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ZUR SCHÖNEN AUSSICHT von Ödön von Horváth im Theater Bonn

Premiere 20 April 2018, 19:30 H, Kammerspiele

Schön ist die Aussicht im heruntergekommenen Hotel längst nicht mehr. Direktor Strasser hat mehr Personal als Gäste und steht kurz vor dem Bankrott. Gemeinsam mit Kellner Max und Chauffeur Karl, allesamt gescheiterte Existenzen mit zweifelhafter Vergangenheit, bildet er eine Zweckgemeinschaft um Baronin Ada Freifrau von Stetten, Dauergast und mit ihrem Vermögen nur ein Tropfen auf den heißen Stein des endgültigen Niedergangs. Jeder auf seinen Vorteil bedacht, ohne Scheu vor Betrug und Selbsttäuschung warten sie der Trostlosigkeit entgegen.

 

Die Gleichförmigkeit des Alltags wird durchbrochen von Christine, ein Jahr zuvor Geliebte des Hoteldirektors, nun Mutter und auf der Suche nach dem Vater des Kindes – und nach Liebe. Doch die versammelten Männer verhöhnen und beschimpfen sie als Hure und erfinden ein perfides Lügengebäude, um drohenden Unterhaltsforderungen zu entgehen. Christine ist jedoch nicht mittellos, sie hat eine bedeutende Erbschaft gemacht. Als dies ans Licht kommt, wendet sich das Blatt. In einer kurzen unbestimmten Hoffnung auf ein Entkommen aus der Aussichtslosigkeit durch ihr Vermögen umwerben sie alle als Freier. Christine aber verlässt das Hotel allein.

Ödön von Horváth schildert eine Welt, „wie sie halt leider ist“, und beschreibt den Machtkampf in einer ungerechten Gesellschaft, der nur Verlierer hervorbringt. Die 1926 entstandene Komödie wurde 1969 in Graz uraufgeführt. Horváths Gesellschaftssatire ist ein Stück par excellence für den Regisseur Sebastian Kreyer, dessen vordergründig knallbunte Inszenierungen immer auch die Tragik aus der Welt gefallener Menschen ausloten, „extrem schrill und extrem wehmütig, extrem desolat und extrem komisch“, schrieb einst „nachtkritik“. Kreyer hat in Bonn bereits DIE MÖWE, DER ENTERTAINER sowie NULLZEIT von Juli Zeh inszeniert und gehört seit fünf Jahren zum festen Team des Schauspiels.

Ada Freifrau von Stetten - Sophie Basse
Emmanuel Freiherr von Stetten - Daniel Breitfelder
Karl - Hajo Tuschy
Strasser - Glenn Goltz
Müller - Wolfgang Rüter
Max - Sören Wunderlich
Christine - Lydia Stäubli
Erzähler - Sebastian Kreyer

Inszenierung: Sebastian Kreyer
Bühne: Matthias Nebel
Kostüme: Britta Leonhardt
Musik: Valerij Lisac, Andreas Seeligmann
Licht: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Nicola Bramkamp

Regieassistenz: Emanuel Tandler
Bühnenbildassistenz: Maria Strauch
Kostümassistenz: Lisa Rüger
Dramaturgieassistenz: Lisa Hedler
Inspizienz: Maurice Höchst
Souffleuse: Kerstin Heim
Regiehospitanz: Beatrice Banca
Ausstattungshospitanz: Benedict Hahn

    25 Apr     19:30 H
    06 Mai     18:00 H
    18 Mai     19:30 H
    27 Mai     18:00 H
    30 Mai     19:30 H
    16 Jun     19:30 H

Bild: Ödön von Horvath

 

 

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