Der Machtskeptiker Giuseppe Verdi komponierte 1867 für Paris Don Carlos im historisierenden Stil des kurz zuvor verstorbenen Stars der Grand Opéra, Giacomo Meyerbeer. Spektakel und Drama verbinden sich zur bereits anachronistischen Großform, die den Menschen im gigantischen Getriebe des Machterhalts zerreibt. Die Daueröffentlichkeit des Spiels um Thronfolger Carlos, dessen Verlobte Elisabeth zu seiner Stiefmutter wird, und den der vermeintlich stille Revolutionär Posa zum Konflikt mit König Philipp anstachelt, ist doppelt gerahmt durch die Legitimation der spanischen Herrschaft aus dem katholischen Glauben. Friedrich Schiller ließ schon in seinem Don Karlos den Großinquisitor Nachtschwärze ins zaghafte Licht der Gedanken einer jungen Generation gießen, die sich nichts wünscht, als Freiheit für die Massen. Obskurantismus nennt man das, ein bewusstes Verdunkeln geistigen Fortschritts.
Regisseurin Lotte de Beer blickt mit Don Carlos in eine vielleicht nicht allzu ferne Zukunft, in der ein neuer Gottesstaat entsteht. Ein Regime der Angst stellt sicher, wessen Leben als politische Verhandlungsmasse verfügbar ist und wessen Leben um jeden Preis geschützt werden muss.
Uraufführung 1867 in Paris
Revidierte Fassung von 1886 mit Ergänzungen aus der Pariser Urfassun
Libretto von François Joseph Pierre Méry und Camille du Locle
nach dem dramatischen Gedicht Don Karlos, Infant von Spanien von Friedrich Schiller und dem Drama Philippe II., roi d’Espagne von Eugène Cormon
in französischer Sprache mit deutsche Untertiteln
Musikalische Leitung Cornelius Meister
Regie Lotte De Beer
Bühne & Kostüme Christof Hetzer
Licht Alex Brok
Chor Manuel Pujol
Dramaturgie Franz-Erdmann Meyer-Herder, Peter Te Nuyl
Kampfchoreograf Ran Arthur Braun
Philipp II. Goran Jurić
Don Carlos Massimo Giordano
Marquis von Posa Björn Bürger
Der Großinquisitor Falk Struckmann
Ein Mönch Michael Nagl
Elisabeth von Valois Olga Busuioc
Prinzessin Eboli Ksenia Dudnikova
Thibault, Page Elisabeths Carina Schmieger
Eine Stimme vom Himmel Claudia Muschio
Graf von Lerma / Ein königlicher Herold Christopher Sokolowski
Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart
Die Einführung findet 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Foyer I. Rang statt.
Weitere Vorstellungen
01. / 03. / 08. / 10. November 2019
15. / 21. / 26. März 2020
18. April 2020
Das Bld zeigt Giuseppe Verdi