Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutsche Erstaufführung: "Writing to Vermeer", Oper von Louis Andriessen, Theater und Orchester HeidelbergDeutsche Erstaufführung: "Writing to Vermeer", Oper von Louis Andriessen,...Deutsche Erstaufführung:...

Deutsche Erstaufführung: "Writing to Vermeer", Oper von Louis Andriessen, Theater und Orchester Heidelberg

Premiere Fr 11.05.2018, 19.30 Uhr, Marguerre-Saal, 18.45 Uhr Einführung

Der holländische Barockmaler Jan Vermeer (1632–75) ist die zentrale Person dieser Oper – und kommt doch nicht in ihr vor. Er reist nach Den Haag; die in seinem Haushalt lebenden Frauen schreiben ihm in dieser Zeit jeweils sechs Briefe: seine Frau Katarina Bolnes, seine Schwiegermutter Maria Thins und sein Model Saskia de Vries. Es geht um Alltägliches im Haushalt, um die Sehnsucht nach dem Abwesenden und um die Kinder. Währenddessen bedrohen fünf Flüssigkeiten das Leben in Delft: Tinte, Lack, Milch, Blut und Wasser. Die Ereignisse finden statt im Jahr 1672, in dem der französisch-niederländische Krieg begann. Der wirtschaftliche Zusammenbruch betraf auch den vormals finanziell gut gestellten Maler, der sein Leben hoch verschuldet beenden musste.

 

Copyright: Videostill aus der Inszenierung

Louis Andriessen (geb. 1939) ist der einflussreichste niederländische Komponist seiner Generation. Mit Writing to Vermeer vertont er bereits zum zweiten Mal ein Libretto des englischen Filmregisseurs Peter Greenaway (geb. 1942). Bekannt als künstlerisch inspiriert von den Werken Strawinskys und Ives sowie verschiedener Richtungen des Jazz und der Improvisation, lässt sich Andriessen bei dieser Arbeit auf das musikalische Erbe des Barock ein und verbindet es mit seiner eigenen Sprache.

Writing to Vermeer entstand aus einer Idee des Filmemachers Peter Greenaway. Wir hatten bereits bei einem Fernseh-Kurzfilm zusammengearbeitet und auch bei meiner vorherigen Oper, Rosa, a Horse Drama, in der es um einen Cowboy geht, der sich in sein Pferd verliebt. Der Stoff bot viel Raum für energetische Cowboy-Filmmusik. Vermeer liefert das perfekte Motiv: er hatte im Delft des 17. Jahrhunderts die schönsten Gemälde der Menschheitsgeschichte geschaffen, und das in Zeiten schwerster politischer Unruhen.

Das von Greenaway geschriebene Libretto ist sehr delikat und enthält wenig Handlung, dafür jedoch Verweise auf die chaosgeplagte Außenwelt. Vermeer ist unterwegs auf Reisen, die Oper spielt in seinem Haushalt. Die Protagonisten sind seine Frau, seine Kinder und sein Lieblingsmodel. Es gibt keine männlichen Rollen. In der Partitur sind Lieder enthalten, die Sweelinck ebenfalls für seine Kompositionen benutzte.

Für den Kenner: Bei der musikalischen Form der gesamten Oper handelt es sich um ein Spiegelbild: Szene 4 besitzt die gleichen Proportionen wie Szene 3 und so weiter. Jedoch nicht wortwörtlich, wie bei Webern, sondern eher durch »erneutes Erzählen eines jeden Details«.

Die erste Inszenierung von Writing to Vermeer wurde ab Ende des Jahres 1999 bis Anfang 2000 aufgeführt. Es folgten eine Tour nach New York sowie eine Aufnahme auf CD. Seitdem gab es durchaus konzertante Aufführungen (eine Orchestersuite-Version miteingeschlossen), allerdings kam es nie wieder zu einer Bühneninszenierung – bis heute in Heidelberg.
 

Johannes von Matuschka absolvierte sein Regie- und Schauspielstudium am Wiener Max Reinhardt Seminar. Nach zwei Jahren als Regieassistent an den Münchener Kammerspielen und der Berliner Schaubühne begann er 2007 mit eigenen Inszenierungen im In- und Ausland. 2007–2008 war er auf Einladung des Goethe-Instituts für ein Theaterprojekt in Indien. Er erarbeitete in mehrmonatigen Workshops das Theaterprojekt „Electronic Cities“ für das Hindu Metro Plus Theatre Fest in Chennai, Tamil Nadu. 2009 war Matuschka an der Metropolitan Opera in New York und an der Scala in Mailand beschäftigt. Im selben Jahr inszenierte er „Penthesilée – A bout desouffle“ am Nationaltheater in Bordeaux. 2010 gewann er für seine Inszenierung von „Die Große Depression“ von Arthur Miller den Hauptpreis der Jury der Bayerischen Theatertage. Seither arbeitet er regelmäßig an deutschsprachigen Theaterbühnen, u. a. am Landestheater Linz, Mainfranken Theater Würzburg, Staatstheater Nürnberg, Stadttheater Konstanz sowie auf diversen Festivals (u. a. F.I.N.D. Festival Berlin; Kleist Festtage, Frankfurt / Oder. Intensiv auf der Suche nach der Schnittmenge zwischen Sprech- und Musiktheater absolvierte er 2016 sein Operndebüt an der Staatsoper Hannover mit „Der Traumgörge“ von Alexander Zemlinsky. 2017 folgte Verdis „Simon Boccanegra“ am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Mit „Writing to Vermeer“ stellt sich Johannes von Matuschka erstmalig am Theater und Orchester Heidelberg als Regisseur vor.

Johannes von Matuschka absolvierte sein Regie- und Schauspielstudium am Wiener Max Reinhardt Seminar. Nach zwei Jahren als Regieassistent an den Münchener Kammerspielen und der Berliner Schaubühne begann er 2007 mit eigenen Inszenierungen im In- und Ausland. 2007–2008 war er auf Einladung des Goethe-Instituts für ein Theaterprojekt in Indien. Er erarbeitete in mehrmonatigen Workshops das Theaterprojekt „Electronic Cities“ für das Hindu Metro Plus Theatre Fest in Chennai, Tamil Nadu. 2009 war Matuschka an der Metropolitan Opera in New York und an der Scala in Mailand beschäftigt. Im selben Jahr inszenierte er „Penthesilée – A bout desouffle“ am Nationaltheater in Bordeaux. 2010 gewann er für seine Inszenierung von „Die Große Depression“ von Arthur Miller den Hauptpreis der Jury der Bayerischen Theatertage. Seither arbeitet er regelmäßig an deutschsprachigen Theaterbühnen, u. a. am Landestheater Linz, Mainfranken Theater Würzburg, Staatstheater Nürnberg, Stadttheater Konstanz sowie auf diversen Festivals (u. a. F.I.N.D. Festival Berlin; Kleist Festtage, Frankfurt / Oder. Intensiv auf der Suche nach der Schnittmenge zwischen Sprech- und Musiktheater absolvierte er 2016 sein Operndebüt an der Staatsoper Hannover mit „Der Traumgörge“ von Alexander Zemlinsky. 2017 folgte Verdis „Simon Boccanegra“ am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Mit„Writing to Vermeer“ stellt sich Johannes von Matuschka erstmalig am Theater und Orchester Heidelberg als Regisseur vor.

Elektronische Einspielungen von Michel van der Aa

    Musikalische Leitung Dietger Holm | Olivier Pols
    Regie Johannes von Matuschka
    Bühne Magdalena Gut
    Kostüme Florence von Gerkan
    Mitarbeit Kostüme Hwan Kim
    Video Philipp Ludwig Stangl
    Chordirektion Ines Kaun
    Dramaturgie Merle Fahrholz
    Catharina Bolnes Hye-Sung Na
    Saskia de Vries Irina Simmes
    Maria Thins Elisabeth Auerbach

    Damenchor des Theaters und Orchesters Heidelberg und Choäste
    Mitglieder des Kinder- und Jugendchors des Theaters und Orchesters Heidelberg
    Kinderstatisterie des Theaters und Orchesters Heidelberg
    Philharmonisches Orchester Heidelberg

So 13 Mai
19.00 Uhr > Marguerre-Saal | 18.15 Uhr Einführung
Do 24 Mai
19.30 Uhr > Marguerre-Saal | 18.45 Uhr Einführung
Fr 1 Juni
19.30 Uhr > Marguerre-Saal | 18.45 Uhr Einführung
Di 3 Juli
19.30 Uhr > Marguerre-Saal
Mo 9 Juli
19.30 Uhr > Marguerre-Saal

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 29 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURCHT VOR DER FREIHEIT -- Neue Reihe "Studio goes Politics" im Studiotheater STUTTGART

Die Kabarettistin Stephanie Biesolt eröffnete zusammen mit der Schauspielerin Marion Jeiter diese neue Kabarett-Reihe im Studiotheater. Dabei wurde die AfD aufs Korn genommen. Beim "Angriff auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑