Charlotte Seithers Beethovenüberschreibung erlebt ihre Uraufführung am Musiktheater im Revier. Fidelio schweigt. beginnt da, wo auch Beethoven zum Thema kommt: Im letzten Drittel des ersten Aktes mit dem Gefangenen Florestan in der Gewalt des Tyrannen Don Pizarro. Gleichzeitig wird Leonore von ihrer Verkleidung als Fidelio befreit. Die Frau als Handelnde, die zur Entstehungszeit noch kaum vorstellbar war, ist heute eine
Selbstverständlichkeit. Sie begibt sich selbstbewusst in Pizarros Machtzentrum und kämpft mit offenem Visier für die Freiheit und das Leben Florestans. Ihr zur Seite steht ein Frauenchor, den Charlotte Seither und ihr Librettist Hermann Schneider hinzuerfunden haben, um den weiblichen Perspektiven in der Oper mehr Raum zu verleihen.
Das Besondere der Überschreibung ist, dass Charlotte Seither kaum in Beethovens Partitur eingreift. Stattdessen setzt sie, wie die Komponistin es selbst beschreibt, „klare vertikale Schnitte, in die ich meine eigene Musik hineinbaue. Mir war wichtig, dass beides, Beethovens Originalnummern wie auch meine Musik, bis auf den allerletzten Schluss weitgehend ,pur‘ erklingen.“ Das bedeutet auch, dass Seither in den Einschüben sich und ihrer Klangsprache immer treu bleibt: „Zitate, Anekdotisches, wie auch jede Art von historisierendem Kunsthandwerk lehne ich ab.“ Die Oper Fidelio schweigt. ist genauso purer Ludwig van Beethoven wie pure Charlotte Seither und erzählt eine zeitlose Geschichte von Machtmissbrauch, individueller Selbstermächtigung und der politischen Dimension von Beziehungen mit einer heutigen Perspektive.
Die Uraufführung des Auftragswerk des Musiktheater im Revier war anlässlich desBeethovenjahrs BTHVN2020 geplant, musste jedoch seinerzeit wegen Corona verschoben werden.
Libretto von Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning und G.F. Treitschke | neue Gesangstexte von Hermann Schneider | Auftragswerk des Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Musikalische Leitung Peter Kattermann
Inszenierung Hermann Schneider
Bühne, Kostüm Video Falko Herold
Vincent Mesnaritsch
Licht Thomas Ratzinger
Ton Jörg Debbert
Dirk Lansing
Chor Alexander Eberle
Dramaturgie Hanna Kneißler
Besetzung
Leonore Ilia Papandreou
Florestan Martin Homrich
Don Pizarro Benedict Nelson
Rocco Almas Svilpa
1. Gefangener Jongyoung Kim
2. Gefangener Oliver Aigner
Opernchor und Extrachor des MiR | Opernstudio NRW | Neue Philharmonie Westfalen |
Statisterie des MiR
Nach der Uraufführung am 12. Mai folgen diese Termine:
Freitag, 17. Mai 2024, 19.30 Uhr
Sonntag, 19. Mai 2024, 16.00 Uhr
Samstag, 25. Mai 2024, 19.00 Uhr
Donnerstag, 30. Mai 2024, 18.00 Uhr
Sonntag, 02. Juni 2024, 18.00 Uhr