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Uraufführung: "Radio Cooperativa" von Kevin Rittberger, Deutsches Nationaltheater Weimar

Premiere: 8.11.2014, 20 Uhr, E-Werk. -----

Angenommen die Temperatur wird 2043 immens gestiegen, die deutsche Kultur- und Industrienation zu Grunde gegangen und nur noch einzelne transnationale Konzerne übrig geblieben sein. Würden die Menschen rebellieren, wenn ein chinesischer Konzern ihre Wälder abholzt und durch Plantagen ersetzt?

Angenommen Regierung und Nation sind völlig verschwunden und haben der Wirtschaft samt ihrer Effektivitätsstrategie das Feld überlassen. Wird es dann noch einen Begriff von Heimat geben? Und was bedeutet es dann die Heimat zu verteidigen? Kann in einer solchen Zukunft aus der blindwütigen Rebellion eines Jugendlichen das Bild einer kommenden Gesellschaft hierzulande erwachsen?

 

Was wird mit den Menschen, die hier leben, den Reaktionären und Zynikern, den von der Geschichte Enttäuschten und Abgewandten? Und wie werden sie mit den anderen ihr Auskommen haben, den Arglosen und Unnachgiebigen? Wird es einen neuen Fluchtpunkt geben? Angenommen andernorts wird ein Gegenentwurf zum untergehenden Europa entwickelt, ein südamerikanisches Eldorado unter völlig neuen Vorzeichen, würde dieses Utopia auf die deutschen Verhältnisse zurückwirken? Würden die Deutschen auswandern und den Zusammenschluss in der neuen Welt suchen?

 

Mit »Radio Cooperativa«, entstanden während einer Residenz am Goethe-Institut Santiago de Chile, wagt Kevin Rittberger 40 Jahre nach der Geburt des Neoliberalismus einen Blick in Weimars Zukunft. Obwohl im Text aktuelle gesellschaftliche, ökologische und politische Probleme im Morgen zugespitzt werden, eröffnet er kein düsteres Untergangsszenario. Vielmehr fahndet Rittberger nach der Hoffnung und nach den Lücken, die ein System bietet, um etwas Neues entstehen zu lassen. Er steuert auf die Stunde Null zu, in der Solidarität und Gemeinschaftlichkeit lebbar erscheinen, eine neue Wirtschaftsordnung und ein Prinzip der Gleichheit der Nationen möglich sind und eine Gesellschaft sich nicht mehr durch die Antithese sondern durch ein »So wollen wir leben« beschreibt.

 

Kevin Rittberger studierte an der Freien Universität Berlin Neuere Deutsche Literatur, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Seit 2004 arbeitet er als Dramatiker und Regisseur u.a. am Staatstheater Stuttgart, Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, Deutschen Theater Berlin, Residenztheater München, Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspielhaus Wien und Schauspiel Frankfurt. 2010 wurde er mit dem Kurt-Hübner- Regiepreis der Akademie der Darstellenden Künste und 2012 mit dem Jürgen Bansemer und Ute Nyssen Dramatikerpreis ausgezeichnet.

 

Jakob Fedler studierte Theaterregie an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich Von 2006 bis 2009 war er Regieassistent am Deutsche Theater Berlin u.a. bei Dimiter Gotscheff und Jan Bosse und realisierte auch eigene Arbeiten. Seit 2009 ist er als freier Regisseur u.a. an den Wuppertaler Bühnen, am Theater Heidelberg, am Theater Erlangen, am DNT Weimar und am Schauspiel Nürnberg tätig. 2008 war er zum Festival »radikal jung« eingeladen, 2010 wurde seine Inszenierung »Kaspar Häuser Meer« am Theater Erlangen bei den Bayerischen Theatertagen ausgezeichnet. Seit 2013 hat Jakob Fedler einen Lehrauftrag an der Folkwang Universität der Künste.

 

Regie: Jakob Fedler,

Musik: Lonski & Classen, Laura López Castro,

Bühne und Kostüme: Marc Bausback,

Dramaturgie: Nora Khuon

 

mit Laura López Castro, Johanna Geißler, Bernd Lange, Lukas Lonski, Ingolf-Müller Beck, Tobias Schormann, Michael Wächter, Elke Wieditz

 

Weitere Vorstellungen: 13., 20. und 22.11., 9. und 21.12., 9. und 10.1., weitere in Planung

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