Eine Bewegung „gezeichnet vom Galopp der Pferde und von den Schlägen des menschlichen Herzens, die uns hineinführt in den Geist der Dichtung; das Vergnügen an der Schnelligkeit der Handlung verbindet sich sofort mit einem Gefühl der Weite in der Verfügbarkeit von Zeit und Raum.“
Kein Wunder also, dass Ariosts phantastischer Kosmos nicht als Inspiration von weit mehr als hundert Opern und Theaterstücken diente, sondern auch Choreografen, wie jetzt Rafaële Giovanola vom Bonner Ensemble COCOONDANCE, fasziniert und begeistert.
In Ariosts’ Epos „Orlando furioso“ geht es auf den ersten Blick um den Kampf zweier Kulturen: Ein islamisches Heer steht vor den Toren von Paris, und die christlichen Ritter verteidigen das Abendland. Vierhundert Jahre später, 1532, glaubt Ariost jedoch an kein Rittertum mehr. Geblieben sind für ihn Egoisten, Verrückte, Einsame, die sich nach dem Verlust des mittelalterlichen Weltbildes mit der Anarchie und dem Chaos der Renaissance herumschlagen.
Bei dem bunten Erzählteppich unzähliger, ineinander verschachtelter Geschichten um den liebeskranken Orlando konzentriert sich „ORLANDO – scrapped“ ganz auf die „Mondepisode“, den zentralen Kern des Epos, der nie dramatisiert oder in einer Oper vertont wurde. In ihr unternimmt ein englischer Prinz eine Reise auf den Mond, um den verlorenen Verstand Orlandos zu suchen. Er findet dort eine Parallel- und Spiegelwelt vor, eine poetische Antwort auf die (postmoderne) Erfahrung von der Pluralität der Welt, die nun, rund 500 Jahre nach seiner Entstehung, von der Choreografin Rafaële Giovanola und ihrem Komponisten Jörg Ritzenhoff angeführten Expedition, gemeinsam mit dem Publikum durchwandert und wiederentdeckt werden will.
COCOONDANCE wurde 2000 anlässlich einer Einladung zum Avignon-Off-Festival gegründet. Die "Freie Szene" war für dessen Choreografin Rafaële Giovanola ein künstlerischer Freiraum neben dem festen Engagement bei der städtischen Kompanie in Bonn. Zuvor war die in Baltimore/USA geborene Schweizerin Solistin in Turin. Von dort aus wurde sie an das Frankfurter Ballett engagiert, wo sie acht Jahre lang mit William Forsythe arbeitete. Von 1990 bis 2003 war sie Mitglied in Pavel Mikuláštiks Choreographischem Theater, zuletzt in Bonn, wo sie nach dessen Auflösung 2003 die Arbeit mit der eigenen Gruppe fortführt. 2004 erhielt COCOONDANCE eine von Stadt und Land unterstützte Bleibe im Bonner Theater im Ballsaal, wo im Zeitraum 2000 bis 2008 sechzehn abendfüllende Produktionen entstanden. Das mehrfach preisgekrönte Ensemble gastiert seit Jahren europaweit auf Festivals.
Soeben hat die nordrhein-westfälische Landesregierung COCOONDANCE neben drei weiteren Kompanien für eine NRW-Spitzenförderung ausgewählt. Eine Jury bestehend aus den Journalistinnen Nicole Strecker (Köln), Melanie Suchy (Frankfurt) und Bettina Trouwborst (Krefeld), Dieter Buroch, dem künstlerischen Leiter des Theaters Mousonturm in Frankfurt, und dem Theaterreferenten des Landes Wolfgang Hoffmann hatte aus 24 Bewerbungen die vier Künstler bzw. Kompanien ausgewählt.
Eine Koproduktion von COCOONDANCE mit dem THEATER BONN, The Manning Camerata-Orchestra (London) und dem Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
Komposition (basierend auf Händel): Jörg Ritzenhoff
Von und mit:
Miquel Barcelona, Patrick Entat, Volkhard Samuel Guist, Martin Inthamoussú, Juan Luis Matilla Terrones, Maura Morales, Vicky Pérez Mirinda, Zufit Simon, Bärbel Stenzenberger, Eric Trottier, Yoshiko Waki
Gesang: Susanne Blattert
Musik: Jörg Ritzenhof, Matthias Höhn und drei Solisten des Manning Camerata-Orchestra, London
Choreographie und Inszenierung: Rafaële Giovanola
Komposition und Musikalische Leitung: Jörg Ritzenhoff
Bühne: Frank Chamier
Kostüme: Marion Eisele
Lichtgestaltung: Marc Brodeur
Video: Axel Largo
Coaching: Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola
Assistenz: Anna Rick
Ausstattungsassistenz: Ansgar Baradoy
Dramaturgie und Konzept Rainald Endraß
Gefördert durch: Kunststiftung NRW / Landschaftsverband Rheinland / Der Ministerpräsident der Landes NRW / Le Conseil de la Culture Etat du Valais