Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
ALLES SCHWINDEL - Burleske von Marcellus Schiffer (Text) und Mischa Spoliansky (Musik) - Maxim Gorki Theater Berlin ALLES SCHWINDEL - Burleske von Marcellus Schiffer (Text) und Mischa...ALLES SCHWINDEL -...

ALLES SCHWINDEL - Burleske von Marcellus Schiffer (Text) und Mischa Spoliansky (Musik) - Maxim Gorki Theater Berlin

Premiere 17. Dezember 2017, 19.30 Uhr Bühne Maxim Gorki Theater

Das Revuetheater ist wieder da! Fast schien es, als hätten die Nazis gesiegt. Das Revuetheater, jene queere Mischung aus Operette, modernem Boulevard, politischem Kabarett, Jazz und neuer Musik war das Genre, das wie kein anderes das Bild der „Goldenen Zwanziger“ in Berlin prägte. Doch diese hohe frühpostmoderne Unterhaltungskunst fiel den Nazis und ihrem antisemitisch-homophobem Hass zum Opfer. Die Künstler*innen mussten emigrieren, ihre Werke verschwanden und mit ihnen auch das Genre.

Copyright: Esra Rotthoff

Am Gorki wird nun eines dieser Werke 86 Jahre nach der Uraufführung 1931 wieder belebt: „Alles Schwindel“ ist eine echte Wiederentdeckung. Was wie eine klassische Boy-meets-Girl-Story beginnt, wird zu einem aberwitzigen Parcours durch die Scheinwelten der späten Zwanziger Jahre und damit einer Zeit, in der „Tempo“ das entscheidende Wort war und „Schritt halten“ den Rhythmus vorgab. Die Musik des später nach London emigrierten Mischa Spoliansky kann neben Größen wie Kurt Weill bestehen.

Ein rasanter Kostüm-, Musik und Tanzabend mit Songs, die im Ohr bleiben und einer verwirrend aktuellen Story. Die Revue, diese schmissig-subversive Theaterform, rockte in den späten Zwanzigern Berlin und der Komponist Mischa Spoliansky war einer ihrer Meister - bis er 1933 vor den Nazis fliehen musste. 86 Jahre nach der Uraufführung ist nun sein Werk Alles Schwindel von 1931 erstmals wieder in Berlin zu sehen: eine echte Wiederentdeckung. Was wie eine klassische Boy-meets-Girl-Story beginnt, wird zu einem aberwitzigen Parcour durch die Scheinwelten dieser Jahre und einer Zeit, in der „Tempo“ das entscheidende Wort war und „Schritt halten“ den Rhythmus vorgab. In ihrem Flimmern, aber auch in ihrer bedrohlichen Fragilität, hat diese Berliner Epoche politisch und hedonistisch zarte Ähnlichkeiten zu der Stadt, in der wir heute leben. Nach der Operette Wie werde ich reich und glücklich? inszeniert Christian Weise bereits zum zweiten Mal ein Werk von Mischa Spoliansky.

Christian Weise hat als Regisseur einen riesen Spaß an solchen Stoffen, von Spoliansky inszenierte er bereits die Operette „Wie werde ich reich und glücklich“. Er wirft sich mit dem Gorki-Ensemble in den Strudel einer großen Berliner Zeit, die in ihrem Flimmern, aber auch in ihrer bedrohlichen Fragilität politisch und hedonistisch zarte Ähnlichkeiten zu der Stadt hat, wie sie heute zu erleben ist.
 

  • Regie: Christian Weise
  • Musikalische Leitung & Arrangements Jens Dohle
  • Bühne & Video Julia Oschatz
  • Kostüme Adriana Braga Peretzki, Frank Schönwald
  • Dramaturgie Ludwig Haugk
  • ChoreografieAlan Barnes
  • Video Jesse Jonas Kracht
  • LichtJens Krüger
  • Ton Hannes Zieger
  • Musiker Jens Dohle, Falk Effenberger, Steffen Illner
     

Mit Mareike Beykirch, Alexander Darkow, Jonas Dassler, Johann Jürgens, Jonathan Kempf, Svenja Liesau, Oscar Olivo, Vidina Popov, Catherine Stoyan, Aram Tafreshian, Mehmet Yılmaz

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNHEIMLICHE VERWANDLUNGEN -- "Der Untergang des Hauses Usher" mit dem Studiengang Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Wilhelma Theater Stuttgart

Sehr viele technische Tricks und faszinierende Einfälle besitzt diese gelungene Produktion des Studiengangs Figurentheater. In der suggestiven Regie von Stephanie Rinke können sich die gespenstischen…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUS DEM DUNKEL INS LICHT -- Neue CD: Die Würth Philharmoniker und Thomas Hampson (Bariton) bei hänssler Classic

Das dritte Album der Würth Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Claudio Vandelli präsentiert den berühmten US-amerikanischen Bariton Thomas Hampson. Die Würth Philharmoniker, die auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

NORDISCHE KLANGFARBEN -- Neue CD "Northern Colours" mit Felix Klieser (Horn) bei Berlin Classics erschienen

Im Zentrum des neuen Albums von Felix Klieser (Horn) steht das inspirierende Werk "Soundscape - A Walk in Colours" op. 118 von Rolf Martinsson, der 1956 in Schweden geboren wurde. Der Komponist hat…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche