Faust trauert um seine verlorene Jugend. In tiefer Verzweiflung will er dem Leben ein Ende setzen, als Méphistophélès erscheint, der ihm – um den Preis von Fausts Seele im Jenseits – seine Dienste anbietet. Faust willigt ein und begehrt Jugend und Liebe. Als nunmehr junger Mann lernt er Marguerite kennen. Zunächst weist sie Fausts Annäherungen zurück, der sie jedoch mit Méphistophélès‘ Hilfe verführen kann. Bald schon ist er des Mädchens überdrüssig und verlässt sie, obwohl sie ein Kind von ihm erwartet. Als Faust reumütig zu ihr zurückkehrt, trifft er auf Marguerites Bruder Valentin, der ihn zum Duell fordert. Méphistophélès greift in den Zweikampf ein, Valentin wird getötet und verflucht sterbend seine Schwester, die Fausts Rückkehr herbeisehnt. Sie wird vom bösen Geist Méphistophélès‘ in den Wahnsinn getrieben und tötet schließlich ihr Kind. Während Marguerite im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartet, versuchen die dunklen Mächte ein letztes Mal, sich ihrer Seele vollends zu bemächtigen.
Um Goethes großes Lebenswerk Faust kommt man in Deutschland kaum herum – sei es als Schullektüre oder in der Theaterlandschaft. Auch für das Musiktheater wurde der Stoff adaptiert, als führende Version gilt Charles Gounods lyrisches Drama Faust (Margarethe) von 1869. Im deutschen Sprachraum wurde das Stück häufig unter dem Namen Margarethe rezipiert, um den Unterschied zu Goethes Drama herauszustellen und vor allem, um die Ablehnung einer französischen Interpretation des deutschen Stoffes zu verdeutlichen.
Die Grand opéra brachte für den Komponisten den Durchbruch – und ist nun erstmals seit 70 Jahren wieder in Erfurt zu sehen! Inhaltlich fokussiert sich der französische Komponist darin auf die Gretchentragödie in Goethes Faust I, eine detailgetreue Adaption des Theaterstücks ist die Oper jedoch nicht. Schon der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick sprach von einem „Musikalischen Bilderbuch zu Goethes Faust“.
Das THEATER ERFURT bringt das fünfaktige Stück als Produktion in der Reihe „Oper - halbszenisch“ auf die Bühne. Für die Inszenierung zeichnet der junge französische Regisseur Benjamin Prins verantwortlich, die musikalische Leitung hat Jari Hämäläinen, die Ausstattung liegt in den Händen von Hank Irwin Kittel. In den Hauptrollen zu hören sind Richard Carlucci (Faust), Vazgen Ghazaryan (Méphistophélès), Ilia Papandreou (Margarethe) und Kartal Karagedik (Valentin).
Inhalt
Charles Gounod
Eigentlich schrieb der 1818 geborene Gounod seine vierte Oper Faust (Margarethe) schon 1859, die Uraufführung erfolgte am 19. März desselben Jahres. Diese gesprochene Dialogfassung wurde während der kommenden Dekade jedoch grundlegend überarbeitet, die bis heute gespielte Neufassung feierte am 3. März 1869 an der Pariser Oper Premiere. Als Grand Opéra wurde sie ein Welterfolg für Gounod und die Texter Jules Barbier und Michel Carré, die bereits zusammen Hoffmanns Erzählungen schufen (am THEATER ERFURT in der Spielzeit 2008/09 inszeniert). Tschaikowsky würdigte die „große Meisterschaft“ und die „Eigenart“, mit der die Oper komponiert sei. Charles Gounod machte das Werk zusammen mit seinen elf anderen Opern zu einem der bedeutendsten Vertreter der französischen Opéra lyrique, über seine kompositorische Tätigkeit hinaus arbeitete er als Chordirektor in Paris und London.
Oper in fünf Akten von Charles Gounod
Text von Jules Barbier und Michel Carré
UA Paris 1859
In französischer Sprache mit Übertiteln
Oper halbszenisch
Jari Hämäläinen (Musikalische Leitung)
Zoi Tsokanou (Musikalische Leitung (22.05., 31.05., 13.06.15))
Benjamin Prins (Szenische Konzeption)
Hank Irwin Kittel (Ausstattung)
Stefan Winkler (Licht)
Andreas Ketelhut (Chor)
Dr. Berthold Warnecke (Dramaturgie)
Richard Carlucci (Faust)
Vazgen Ghazaryan (Mephistopheles)
Kartal Karagedik (Valentin)
Nils Stäfe (Valentin (22.5., 31.5., 13.6.))
Gregor Loebel (Wagner / Brander)
Ilia Papandreou (Margarethe)
Dorothea Spilger * (Siebel)
Stéphanie Müther (Marthe Schwerdtlein)