleichnamige, noch spätromantische Streichsextett Arnold Schönbergs als musikalische Grundlage ihrer Arbeit ausgewählt und verarbeitet zudem das der Komposition zu Grunde liegende Gedicht Richard Dehmels. Dessen Texte waren eine bedeutende Inspirationsquelle für den jungen Arnold Schönberg, der während eines Ferienaufenthalts zusammen mit Alexander von Zemlinsky und dessen Schwester Mathilde – die später Schönbergs erste Frau werden sollte – im Jahr 1899 in nur drei Wochen „Verklärte Nacht“ komponierte und mit diesem später von ihm selber für Streichorchester bearbeiteten Werk eine seiner bis heute meistgespielten Kompositionen erschuf. Erzählt wird in „Verklärte Nacht“ von dem Geständnis einer Frau an ihren Geliebten, von einem anderen Mann schwanger zu sein: Sie habe sich, bevor sie ihren jetzigen Geliebten kennengelernt habe einem fremden, ungeliebten Mann hingegeben, da sie sich unbedingt ein Kind gewünscht habe – und bereue nun ihre Tat... In ihrer Choreographie verarbeitet Caroline Matthiessen das Geschehen, das von Schönberg eng an Dehmels Textvorlage entlang in Musik gesetzt wurde, zu einem Handlungsballett, in welchem sie die dramatischen Konflikte dieses bürgerliche Konventionen radikal in Frage stellenden Textes zuspitzt und bezüglich ihres theatralen Potenzials befragt.
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Der Italiener Ivan Alboresi absolvierte seine Tanzausbildung in klassischem und modernen Ballett und Jazz an der „Accademia del Teatro Nuovo di Torino“. Im Anschluss studierte er an der „John Cranko Akademie“ in Stuttgart. Engagements führten ihn an die Theater in Ulm, Wiesbaden, St. Gallen, Pforzheim, Marburg und Aalen. Er tanzte unter anderem in Choreographien von Heinz Sporelli, Ben van Cauwenbergh, Qu Ping, Gonzalo Galguera und Tony Sterago.
Seit der Spielzeit 2001/2002 ist er feste Mitglied der Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters Würzburg.
In der Spielzeit 2003/2004 wurde er mit dem Theaterpreis Würzburg des Theaterfördervereins ausgezeichnet.
Bereits zweimal führte Ivan Alboresi in Schauspielproduktionen der italienischen Gesellschaft Theater am Neunerplatz in Würzburg Regie.
In den letzten Spielzeiten war er in den Choreografien von Ballettdirektorin Anna Vita „Andersens Welt“, „Die Rattenfalle“ als Andersen und als Miles, in „Der Tod und das Mädchen“ als Tod, in Prokofjews „Romeo und Julia“ als Mercutio und Tschaikowskys „Der Nussknacker“ als Fritz zu erleben. In Birgit Scherzers Choreografie „Requiem!!“ tanzte er die Rolle des M2, und in Youri Vàmos Choreografie „Paganini“ die Titelrolle als Teil des Ballettabends „Virtuosi“. In der Spielzeit 2006/2007 erlebte seine eigene Choreografie „Adele Alba“ ebenfalls im Junge Choreografen Projekt „Laboratorium Tanz“ seine Uraufführung.
Vitali Belikov erhielt seine Ausbildung an der Rudolf Nurejew Ballettakademie in Ufa und and der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Er tanzte bereits während seines Studiums am Rudolf Nurejew Staatstheater in Ufa und arbeitete unter anderem mit Yuri Grigorovich zusammen. Es schlossen sich Engagements am Stansislawsky und am Nemirowich-Danchenko Theater Moskau an, wo er unter anderem mit dem Choreografen Wladimir Wassiliew arbeitete. In Deutschland wirkte er in Produktionen am Staatstheater Darmstadt, im Künstlerhaus mousonturm, dem Frankfurter Gallus-Theater, dem Frankfurter Dom sowie der Tanzfabrik Berlin mit und arbeitete unter anderem mit William Forsythe zusammen. Zwischen 2004 und 2006 war er als Solotänzer am Stadttheater Nordhausen engagiert.
Seit der Spielzeit 2006/2007 ist Vitali Belikov festes Mitglied in der Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters, wo er unter anderem in den Produktionen „Le Boeuf / Der Tod und das Mädchen“, als Tybalt in „Romeo und Julia“ und als Dr. Drosselmaier in „Der Nussknacker“. In der Spielzeit 2006/2007 feierte seine Choreografie „The Astral Sleep“ ihre Uraufführung im Rahmen des Junge Choreografen Projektes „Laboratorium Tanz“.
Caroline Matthiessen ist seit 2005 festes Ensemblemitglied der Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters Würzburg ist. Sie war dort unter anderem als Gerda in „Andersens Welt“, als Emily in „Die Rattenfalle“, als Julia in „Romeo und Julia“, als die Schneeeule in „Der Nussknacker“, als Mädchen in „Der Tod und das Mädchen“ und als Constanze in „Virtuosi“ auf der Bühne zu erleben.
Nach ihrem Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main unter der Leitung von Egbert Strolka arbeitete sie von 1995 – 1998 mit der „Jungen Ballettkompanie Hessen“ unter anderem mit James Sutherland und als Gast beim Hessischen Staatstheater Wiesbaden mit Ben van Cauvenberg. Seit August 1998 war sie am Theater der Stadt Bielefeld in zahlreichen Choreografien von Philip Landsdale, unter anderem als Ophelia in „Hamlet“, Swanilda in „Coppèlia“ und Odette/Odile in „Schwanensee“.
Im Juli 2002 wurde sie von der Zeitschrift ‚Theater-Pur‘ zur besten Nachwuchstänzerin gewählt und im Dezember 2006 erhielt sie den Förderpreis des Theaterfördervereins des Mainfranken Theaters Würzburg.
Im September 2008 wurde ihr in der Münchener Residenz der bayerische Kunstförderpreis verliehen.