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Uraufführung: "Das Schloss am Ende der Straße" - Ein blassblauer Abend in Schlitz - Musikalisch-szenisches Rezital von Bert Bresgen - Kammeroper Frankfurt Uraufführung: "Das Schloss am Ende der Straße" - Ein blassblauer Abend in...Uraufführung: "Das...

Uraufführung: "Das Schloss am Ende der Straße" - Ein blassblauer Abend in Schlitz - Musikalisch-szenisches Rezital von Bert Bresgen - Kammeroper Frankfurt

Premiere Donnerstag, 2. Mai 2024 um 20 Uhr, Palais Livingston, Ulmenstr. 20, Frankfurt am Main

Der Abend umkreist ironisch, aber keineswegs unschwärmerisch einen winzigen Flecken im Hessischen, der über lange Zeit ein lokales Zentrum der Künste war und gelegentlich von der Weltpolitik touchiert wurde: Schlitz.

Copyright: Martin Pudenz

Schloss Hallenburg in Schlitz, das heute die „Hessische Musikakademie“ beherbergt, war zwar schon früher ein abgeschiedener Ort, in dem sich aber wie in Italo Calvinos Roman dereinst „die Schicksale kreuzten“: Grafen unterwegs in geheimer Mission, während die Gattin am Weimarer Hof sarkastisch über das nervige „Originalgenie“ Goethe und dessen „Schandmähre“ Frau von Stein spottete, mit denen sie am Mittagstisch saß. Frühe Weltreisende, gebeutelt oder begeistert von der deutschen 48er-Revolution, verstoßene Söhne und Töchter, die das Familienerbe zugunsten der Musik, des Dichtens und Komponierens „verkommen ließen“ - ihnen allen konnte man dort begegnen.

Die gräfliche Familie mischte vom winzigen Schlitz aus komponierend, kompromittierend und über die Familienbande in der Weltpolitik intrigierend mit. Sogar der skandalumtoste Kaiser Wilhelm stattete dem Ort und der Hallenburg im Sonderzug häufige Besuche ab, um im Vogelsberg in aller Ruhe sämtliche Auerhähne zu erschießen - ein Erzieher aus Schlitz hatte versucht, ihn zum idealen Herrscher zu formen.

Nach dem Grauen des 1. und 2. Weltkrieges diente die Hallenburg nicht mehr nur als Ort für Genießer klassischer Kultur, sondern als Flüchtlingsunterkunft und als ein Gymnasium, bevor die hessische Musikakademie dort Einzug hielt.

Der Abend der Kammeroper mit dem Text des Autors Bert Bresgen (Autor der erfolgreichen Kammeropernproduktion „Zarah und die Geister“) und der Musik aus dem Umkreis der Hallenburg sowie Schubert, Schönberg, Randy Newman u.a.nimmt diese vielfältigen Eindrücke auf und bietet ein vergnügliches, parodistisches und trotzdem gefühlvolles Mashup durch die Jahrhunderte aus Musik, Oper, Texten, Dokumenten und theatralischer Performance zu diesem „Weimar im hessischen Miniaturformat“ vor den Toren Frankfurts.
    
Vieles von dem, was gezeigt wird, war so noch nie zu hören und stammt aus Archiven, die die r ausgegraben hat. Es finden sich wertvolle und amüsante Entdeckungen musikalischer und zeithistorischer Art darunter.

Der Abend steht unter folgenden Prämissen:
Wir lassen die zahllosen, genialen musikalischen und literarischen Dilettanten und Dilettantinnen in Schlitz und anderswo hochleben. Wir feiern das matte oder schillernde, das romantische Licht der Provinz und der Peripherie als Orte der Kultur gegen das gleißende Licht der „Leuchttürme“. Und wir zeigen, wo die Lichter irrlichterten.  Wir preisen Musik, Literatur und Humor als (Über)Lebensmittel.

Musikalisch-szenisches Rezital von Bert Bresgen
Mit Werken von Schubert, Schönberg, von Villeneuve d´Albuquerque, Jary,
Presley, von Goertz, Stephan, Newman, zu Stolberg, zu Sayn-Wittgenstein,
von Wittgenstein, Strauss und Kaiser Wilhelm

Leitung: Rainer Pudenz, Frank Keller, Katharina Kraatz, Bert Bresgen, Viviana Villalobos

Mitwirkende: Nicola Montfort, Philipp Hunscha, Stanislav Rosenberg, Tobias Rüger,
Harald Mathes, Walter Dorn
    
Weitere Aufführungen: Samstag 4., Dienstag 7., Donnerstag 9., Freitag 10., Samstag 11., Sonntag 12. Mai 2024. Beginn jeweils um 20 Uhr  Aufführungsort: Palais Livingston, Ulmenstraße 20, 60325 Frankfurt am Main

Vorverkauf: Frankfurt Ticket Tel 069/1340400 oder Abendkasse.

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