Fred, der sich nicht nur auf die Suche nach seinem verloren gegangenen Vater begibt, sondern auch auf die Suche nach brauchbaren Vorbildern und Idealen. Er muss sich durch eine Welt manövrieren, in der jeder zuvorderst an der eigenen Rolle und an sich selbst leidet: seine Mutter sucht nach dem Verschwinden ihres Mannes schnellen und bequemen Ersatz - so landet Ehrlicher, ihr Konditionstrainer, als lächerlicher Vaterbehelf und Hausaufgabenhilfe in Freds Kinderzimmer. In der Schule ist jeder Mike angesagter als er und nach den geheimen Schulhofgesetzen können die Geilen nicht mit den Niedlichen und erst recht nicht mit den Hässlichen gehen. Doch Fred schlägt sich durch, er baut sich seine eigene Realität. Eine Realität, in der ihm die Spur einer Schale Erdbeeren zu seinem Vater führen wird – oder doch nur zu einem Bild davon.
Lukas Linder erzählt in seinem Drama die wirre, aber nie aussichtslose Suche eines Jungen nach Identifikation. Er skizziert dabei vor allem das Nicht-Angebot an Orientierungsmöglichkeiten, denen aber die vielfältigen Sehnsüchte gegenüberstehen. Die Suche nach sich selbst ohne Wegweiser führt geradewegs in die phantastische Gedankenwelt eines Jungen. In einer grotesken Überschreibung von Welt sind die Mütter zynische Biester und die Väter verkommen zu Versagern. Freds Blick auf diese Welt hält dieser Perspektive stand und wagt es optimistisch voran zu gehen. Letztlich wird die Schattenfigur, der Mann aus Oklahoma, zur Hoffnung auf ein besseres Leben.
Der Regisseur Marc Lunghuß, der die Uraufführung des 20. Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker realisieren wird, arbeitet an Theatern u. a. in Bochum, Frankfurt/Main, Konstanz, Kiel, Neuss und Stuttgart, wo er auch zeitgenössische Stücke zur Uraufführung brachte, wie z. B. „Wir sind viele und reiten ohne Pferd“ von Martin Heckmanns. Am Schauspiel Leipzig inszenierte er 2007 „Motortown“ von Simon Stephens.
Bereits im November 2014 hatte am Schauspiel Leipzig von Lukas Linder „Die zweieinhalb Leben des Heinrich Walter Nichts“ Uraufführung.
Die Stadt Frankfurt (Oder), die Ruhrfestspiele Recklinghausen und das Kleist Forum Frankfurt (Oder) vergeben in Zusammenarbeit mit der Dramaturgischen Gesellschaft diesjährig zum 20. Mal den mit 7500€ dotierten Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker. In der Jury-Begründung zum Gewinnerstück „Der Mann aus Oklahoma“ des 1984 in Uhwiesen in der Schweiz geborenen Nachwuchsautors lautet es: "Lukas Linders virtuoses Stück „Der Mann aus Oklahoma“ ist weit mehr als eine klassische Vater-Sohn-Erzählung. In seinem Theatertext findet der Autor sowohl in der Figurenkonstellation wie auch sprachlich eine außergewöhnliche Form, die es ermöglicht, die Suche eines Jungen nach dem verschwundenen Vater in einer überzeichneten, witzigen Groteske zu erzählen und gleichzeitig die Sehnsüchte und Nöte des Kindes ernst nimmt. In atemberaubendem Tempo beschreibt Lukas Linder, teilweise mit comichaften Motiven aus amerikanischen Kriminalromanen, Familienklischees, Idole und große Themen wie „Selbstfindung“ und „Orientierung“. Ihm gelingt der Spagat zwischen aberwitziger Groteske, emotionaler Tiefe und gesellschaftlicher Relevanz."
Gewinnerstück des Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker 2015
Gewinner des Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2015
Regie: Marc Lunghuß
Bühne & Kostüme: Tobias Schunck
Musik: Simon Bodensiek
Licht: Carsten Rüger
Dramaturgie: Christin Ihle
Mit
Simon Bodensiek
Anne Cathrin Buhtz
Jonas Fürstenau
Hartmut Neuber
Felix Axel Preißler
Annett Sawallisch
Runa Pernoda Schaefer
Florian Steffens
18. Oktober 20:00 Diskothek
29. Oktober 20:00 Diskothek
22. November 20:00 Diskothek
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2015 und dem Kleist Forum Frankfurt/Oder
Uraufführung bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen am 9. Juni 2015