Der Mann ist alt geworden. Die Lieben und Schmerzen von gestern drängen in sein Bewusstsein. Er erinnert sich und fantasiert, fragt sich, welche Möglichkeiten es gegeben hätte. In der Auseinandersetzung mit und in den Worten von Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Max Frisch beginnt er ein Spiel mit Zeiten und Lebensentwürfen. Der Alte sucht nach der Wahrheit zwischen den Versen, dem Dunklen hinter den Bildern und dem Schönen jenseits der Fakten. Dabei stößt er auf immer noch schwärende Wunden.
Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Max Frisch sind drei Gigant*innen der deutschsprachigen Literatur. Nach Weltkrieg und Shoa erforschten sie ihre Möglichkeiten einer Poesie in den Worten der Mutter- und Mördersprache. Ihre radikal unterschiedlichen Herkünfte – als „neutraler“ Eidgenosse, Überlebender eines Arbeitslagers und Nachfahrin eines NSDAP-Mitgliedes – sind eingeschrieben in ihre Werke und überschatten ihre realen (Liebes-)Beziehungen zueinander. Ihre Briefe sind Dokumente des wirklichkeitswunden Ringens um Ausdruck und Verständigung. Vier Schauspieler*innen tauchen ein in die unterschiedlichen faszinierenden Welten aus Utopien, Leidenschaften und Identitäten. In Bregenz, am geografischen Schnittpunkt der vier deutschsprachigen Länder, feiern sie ein Bühnenfest für die Literatur. In einer Zeit, in der die letzten Augenzeugen der Katastrophe verstummen und Krakeeler erinnerungspolitische Wenden einfordern, befragen sie sich und uns nach den Möglichkeitsräumen unserer Sprache und den Perspektiven einer dem Menschen zugewandten Welt.
Simon Meienreis ist Regisseur, Dramaturg und Autor. Er wurde 1986 in Bochum geboren und studierte Volkswirtschaftslehre, Philosophie und Soziologie in Essen, Hamburg und Jena. Feste Stationen als Dramaturg waren das Theaterhaus Jena, das Hessische Landestheater Marburg und das Schauspielhaus Bochum. Außerdem gastierte er an unterschiedlichen Häusern, u.a. mehrfach am Staatstheater Darmstadt. Als Regisseur zeichnete er u.a. für die Uraufführung des Romans „Schluckspecht“ des Ingeborg-Bachmann-Preisträgers Peter Wawerzinek verantwortlich.
Für DIE COLLAGIERTE ZEIT studierte Simon Meienreis nicht nur eingehend die Werke von Bachmann, Celan und Frisch, sondern begab sich zu Recherchearbeiten u. a. nach Klagenfurt und Zürich, in das dortige Max Frisch-Archiv.
Die Schauspieler*innen
Neben den Ensemblemitgliedern Johanna Köster und Tobias Krüger ist in DIE COLLAGIERTE ZEIT Nico Raschner in seiner ersten Premiere, als nun festes Ensemblemitglied, am Vorarlberger Landestheater zu erleben. Der Bregenzer sammelte dort bereits im Jugendclub Bühnenerfahrung und schloss im vergangenen Jahr seine Ausbildung zum Schauspieler in Salzburg ab. Und als Gast: Manfred Böll ist ebenfalls gebürtiger Österreicher, aus Linz. Seine Schauspielerkarriere führte ihn an die Theater u. a. in Nürnberg, Aachen, Bremen, Freiburg. Längere Station machte er von 1989 bis 2012 am Schauspielhaus Bochum, wo während der Intendanzen von Frank-Patrick Steckel, Leander Haußmann, Matthias Hartmann und Anselm Weber ein prägendes Gesicht des Ensembles war. Nun ist er erstmals am Vorarlberger Landestheater an einer Produktion beteiligt und steht seit langer Zeit wieder auf einer Bühne in Österreich.
Inszenierung: Simon Meienreis
Bühne und Kostüm: Mirella Oestreicher
Licht: Arndt Rössler
Dramaturgie: Ralph Blase
Regieassistenz: Constanze Wagner
Ausstattungsassistenz: Leslie Bourgeois
Inspizienz: Eva Lorünser
Mit: Manfred Böll
Johanna Köster
Tobias Krüger
Nico Raschner
Matinee So 17. März 2019, 11.00 Uhr, T-Café
Termine Di 26.3. / Sa 6.4. / Fr 12.4. / Mi 24.4. / Do 9.5. /
So 12.5., 19.30 Uhr, Grosses Haus
Publikumsgespräch: Mi 24. April 2019, im Anschluss an die Vorstellung
Einführungen: vor jeder Vorstellung um 19.00 Uhr (ausgenommen Premiere)
Das Bild zeigt Ingeborg Bachmann