
Sein 100ster Geburtstag im Jahr 2021 wird in seiner Geburtsstadt groß gefeiert. Im Kaiser-Wilhelm-Museum am Joseph-Beuys-Platz, aber etwa auch am Kresch-Theater, für das Helmut Wenderoth ein Beuys-Stück schreibt. Das Theater Krefeld und Mönchengladbach gratuliert mit einer Uraufführung im Großen Haus, mit „Beuys‘ Küche“. Mit Texten des Lyrikers, Librettisten und Erzählers Christoph Klimke sowie aus anderen Quellen, konzipiert der Regisseur, Choreograph und Theatererforscher Sebastian Blasius mit den Schauspieler*innen Jannike Schubert, Eva Spott, Philipp Sommer, Paul Steinbach, Ronny Tomiska und Bruno Winzen einen Theaterabend, der sich mit Beuys‘ Wirken auseinandersetzt. An der Konzeption beteiligt ist der Bühnenbildner Caspar Pichner. Entstehen soll kein biographisches Stück, sondern eine Inszenierung, die etwas vom Beuys’schen Spirit einfangen möchte.
Müssen die Zuschauer*innen etwas wissen von Beuys? Sebastian Blasius: Nein, mir schwebt ein Theaterabend vor, der für sich stehen kann und eher implizit auf Beuys Bezug nimmt. Ich würde klar sagen: Ich brauche kein Vorwissen. Im
Sinne von Beuys kann es aber hilfreich sein, eigene Seherwartungen und Sehkonventionen befragen zu lassen. Beuys ging es ja immer darum, ein anderes Wahrnehmen zu initiieren und Gegenbilder zum Bestehenden zu schaffen.
Was sind die leitenden Gedanken für Ihre Arbeit an dem Projekt Beuys‘ Küche? Sebastian Blasius: Ich nähere mich Beuys weniger über seine Themen, wie etwa Ökologie oder die Aufhebung von Entfremdungsphänomenen. Ich möchte an seine künstlerischen Prinzipien andocken und sie für das Theater fruchtbar machen: Zum Beispiel, Bilder als etwas Nomadisches denken, das sich stetig modifiziert und sich nicht scharfstellen lässt. Oder mit Materialien arbeiten – bestimmten Texten etwa –, die man eher nicht auf einer Bühne erwartet, weil sie aus alltäglichen, kunstfremden Kontexten stammen.
Warum sollten wir Heutige uns für Beuys interessieren, im 21. Jahrhundert? Sebastian Blasius: Man muss mit Beuys weltanschaulich nicht übereinstimmen, um an seinen Fragen teilzuhaben – nach der Möglichkeit zu gesellschaftlicher Veränderung, nach einem anderen Verhältnis zu unserer Umwelt, nach Alternativen zu Prinzipien der Rationalität und Ökonomie. Ich bewundere, wie er diese Fragen aufgeworfen hat, als sie noch lange nicht konsensfähig waren. Ähnliches gilt für seinen Kunstbegriff: Etwa die Öffnung der Kunst auf soziale Praktiken hin oder das fast ausschließliche Arbeiten mit damals noch nicht als 'Kunst' konnotierten Materialien, wie etwa Margarine oder Filz. Das ist für heutige Künstler*innen ja recht gängig, im Nachkriegsdeutschland war es das definitiv nicht.
Die Uraufführung ist am Samstag, den 30. Januar um 19.30 Uhr kostenlos als Live-Stream zu erleben. Der Link dazu ist über die Startseite der Theaterhomepage www.theater-kr-mg.de abrufbar.
Der Stream ist über den 30. Januar hinaus verfügbar.