Mit dem zweiten Stück des Abends kommt ebenfalls ein Auftragswerk des Wiener Staatsballetts zur Uraufführung: "Between Dogs and Wolves" des in Stockholm geborenen Choreographen und Filmemachers (u. a. The Rain) Pontus Lidberg, der damit sein Debüt im Haus am Ring gibt. Der u. a. durch seine interdisziplinäre Herangehensweise international erfolgreiche Künstler ist seit 2018 Direktor des Danish Dance Theatre in Kopenhagen.
Der Titel Between Dogs and Wolves bezeichnet vor allem im französischen Original („l’heure entre chien et loup“) sprichwörtlich die Dämmerung und steckt damit einen sehr weiten Rahmen für „poetische Analogien“ und Interpretationen, denen der Choreograph im Dialog mit der von ihm gewählten Musik von Dmitri Schostakowitsch nachspürt.
Das Motiv der Dämmerung erklärt Pontus Lidberg: „ […] das ist jene Zeit des Tages, wo es schwierig wird zu sehen, weil das Licht verschwindet. Es ist zwar noch nicht ganz dunkel, aber man hat sich auch noch nicht ganz an die Dunkelheit gewöhnt. Für mich ist das ein wunderbarer Ausdruck. Und ich wusste auch, dass ich mich mit Schattenspiel beschäftigen wollte. Schatten und was diesen passiert, war ein Thema, das ich mir genauer ansehen wollte. Und so machte der Titel Between Dogs and Wolves für mich auch total Sinn. Darüber hinaus wollte ich mich unbedingt mit Tieren beschäftigen, vor allem mit Wölfen. Nun stellt sich mir auch die Frage, ob es sich nun um nette, mit Hunden vergleichbare Wölfe handelt oder um böse Wölfe. Somit sind wir auch wieder bei diesem Ausdruck ‚Entre chiens et loups – Between Dogs and Wolves‘ gelandet. Ob sie nun lieb oder böse sind, werden wir noch herausfinden.“ Zur Musik sagt der Choreograph: „[Sie] ist auf sehr intelligente Weise aufgebaut. Themen werden gestreut, tauchen später wieder auf und werden auf ähnliche Weise, so wie ich auch choreographiere, kombiniert. Ich erkunde eine choreographische Idee und entdecke dann etwas komplett Anderes. Das trifft sich dann an einem gewissen Punkt und führt wiederum zu einem ganz neuen Aspekt.“
Die Kostüme für das neue Werk schuf Rachel Quarmby-Spadaccini, das Bühnenbild gestalteten Pontus Lidberg und Jaffar Chalabi – gemeinsam mit dem Lichtdesign von Patrik Bogårdh und den Videoprojektionen von Jason Carpenter bilden sie ein unverwechselbares Erscheinungsbild.
Nacho Duatos 2001 von der spanischen Compañá Nacional de Danza in Madrid uraufgeführtes Werk "White Darkness" ist das Abschlussstück des neuen Ballett-Dreiteilers an der Wiener Staatsoper. Es zählt zu den meistgespielten Werken des spanischen Choreographen, der gegenwärtig Leiter des Ballettensembles des St. Petersburger Michailowski-Theaters ist. Mit dieser Premiere zeigt er erstmals eine seiner Choreographien an der Wiener Staatsoper. White Darkness schuf Nacho Duato als Requiem für den zu frühen Verlust seiner Schwester und arbeitet damit in eindringlicher Weise das Thema Drogenmissbrauch auf, er erklärt: „Die Heldin des Balletts, welche den Glauben an die Liebe verloren hat, sucht nach Vergessen. Aber der Weg, den sie gewählt hat, bringt ihr keine Freude, sondern fieberhafte Erregung, gefolgt von Enttäuschung, Entfremdung und selbst auferlegter Isolation.“
Zur Besetzung
In Movements to Stravinsky tanzen u. a. Nikisha Fogo, Natascha Mair, Alice Firenze, Masayu Kimoto und Richard Szabó; in Between Dogs and Wolves Nikisha Fogo, Nina Poláková, Ioanna Avraam, Rebecca Horner, Madison Young, Davide Dato und Jakob Feyferlik sowie in White Darkness Nikisha Fogo, Kiyoka Hashimoto, Madison Young, Jakob Feyferlik, Davide Dato und Masayu Kimoto.
Am Dirigentenpult steht Fayçal Karoui. Der französische Dirigent debütierte 2014 mit Dornröschen an der Wiener Staatsoper und leitet hier in weiterer Folge noch Vorstellungen von Mayerling, die Premierenproduktion Balanchine | Liang | Proietto sowie zuletzt MacMillan | McGregor | Ashton.
Es spielt das Orchester der Wiener Staatsoper (die Musikzuspielung zu White Darkness erfolgt vom Band).