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Uraufführung: „Milchwald“ von Fritz Kater im Theater Bremen

Premiere am Samstag, dem 25. September 2021, um 20 Uhr im Kleinen Haus.

„ich will nicht zurück in mein altes leben“, sagt Sylvester, der auf einem Ohr taube Paketlieferant, irgendwo im Nirgendwo Polesiens: Sein Hobby ist Bodybuilding, das kann man gut gebrauchen, wenn man Nazis verprügeln will, aber sich heute noch „links“ zu nennen, birgt Schwierigkeiten: „bei euch ist das wichtigste Wort Diversität bei uns Euro“, sagt er zu Delia, ihres Zeichens Professorin.

Gemeinsam mit Benny, dem multitalentierten aber verlorenen Sohn einer Ex-Kresnik-Tänzerin und Dylan, dem ungreifbaren Strippenzieher der Geschichte, sind die beiden auf dem Weg, die fünffache Mutter Lailah von ihrer Abschieberoute zur Flucht zu verhelfen: zurück nach Deutschland, zurück nach Bremen.

Wer jedoch bei dem in Bremen angesiedelten, neuen Stück von Theater Bremen-Hausautor Fritz Kater „Milchwald“ eigentlich auf der Flucht ist, bleibt offen. Denn irgendwie fliehen alle – die einen vor der Armut, der Angst, der Ausgrenzung, die anderen vor dem Abgehangen-Sein, dem Leerlaufen, der Sinnlosigkeit. Auf die Bühne des Theater Bremen bringt das Hausregisseur und Autor-Alter Ego Armin Petras: Als eine Befragung dessen, was es eigentlich heißt, links zu sein? Was es bedeutet, sich als links zu verstehen, aber von den Linken so nicht verstanden zu werden?

„Dylan stellt die drei auf den Prüfstand, befragt sie nach der Reinheit ihrer Ideale“, so Marianne Seidler, die die Uraufführung als Dramaturgin begleitet, „man könnte aber auch den Autor befragen: Passt die innere Welt noch zu der äußeren? Sein Text ist eine Standortbestimmung, eine Überprüfung der eigenen generationalen Zugehörigkeit und ein Abklopfen des eigenen linken Selbstverständnisses und seiner vermeintlichen Sicherheiten.“

Armin Petras studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Als Oberspielleiter arbeitete er am Theater Nordhausen sowie als Hausregisseur am Schauspiel Leipzig. Von 1999 bis 2002 war er Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel, im Anschluss daran wurde er als Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt engagiert und leitete dort drei Jahre die Spielstätte in der Schmidtstraße. Im Jahr 2006 übernahm er die Intendanz am Maxim Gorki Theater Berlin. In den Spielzeiten 2013/14 bis 2017/18 leitete er als Intendant das Schauspiel Stuttgart. Neben seiner inszenatorischen Tätigkeit ist Petras auch als Autor von Bühnenstücken unter dem Pseudonym Fritz Kater bekannt. Für sein Stück „zeit zu lieben zeit zu sterben“ wurde er 2003 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Für sein Gesamtwerk erhielt Fritz Kater 2008 den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis. Petras ist seit der Spielzeit 2018/19 Hausautor und Hausregisseur am Theater Bremen. Er inszenierte in den vergangenen Spielzeiten im Musiktheater u. a. „Anna Karenina“, „Lady Macbeth von Mzensk“ und „Die tote Stadt“, im Schauspiel gab er 2018 seinen Einstand mit „Love you, Dragonfly“ von Fritz Kater, der dafür 2019 den Ludwig-Mülheims-Theaterpreis bekam. Neben „Lulu – Ein Rock-Vaudeville“ inszenierte Petras „Schloss Rosmersholm“ von Henrik Ibsen und das Kater-Stück „düsterer spatz am meer / hybrid (america)“.

Regie:                                     Armin Petras
Bühne:                                    Julian Marbach
Kostüm:                                 Annette Riedel
Musik:                                    Jörg Kleemann
Video:                                    Cantufan Klose, Lio Klose
Licht:                                    Norman Plathe-Narr
Dramaturgie:                         Marianne Seidler

Mit:                                        
Lieke Hoppe, Simon Zigah, Christian Freund, Ferdinand Lehmann, Susanne Schrader, Fania Sorel, Caline Weber
Kinderstatisterie des Theater Bremen

Gefördert durch die Bremer Theaterfreunde.

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