So feierte im Februar 2016 seine Neuinszenierung von Anton Tschechows Meisterwerk „Die Möwe“ am Théâtre Vidy in Lausanne Premiere. Ostermeier bedient sich des Stoffs, um seine Schauspieler miteinander interagieren zu lassen und ihre intimsten Empfindungen freizulegen.
Dabei setzt er eine von ihm selbst entwickelte Schauspielmethode ein, die er Storytelling nennt. Sie basiert auf den Schauspieltheorien von Stanislawski und Meyerhold und bringt die Darsteller dazu, eigene Erinnerungen in die Probenarbeit einzubringen. Im Probenraum nähern sich die Schauspieler unter Ostermeiers Leitung auf sehr persönliche und authentische Art ihren Figuren an. Der Zuschauer ist hautnah dabei und erlebt, wie Theater entsteht.
Die Dokumentation erzählt von Theaterleidenschaft, indem sie zwischen den Proben und der Handlung des Stücks hin- und her schwenkt, inszeniert von einem der prägendsten Regisseure unserer Zeit. Nach und nach wird Ostermeiers Vision von Theater lebendig, durch die Art, wie die Schauspieler ihre Rollen im Widerhall mit der Realität verkörpern. Der Regisseur, der sonst keine Zuschauer bei seinen Proben zulässt, gibt sehr persönliche Einblicke in sein Theaterschaffen. Inmitten der Darsteller nimmt die Kamera am Entstehungsprozess des Stücks Teil. Selten war Theater so greifbar, so nah am Leben.
thomas ostermeier Auf der Bühne wie im echten Leben
dokumentation von jérémie cuvillier
arte france, la compagnie des indes /gildas le ro ux,
frankreich 2016, 56 min., Erstausstrahlung