Auch Dvoraks Slawischer Tanz op. 72 Nr. 2 "Starodavny" besaß Glut und wildes Feuer. Diese kunstvollen Stilisierungen böhmischer Tänze wirkten gemessen und ländlerartig zugleich - auch ungestüme Polka-Momente waren dabei.
Von Jean Sibelius erklang dann "Valse triste" op. 44 aus "Kuolema". Der Charakter dieses traurigen Walzers der kranken Mutter kam hier sehr plastisch zum Vorschein. Die Pizzicati der Streicher mischten sich unheimlich mit der chromatisch gefärbten Walzermelodie. Leidenschaftlich folgte ein Duett von Flöte und Klarinette. Ekstatisch steigerten sich die einzelnen Themen.
Elektrisierende Rhythmen und starke dynamische Kontraste mit zahlreichen Tempowechseln und Synkopen beherrschten die gelungene Interpretation der Ungarischen Tänze Nr. 1, 5 und 6 des Dvorak-Förderers Johannes Brahms, die die "bietigheimer kammersinfonie" unter Peter Wallinger mit nie nachlassender Energie und Emphase musizierte. Die ungarischen Motive blitzten immer wieder leuchtkräftig hervor, inspiriert von der freizügigen Volksmusik magyarischer Stämme. Auch zigeunerische Reminiszenzen fehlten nicht. Wallinger unterstrich die Gemeinsamkeiten beider Komponisten.
Höhepunkt dieses Festkonzerts war jedoch die eindrucksvolle Interpretation von Ludwig van Beethovens Violinkonzert in D-Dur op. 61 mit der Geigerin Ursula Schoch, die Mitglied der Berliner Philharmoniker war und jetzt Konzertmeisterin des Königlichen Concertgebouw-Orchesters Amsterdam ist. Mit großer Harmonie und Tiefe interpretierte Ursula Schoch dieses Werk, dessen humanes Ethos hier hervorstrahlte. So konnten sich die weihevoll-ernsten Themen gut entfalten. Die lyrischen Episoden gewannen eine starke Ausdruckskraft. Mit vier bedeutungsvollen Paukenschlägen eröffnete den ersten Satz Allegro ma non troppo das überaus gesanglich gestaltete Hauptthema. Seinen breit strömenden Fluss fing dann ein modulierender Gedanke auf, der noch dramatischer und rhythmisch gestrafft wirkte. In warmer, schlichter Lyrik blühte das Seitenthema auf, wobei die "sueddeutsche kammersinfonie bietigheim" unter Peter Wallinger die Solistin dezent begleitete. Die Solovioline rückte die Themen im Stil des Sonatenschemas in ein friedvoll-entrücktes Leuchten. Mild-verklärend und in erhabener Schlichtheit entfalteten sich hier die Melodien. Auch die Melodie des zweiten Larghetto-Satzes besaß ergreifende Schönheit durch den Unterton einer sanften Ekstase. Es waren die reizvollen Umspielungen der variierten Melodie in der Solovioline. Aus dieser feierlichen Entrücktheit leitete eine Kadenz geradezu geheimnisvoll in das Rondo mit seinem fröhlichen Thema über. Es kam zu einem facettenreichen Disput mit dem Orchester. Prägnante Einwürfe sorgten immer wieder für Abwechslung und Überraschungen. In launigem Übermut wurden dann die drohenden "tragischen" Verwicklungen aufgelöst. Ganz leise verflüchtigte sich das Rondothema im Solopart, bevor zwei kräftige Akkordschläge den Schlusspunkt setzten.
Für diese reife Interpretation gab es begeisterten Schlussapplaus des Publikums. Als Zugabe spielte Ursula Schoch noch das Largo aus der dritten Violin-Solosonate von Johann Sebastian Bach, dessen wunderbar fließender Charakter die Zuhörer faszinierte.