Seinen Anker wirft das Festival in diesem Jahr in der Berliner Volksbühne aus. Acker Stadt Palast, Ballhaus Ost und die St. Elisabeth Kirche ergänzen als Satelliten den Festivalraum.
Das freie Musiktheater in Berlin
Aus der Berliner Musiktheaterszene vereint das Programm von BAM! Produktionen und Projektformate von Künstler*innen aus unterschiedlichen Bereichen zwischen Musik und Medienkunst, Theater, Tanz und Performance. Dazu zählen in erster Linie Akteur*innen, die sich von Seiten der Musik her mit möglichem Material von Musik, nach musikalischer Praxis und dem Aufbruch der traditionellen Konzertform beschäftigen, sowie eine Reihe an Performer*innen, Regiseur*innen und Ensembles, die von Seiten des Theaters her eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Erbe der Oper suchen. Dabei steht interdisziplinäres Arbeiten ganz vorne: Musiker*innen werden zu Darsteller*innen, Komponist*innen zu Bühnenbildner*innen, Tänzer*innen zu Regisseur*innen.
In SELBSTAUSLÖSER schlägt der Komponist und Medienkünstler Johannes Kreidler zusammen mit seinem Performer-Kollegen Arno Lücker und dem Vocalensemble PHØNIX16 im Großen Haus der Volksbühne eine Brücke zwischen alltäglichen Gegenständen, Musikintrumenten und den Tools unserer modernen Mediengesellschaft – allesamt Werkzeuge, die unsere Welterfahrung nachhaltig prägen. Auch die Composer-Performer Burkhard Beins und Michael Vorfeld arbeiten mit Gegenständen und ihrem musikalischen Potential: Im Roten Salon der Volksbühne gestalten sie in KLIRRFAKTOR eine Klangperformance für Licht, Objekte, Perkussion, Elektronik und Projektionen.
Ebenfalls im Roten Salon beleuchtet die Performerin und Vokalistin Sirje Viise in ihrer vierzehnstündigen Performance DOLLS das Opernrepertoire von seiner theaterpraktischen Seite: Wie lässt sich Musiktheater zukünftig kostensparend aufführen? Barbiepuppen weisen den Weg durch die Welt der Oper, mit viel Bühnenaccessoirs, Kerzenlicht und der Lust an opulenter Zeremonie. Der ganzen vierhundertjährigen Geschichte der Oper widmen sich NOVOFLOT in der St. Elisabeth Kirche mit der ersten Folge ihrer Trilogie DIE OPER #1 – AM KREIS: Die Kompagnie widmet sich hier insbesondere verschollenen Werken zwischen Monteverdi und Jazz. Den Auftakt gibt der Mädchenchor der Singakademie zu Berlin auf dem Vorplatz der Volksbühne.
Mit DieOrdnungDerDinge, Hauen und Stechen und Opera Lab Berlin sind darüber hinaus drei der aktuell wichtigsten Berliner Musiktheaterensembles der jüngeren Generation vertreten. Sie setzen das Echo eines Entenquakens ebenso in Szene wie verstummende Wal-Rufe und Orpheus als Protestsänger. Das Autoren-Performance-Duo Björnsson/Marx, die beiden Tänzer*innen und Pianist*innen Derossi & Celestino sowie das Ensemble MAM.manufaktur für aktuelle Musik weiten das interdisziplinäre Kaleidoskop freien Berliner Musiktheaters aus.
Zu Gast: Künstler*innen der niederländischen Musiktheaterszene
Berlin – und über Berlin hinaus: In vielen Ländern Europas existieren Szenen freien Musiktheaters, die kaum untereinander vernetzt sind und sich in ihrer Formsprache stark unterscheiden. Deshalb sucht BAM! den Austausch zu je einem weiteren geographischen Zentrum: In diesem Jahr gesellen sich unter dem Label »Berlin Meets Rotterdam« in Partnerschaft mit den Operadagen Rotterdam und mit Unterstützung von dutch performing arts drei wichtige Ensembles der holländischen Musiktheaterszene zu den Berliner Akteur*innen, ergänzt durch ein begleitendes Symposium zu Hintergründen von Arbeitsweisen, Fördersystemen und Ästhetiken der beiden Zentren Berlin und Niederlande.
Die aus Amsterdam stammende Komponistin Huba de Graaff arbeitet seit rund 25 Jahren im Feld zeitgenössischen Musiktheaters und präsentiert mit DE PORNOPERA eine Komposition für Sängerin und Harfen, die allein auf Geräuschspektren des Stöhnens basiert.
Das Rotterdamer Musiktheaterkollektiv Club Gewalt greift immer wieder ungewöhnliche Biografien von Persönlichkeiten unserer Gegenwart auf – in MAN ON WIRE generieren die Performer*innen live ein Musikvideo zu einem Hochseilakt Philip Petits, der 1974 auf einem Drahtseil zwischen den Türmen des World Trade Centers balancierte.
Die vier Performer des Ensembles Project Wildeman nehmen uns mit auf eine Reise in eine archaische Welt: Ihr neuestes Konzertritual NACHTVLUCHT geht von einer allzu nahen Zukunft aus, in der die Erde unbewohnbar geworden ist – Klänge und Geräusche der städtischen Außenumgebung werden live in die Volksbühne übertragen und geraten dort zusammen mit Soundscapes von Musikinstrumenten und Elektronik zu einer interstellaren Klangreise.
Mit: Beins/Vorfeld, Björnsson/Marx, Club Gewalt, Derossi & Celestino, Hauen und Stechen, Hube de Graaff, Johannes Kreidler, MAM.manufaktur für aktuelle musik, NOVOFLOT, DieOrdnungDerDinge, Opera Lab Berlin & Ensemble Garage, Project Wildeman, Sirje Viise, u.a.
Künstlerische Leitung: Roland Quitt | Dramaturgie: Martina Stütz | Produktionsleitung: Judith Bodenstein | Technische Leitung: Jörg Bittner
Alle Informationen über das Festival finden Sie unter: www.bam-berlin.org
Informationen über den ZMB erhalten sie unter: www.musiktheater-berlin.de
Termine 26.-29. September 2019, ganztägig
Orte Volksbühne Berlin | Linienstraße 227 | 10178 Berlin
Ballhaus Ost | Pappelallee 15 | 10437 Berlin
Acker Stadt Palast | Ackerstraße 169/170 | 10115 Berlin
St. Elisabeth Kirche | Invalidenstr. 4a | 10115 Berlin
Preise 14,- Euro, ermäßigt 9,- (Rabattsystem ab 3 Tickets)
Tickets über die Volksbühne unter www.volksbuehne-berlin.de
BAM! Berliner Festival für aktuelles Musiktheater ist eine Veranstaltung des ZMB – Zeitgenössisches Musiktheater Berlin e.V. in Kooperation mit Volksbühne, Acker Stadt Palast, Ballhaus Ost, Kultur Büro Elisabeth und Operadagen Rotterdam. Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa (Spartenoffene Förderung), den Performing Arts Fund NL und die Rudolf Augstein Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Monat der zeitgenössischen Musik Berlin.
Medienpartner sind Theater der Zeit, VAN Webmagazin für klassische Musik, taz. die tageszeitung und RBB Kulturradio.