In der Mitte seines Lebens angelangt, beschleichen ihn große Zweifel über das, was war, und über das, was da noch kommen mag. Eine in ihre Einzelteile zersplitterte Welt, die ihm fremd erscheint, liegt vor ihm. Stimmen werden in ihm laut, das Unbewusste, Sehnsüchte und Begierden bahnen sich ihren Weg. In diesem wunden Zustand trifft Faust auf Mephisto. Mit ihm geht er eine folgenreiche Wette ein. Er gibt sein Leben, wenn Mephisto es schafft, ihm den einen höchsten Augenblick zu bescheren.
Mit dem Teufel an seiner Seite gelangt Faust mehr und mehr in die unentdeckten Sphären seiner selbst. Was in Auerbachs Keller als leichtes Saufgelage mit dem pöbelnden Volk beginnt, setzt sich als exzessiver Verjüngungstrip in der Hexenküche fort. Raum und Zeit werden außer Kraft gesetzt, immer stärker wächst die Begierde nach dem „Mehr“ und dem Unmöglichen. So trifft Faust schließlich auf Gretchen. Sie ist mit ihrer pulsierenden Lebensbejahung eine ernsthafte Bedrohung für den Teufel. Und was eine Liebesgeschichte hätte sein können, bei der man verweilen möchte, endet mit der Vernichtung und Zerstörung dieser jungen Frau, die noch nicht einmal angefangen hatte zu leben. Fausts Rastlosigkeit und seine Begierde nach dem immer Neuen hat sich längst schon verselbständigt. Das maßlose „Ich“ kennt kein Halten mehr.
Schauspieldirektor Carsten Knödler nimmt sich dieses Parfourceritts an. Er wird Goethes 1808 erschienen „Faust I“ mit den Mitteln des Schauspiels und des Tanzes auf den Kopf stellen und die Wissenschaftsgläubigkeit und Gültigkeit von Rationalität und Vernunft hinterfragen. Er spürt dabei archaischen und zugleich ganz konkreten Fragen nach: Wie können und wollen wir leben und wie viel Faust steckt in jedem von uns?
Carsten Knödler
absolvierte ein Chemiestudium, bevor er sich an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig zum Schauspieler ausbilden ließ. Anschließend engagierte ihn Herbert Olschok ans Chemnitzer Schauspiel. Carsten Knödler begann Regie zu führen und Theaterstücke zu schreiben. Seit 1997 hat Carsten Knödler einen Lehrauftrag an Leipziger Hochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Ab 2003 freiberuflich tätig, inszenierte er u. a. am Staatsschauspiel Schwerin, am Pfalztheater in Kaiserslautern, in Gera, Greifswald, Rudolstadt, Heilbronn, Neustrelitz, in Leipzig und am Staatsschauspiel Dresden. Er schuf eine Vielzahl von eigenen Bearbeitungen und Stückfassungen, so liegen bei den Verlagen Whale Songs / Hartmann & Stauffacher sowie Felix Bloch Erben u. a. seine Fassungen von „Effi Briest“, „Cyrano de Bergerac“, „König Artus“ und „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ vor. Von 2009 bis 2013 leitete er als Schauspielintendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau den Standort Zittau. Seit 2013 ist Carsten Knödler Schauspieldirektor am Theater Chemnitz. Hier inszenierte er u. a. „Hedda Gabler“, „Ein Volksfeind“, „Einer flog über das Kuckucksnest“ und zuletzt das Musical „Struwwelpeter (Shockheaded Peter)“.
Kooperation mit dem Ballett Chemnitz
Regie: Carsten Knödler
Bühne: Frank Hänig
Kostüme: Ricarda Knödler
Choreografie: Sabrina Sadowska
Musik: Steffan Claußner
Mit: Philipp Otto (Faust), Dirk Glodde (Mephisto), Wolfgang Adam (Faust/Alter Ego I, Erdgeist), Martin Valdeig (Faust/Alter Ego II, Student), Ludwig Stein* / N. N. (Faust/Alter Ego III, Kind, Valentin), Susanne Stein (Herr, Marthe, Hexe), Seraina Leuenberger (Gretchen), Jan Gerrit Brüggemann (Wagner, Böser Geist) * Mitglied der Statisterie
Damen und Herren des Balletts: Isabel Dohmhardt, Helena Gläser, Nela Mrázová, Soo-Mi Oh, Alanna-Saskia Pfeiffer / Molly Gardiner, Tarah-Malaika Pfeiffer, Raul Arcangelo, Yoh Ebihara, Alejandro Guindo Martín, Benjamin Kirkman, Milan Maláč / Jean-Blaise Druenne, Alessio Ciaccio
Vorspiel auf dem Theater: Steffi Baur**, Cathrine Dumont**, Johannes Bauer**, Konstantin Rickert**
** Schauspielstudio Chemnitz
11.05.2017
Donnerstag
19:30 Uhr
12.05.2017
Freitag
19:30 Uhr
17.05.2017
Mittwoch