Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: „Der Besuch“ von Sascha Löschner nach H. G. Wells am Theater der Altmark StendalUraufführung: „Der Besuch“ von Sascha Löschner nach H. G. Wells am Theater...Uraufführung: „Der...

Uraufführung: „Der Besuch“ von Sascha Löschner nach H. G. Wells am Theater der Altmark Stendal

Premiere 2. April 2011 um 19.30 Uhr. ---

 

Zwischen seinem frühen Erfolgsroman „Die Zeitmaschine“ und seinem wohl am weitest verbreiteten Roman „Krieg der Welten“ veröffentlichte der Urvater der Sience-Fiction-Literatur Herbert George Wells 1895 den Roman „The Wonderful Visit“.

 

Die Bühnenfassung von Sascha Löschner führt als Groteske die Unzulänglichkeiten einer in Konventionen verhafteten Gesellschaft amüsant vor Augen. Die Uraufführung in der Regie von Sascha Löschner ist am 2. April 2011 um 19.30 Uhr im Theater der Altmark zu erleben.

 

Alle Werke des englischen Autors H. G. Wells weisen weit über die rein wissenschaftlichen Phantasien der utopischen Literatur des 19. Jahrhunderts, beispielsweise eines Jules Verne, hinaus. Vielmehr sind sie Ausdruck einer Suche nach gesellschaftlichen Modellen, die eine bessere Welt ermöglichen. H. G. Wells nahm 1921 an der Abrüstungskonferenz in Washington teil und erläuterte dort seine Ideen zur Gründung eines Weltstaates. In Berlin hielt er 1929 eine Rede „Der Frieden als gesunder Menschenverstand“ vor der literarischen Gesellschaft im deutschen Reichstag, 1933 gewährte er als Präsident des PEN-Club Ernst Toller eine Rede über die Missstände in Deutschland seit Hitlers Machtantritt. Von der russischen Revolution angeregt, besuchte er Lenin, Gorki, Tolstoi, später Stalin und bezeichnete sich als „ultralinker Revolutionär“.

 

Ein Spinner, ein verrückter weltfremder Utopist? Seine Werke sprechen für die Ernsthaftigkeit gesellschaftlicher Analyse sowie die Freude an absurd komischer Verfremdung. In „Der Besuch“ schießt ein Vogelkunde begeisterter Vikar einen Engel flügellahm und nimmt ihn zu sich. Die Bewohner seiner Gemeinde sind nicht bereit für eine Begegnung mit dem Vollkommenen. Für die einen ist der Engel ein Spinner, für die anderen ein Querulant, für einige sogar ein kommunistischer Provokateur. Der Engel wiederum versteht die Menschen nicht. Mit unschuldigem Blick und scheinbar naiven Fragen entlarvt er die Verhaltensmuster einer elitären Oberschicht, die in ihren gesellschaftlichen Konventionen, ihrer Körperdressur und ihrem artifiziellen Habitus jeden Bezug zum Menschlichen verloren hat.

 

Sascha Löschner, Chefdramaturg des Theaters der Altmark, erkannte die dem Roman immanente Theatralik und fokussierte in der Bearbeitung der deutschen Übersetzung von Hermann Fuchs auf die grundsätzlich spielerisch-grotesken Situationen. In seiner Inszenierung fragt er: Was bleibt übrig, wenn unsere gesellschaftlichen Überformungen, körperlichen und geistigen Zurichtungen entfallen? Mit dem Blick des Engels, und durch ihn des Zuschauers, auf eine verzerrte Welt und ihre grotesken Protagonisten schärft sich die Wahrnehmung eigenen Handelns.

 

Dr. Sascha Löschner

geboren am 22.11.69 in Berlin. Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft/ Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin 1997 Magister Artium

1995/96 Erasmus-Student in Paris VIII, Saint Denis

Promotion 2002 zu „Heiner Müllers Interviews“

2003 Dramaturg am Schauspiel Neukölln

Freiberuflich als Kunstvermittler, Dramaturg, Ghostwriter

2003 Mitarbeit Projektleitung „Paradiesprojekt“ im Bunker unter dem Alexanderplatz

2007/2008 Projektleitung „Synästhetisches Konzil“ - intermediales Musik- und Ausstellungsprojekt Berliner Künstler

2008 Dramatisierung „Der mechanische Prinz“ für Sommertheater Detmold (Übernahme durch Stendal in Spielzeit 2010/2011)

seit 2009 Chefdramaturg am Theater der Altmark Stendal, Bühnenfassungen „Des Kaisers neue Kleider“, „Frau Holle“ und „Der Besuch“ nach H. G. Wells.

 

Inszenierung Sascha Löschner

Bühne und Kostüme Christof von Büren

 

Der Engel Jan Kittmann

Rev. K. Hillyer, Vikkar von Siddermorton André Vetters

Doktor Crump Mathias Kusche

Mr. Mendham, Kurat Sören Ergang

Mrs. Mendham, seine Frau Alexa Wilzek

Delia, Dienstmädchen Frederike Duggen

Lady Hammergallow Bernd Marquardt

Sir John Gotch Mathias Kusche

Landstreicher Mathias Kusche

Gehilfe Sören Ergang

 

Termine

07.04.11, 19:30 Kleines Haus

10.04.11, 19:30 Kleines Haus

30.04.11, 19:30 Kleines Haus

15.05.11, 18:00 Kleines Haus

07.06.11, 19:30 Kleines Haus

12.06.11, 18:00 Kleines Haus

 

 

 

 

Karten für die Uraufführung am 2. April 2011 um 19.30 Uhr im Theater der Altmark gibt es unter 03931 – 635 777.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 18 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GEWALTIGE STEIGERUNGEN -- Beethovens neunte Sinfonie unter Riccardo Muti aus dem Wiener Musikverein

Zum 200. Geburtstag der Uraufführung von Beethovens legendärer Sinfonie Nr. 9 in d-Moll opus 125 wurde mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Riccardo Muti einmal mehr deutlich, dass…

Von: ALEXANDER WALTHER

TRISTER ALLTAG DER NACHKRIEGSZEIT -- "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert im Schauspielhaus Stuttgart

Hier geht es um alles oder nichts. Was macht einer, der heimkehrt aus dem Krieg und nicht mehr weiß, wozu er noch auf der Welt ist? Diese Frage steht unmittelbar im Zentrum der subtilen Inszenierung…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZAUBER DER VERWANDLUNG -- "Salome" von Richard Strauss in der Staatsoper Stuttgart

In der Regie von Kirill Serebrennikov kommt die Geschichte einer kaputten Familie in einer kaputten Welt grell zum Ausdruck. Eine autoritäre Gesellschaft schafft sich im modernen Ambiente ihre eigenen…

Von: ALEXANDER WALTHER

MUSIKALISCHE WANDERUNG -- Teodor Currentzis mit dem Ensemble Utopia in der Stuttgarter Liederhalle

Der 1965 im kalifornischen San Diego geborene Jay Schwartz präsentierte im Beethovensaal seine "Passacaglia - Music for Orchestra IX". Teodor Currentzis dirigierte das mit Verve und großer dynamischer…

Von: ALEXANDER WALTHER

WUCHERN DER KLANGKONSTELLATIONEN -- "Jakob Lenz" von Wolfgang Rihm" bei Oehms Classics

Die Kammeroper "Jakob Lenz" in 13 Bildern von Wolfgang Rihm wirkt irgendwie zeitlos. Die historische Figur des Sturm-und-Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz aus der zweiten Hälfte des 18.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑