Artjom hat es nach Moskau geschafft. Dort verliebt sich Mischa in ihn. Der ist allerdings mit Lena verheiratet, die lange nichts von den Gefühlen ihres Mannes ahnt. Mischa zerbricht an dem Zwiespalt zwischen den restriktiven Vorstellungen der russischen Gesellschaft davon, wie ein Mann zu sein hat, und seiner wahren Natur. Ljudmilla, Artjoms Mutter, ist alleine im Dorf geblieben und zehrt von den Erinnerungen an den Sohn. Und von gelegentlichen Telefonaten mit ihm. Ein persönliches Glück wird es für sie nicht mehr geben, denn wer will schon eine mit einem schwulen Sohn.
Mit leisem Humor erzählt der junge russische Autor Dimitrij Sokolov vom Streben nach Glück seiner vier Protagonist*innen. Die persönlichen Geschichten und Schicksale werden jedoch zum Politikum, weil sie in Russland stattfinden, einem Staat, in dem Homosexualität in der Gesellschaft tabuisiert wird. Einem Staat, der besonders schwule Männer nicht vor alltäglicher Diskriminierung und brutaler Gewalt schützt. In dieser politischen Situation sind Autoren wie Dimitrij Sokolov einsame, mutige Kämpfer für die Utopie einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung.
„Ich habe ‚Russian Boy’ im Bewusstsein geschrieben, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass das Stück in russischen Theatern gespielt werden wird. Zu groß die Angst vor Sanktionen und Repressionen, die andere Bühnen und Künstler*innen schon erfahren haben und immer noch erfahren. Dennoch war es mir wichtig, ein Stück über eine schwule Liebe zu schreiben, um zu zeigen: Es gibt uns, wir kämpfen um unser Recht auf Liebe, um unser Recht auf Glück, genauso wie alle Menschen überall auf der Welt.“ Dimitrij Sokolov
Deutsch von Elina Finkel
Regie: Elina Finkel;
Bühne und Kostüme: Elena Bulochnikova;
mit: Agnes Kammerer, Helene Wendt; Fabian Felix Dott, Fabian Kulp, Johannes Schumacher
Die nächsten Vorstellungen: Sa 24.11., Do 29.11., So 02.12. (18 Uhr), Do 06.12., So 09.12. (18 Uhr), Fr 14.12.