Da war das „Weiße Rössl“ nämlich eine Parodie, ein Sichlustigmachen über die standardisierten Plattheiten der Operette an sich, ständig doppelbödig,
zweideutig, dekadent. Um Eric Charell, der neben der Buchfassung auch die Originalinszenierung der Uraufführung besorgte, zu zitieren: “Schräges, grotesk überzeichnetes Personal in schrill-buntem Alpenpanorama wird gespickt mit Ironie und Zweideutigkeiten – und mit erotisch aufgezäumten Tanz-Girls und –Boys.“ Charell wollte „eine intelligente Unterhaltung für moderne Großstädter“, respektlos und voll Glamour, Dekadenz, ironisch gebrochener Nostalgie - kitschpostkartenhaft.
Und so haben wir statt einer glückseligen Operette eigentlich eine musikalische „Piefke-Saga“ vor uns: Arrogant preußische Piefke haben mit schlawienernden
Österreichern zu kämpfen, die schon 1930 dafür bekannt waren, aus ihrer Landschaft Kapital zu schlagen – und das nicht zu knapp… Und schon in der Uraufführung, die imJahr 1927 angesiedelt war, ist der Kaiser Franz Joseph aufgetreten – wenngleich schon 11 Jahre tot – als parodistisches Symbol für das monarchieverliebte Österreich, als Kabarettfigur. Denn nicht nur der Auftritt des Kaisers, die ganze Produktion war Kabarett im großen Revuestil mit Seitenhieben auf die dekadente Gesellschaft der damaligen Zeit.
Werner Sobotka
Regie Werner Sobotka
Bühnenbild Hans Kudlich
Kostüme Elisabeth Gressel
Musikalische Leitung Christian Frank
Choreografie Ramesh Nair
Josepha Vogelhuber, Wirtin zum „Weißen Rössl“ Eva Maria Marold
Leopold Brandmeyer, Zahlkellner Viktor Gernot
Wilhelm Giesecke, Trikotagenfabrikant Toni Slama
Ottilie, seine Tochter Caroline Vasicek
Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt Boris Eder
Sigismund Sülzheimer Martin Niedermair
Professor Dr. Hinzelmann Christian Futterknecht
Klärchen, seine Tochter Ruth Brauer-Kvam
Der Kaiser Franz Joseph II. Kurt Sobotka