Bis heute sind nur wenige solcher Zeugnisse bekannt und umso bedeutender, als sie eine Gegenerzählung zu dem von den Täterinnen und Tätern konstruiertem Bild darstellen. Da die Minderheitengeschichte stets von Vorurteilen und Ausgrenzung begleitet war, bringt man auch die neuen Erkenntnisse der interdisziplinär angelegten
Antiziganismusforschung nahe. Trotz seiner konzentrierten Form besticht das Werk durch eine sensibilisierte und problemorientierte Ausführung, die einen idealen Einstieg in die Thematik und zugleich eine reflektierte Gesamtdarstellung zur Geschichte der Sinti und Roma bietet.
Voices of the Victims ist eine Inszenierung von Briefen, Petitionen und Zeugenaussagen von Sinti und Roma. Das Besondere ist, dass diese Quellen in der Zeit des Nationalsozialismus und unmittelbar danach entstanden sind. Diese frühen Quellen sind sehr selten, haben aber eine besondere Anschaulichkeit. Sie zeugen von dem erfahrenen Leid, der Verfolgung und dem Völkermord auf eine anrührende Art und Weise. Das Theater TKO greift für das Stück auf eine Sammlung von zwanzig europäischen Ländern zurück, die die Historikerin Dr. Karola Fings im Rahmen von »RomArchive« kuratierte und mit der zum ersten Mal die Geschichte des Völkermordes ausschließlich aus der Perspektive der Betroffenen erzählt wird.
Die Vorstellung des Theaters TKO bewegt sich mit dem Publikum in verschiedenen Räumen des EL-DE-Hauses, insbesondere in der Gedenkstätte. Die Hoffnungen und Sehnsüchte der Opfer, ihre Individualität und ihre Selbstbehauptung im Angesicht der Vernichtung kommen ebenso zum Ausdruck wie die europäische Dimension der Verfolgung. Bewusst nutzt die Inszenierung die Mehrsprachigkeit von »Voices of the Victims«, wo die Quellen in der Originalsprache, aber auch auf Deutsch, Romanes und Kroatisch zugänglich gemacht sind.
Gesprochen wird Deutsch, Romanes, Kroatisch, Serbisch, Wietnamesich
Regie, Dramaturgie: Nada Kokotovic
Raum Instalation: Asja Uritskaya
Kostüme: Joanna Rybacka
Es spielen: Nedjo Osman, Zeljka Basic, Katharina Waldau, Klaus Nicola Holderbaum, Tuong Phuong
zweite Vorstellung am 21.11.2019, 19:00 Uhr, NS-Dokumentationszentrum Köln, Appelhofplatz. 23-25.
Dritte Vorstellung Kunsthaus Rhenania am 26.11.2019 um 20 Uhr