Mit dem Musical »Jesus Christ Superstar« schufen der Komponist Andrew Lloyd Webber und sein kongenialer Texter Tim Rice eine Rockoper über die letzten Tage im Leben des Jesus von Nazareth – ein »zeitgenössisches Passionsspiel, das den zutiefst Gläubigen möglicherweise erzürnen könnte, jugendliche Agnostiker aber verzaubern und vielleicht inspirieren sollte«, wie das TIME Magazine 1970 schrieb. Dabei schildern Webber und Rice das Geschehen aus der Perspektive von Judas, der seinen Lehrmeister zwar bewundert, die fanatische Verehrung durch dessen Anhänger jedoch als verhängnisvoll empfindet. Auch die Beziehung von Jesus zur ehemaligen Prostituierten Maria Magdalena irritiert ihn. Es folgen Verrat, Verhaftung und der Selbstmord des Judas, der erkennt, dass er von Gott geleitet war, um Jesus zum Märtyrer zu machen. Der »Superstar« findet sein irdisches Ende am Kreuz.
Musikalisch geht Andrew Lloyd Webber in diesem durchkomponierten Werk über die Stilistik der Rockmusik weit hinaus: Er bedient sich beim Soul, komponiert Folksongs und bindet die Partitur durch immer wieder auftauchende musikalische Signaturen zusammen. Das Theater Magdeburg präsentiert »Jesus Christ Superstar« vor passender Kulisse beim diesjährigen DomplatzOpenAir.
Sebastian Ritschel, dem Magdeburger Publikum bereits durch seine hochgelobte Inszenierung des Musicals »Cabaret« im Opernhaus bestens bekannt, zeigt »Jesus Christ Superstar« ohne frömmelnde Klischees, fernab jeglichen Passionsspielgedankens. Stattdessen erzählt er die Geschichte der letzten sieben Tage von Jesus als zeitlose Geschichte über bis heute berührende menschliche Schicksale, so wie es auch vom Komponisten Andrew Lloyd Webber und seinem Textdichter Tim Rice konzipiert worden war.
Die Betonung liegt in der Magdeburger DomplatzOpenAir-Inszenierung auf der des Mythos eines Superstars bzw. »Hero«: Das schillernde Rockspektakel erzählt vom Aufstieg und Fall einer herausragenden charismatischen Persönlichkeit, die immense Begeisterung weckt und verehrt wird wie eine Pop-Ikone oder ein Filmstar. Die Massenhysterie um seine Person schaukelt sich gefährlich hoch, denn der Personenkult installiert ihn zur Heilsfigur, die sich selbst überfordert und letztlich seine Anhänger und Fans nur enttäuschen kann. Im Gegensatz zu dem tradierten, eindimensionalen Bild von Judas, dem Verräter, wird das Musical aus seiner Sicht erzählt: Gerade aufgrund seiner Liebe zu Jesus ist ihm der Personenkult und die Hysterie fremd und er sieht es als seine Aufgabe an, den besten Freund hartnäckig an seiner ursprüngliche Idee zu erinnern. Dies macht ihn anfällig für den schlussendlichen Verrat an Jesus.
In der spartenübergreifenden Neuinszenierung des Theaters Magdeburg präsentieren Solisten, Tänzer, Chorsänger auf einer großen Showbühne, die auch von Weitem auf dem Domplatz sichtbar ist und das Oben und Unten verdeutlicht, die Geschichte um die von Andrew Lloyd Webber nicht unkritische Sicht auf den Heilsbringer und die allzu menschliche Reaktion des Hochjubelns eines Hoffnungsträgers und seines schnellen Falls in Ungnade.
JESUS CHRIST SUPERSTAR
Gesangstexte von Tim Rice
Musik von Andrew Lloyd Webber
Deutsch von Anja Hauptmann
Musikalische Leitung Damian Omansen
Regie/Kostüme Sebastian Ritschel
Konzeptionelle Mitarbeit Ronny Scholz
Bühne Rifail Ajdarpasic
Choreografie Kati Farkas
Dramaturgie Thomas Schmidt-Ehrenberg
Choreinstudierung Martin Wagner
Jesus von Nazareth Tobias Bieri
Maria Magdalena Julia Gámez Martín
Judas Ischariot Timothy Roller
Pontius Pilatus Johannes Wollrab
Kaiphas Frank Heinrich/Bartek Bukowski
Annas Martin Mulders
König Herodes Paul Kribbe
Simon Zelotes Jannik Harneit
Petrus Christian Miebach
Soulgirls Eva Zamostny, Beatrice Reece, Jessica Krüger
Drei Priester Thomas Matz, Jörg Benecke, Jürgen Jacobs
Opernchor des Theaters Magdeburg
Ballett Magdeburg
Magdeburgische Philharmonie
Weitere Vorstellungen: Sa. 16. 6. / So. 17. 6. / Mi. 20. 6. / Do. 21. 6. / Fr. 22. 6. / Sa. 23. 6. / So. 24. 6. / Mi. 27. 6. / Do. 28. 6. / Fr. 29. 6. / Sa. 30. 6. / So. 1. 7. / Mi. 4. 7. / Do. 5. 7. / Fr. 6. 7. / Sa. 7. 7. / So. 8. 7. 2018, jeweils 21.00 Uhr, Domplatz
Karten Premiere: zwischen 56 € und 40 € / ermäßigt zwischen 47 € und 32 €
Karten Freitag & Samstag: zwischen 53 € und 36 € / ermäßigt zwischen 45 € und 30 €
Karten Mittwoch, Donnerstag & Sonntag: zwischen 46 € und 30 € / ermäßigt zwischen 40 € und 25 €
Reservierung und Kauf an der Theaterkasse: 0391 – 40 490 490 oder online: www.theater-magdeburg.de
Bild: Andrew Lloyd Webber