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TRAUER UM RALF-GÜNTER KROLKIEWICZ

Ralf-Günter Krolkiewicz, Autor, Regisseur und von 1997 bis 2004 Intendant des Hans Otto Theaters in Potsdam, ist tot. Schon seit mehreren Jahren litt er an den schweren Auswirkungen seiner Parkinson-Erkrankung, zu Anfang dieses Monats ist er 52-jährig im thailändischen Phuket verstorben.

Geboren 1955 in Erfurt, trat er 1979 - nach seiner Schauspielausbildung - am Hans Otto Theater sein erstes Engagement an. Schon als junger Schauspieler suchte er nicht den leichten Weg: 1984 wurde er durch die Staatssicherheit der DDR verhaftet und zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. 1985 siedelte er in die BRD über, wo er als Schauspieler und Regisseur an verschiedenen Bühnen - u.a. in München, Augsburg und Esslingen - arbeitete.

1996 kehrte er an das Hans Otto Theater zurück, zunächst in der Funktion des Oberspielleiters, von 1997 bis 2004 stand er dem Theater der Landeshauptstadt als Intendant vor. Zu einer Zeit, als die weitere Existenz des Potsdamer Theaters in den Sternen stand, ist es ihm gelungen, das Hans Otto Theater und sein Ensemble wieder an die soziale Wirklichkeit dieser Stadt anzubinden und damit in das Bewusstsein des Publikums und in den öffentlichen Meinungsaustausch zurückzuholen. Als beharrlicher und unbequemer Streiter im Dienste der Kunst und der Wahrheit sicherte er dieser Bühne damit ihre Zukunft.

Auch als Regisseur - zunächst im Schauspiel (u.a. "Philoktet" von Heiner Müller, "Baddis Garage" von Ólafur Haukur Símonarson, "Mephisto" nach Klaus Mann), später auch verstärkt im Musiktheater - machte er sich um die Bühne der Landeshaupstadt verdient. Seine letzten Potsdamer Inszenierungen, in der Spielzeit 2003/2004, waren Wolfgang Amadeus Mozarts "Don Giovanni" im Schlosstheater im Neuen Palais und William Shakespeares Tragödie "König Lear", letztere mit Alexander Lang in der Titelrolle.

Auch als Dramatiker von hoher Produktivität war ihm Anerkennung zu zollen: Eines seiner Theaterstücke, "Herbertshof", für das er den Landespreis für Volkstheaterstücke Baden-Württemberg entgegennehmen durfte, wurde im Herbst 2005 am Hans Otto Theater, dem zu diesem Zeitpunkt bereits Uwe Eric Laufenberg als Intendant vorstand, uraufgeführt.

"Ich Jeanne – Das Leben der Jeanne d´Arc" war das letzte Theaterstück von

Ralf-Günter Krolkiewicz welches er im Auftrag des Jungen Staatstheaters Wiesbaden schrieb. Die eigene Inhaftierung durch die Staatssicherheit der DDR und die spätere Abschiebung in den Westen hat die Auseinandersetzung mit dem Thema „Jeanne d´ Arc“ zu einem sehr persönlichen Stoff werden lassen. Der Zuhörer und Zuschauer spürt sehr genau, dass hier jemand weiß, wovon er schreibt und die Aktualität stellt sich ohne Vordergründigkeit ein. Da Krolkiewicz dieses Stück, wie er mehrfach betonte, sehr am Herzen lag, war er zu einigen Proben und zur Premiere am 8. März 2008 in Wiesbaden und nach der Aufführung sehr zufrieden über das Ergebnis der Zusammenarbeit.

Seit 2003 litt Krolkiewicz an Parkinson. Die Krankheit schränkte sein Arbeitspensum immer mehr ein. Obwohl er sich in den letzten 3 Jahren verstärkt mit Malerei beschäftigte, hat er mit seinem letzten Theaterstück die Unverwechselbarkeit seiner Sprache manifestiert.

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