Der 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann gab Anlass zu schauen, welche seiner Werke aus der Erinnerung nach vorn zu holen sind. Sein unbekanntes Funkoratorium ist eine Komposition aus der Stunde Null, aus dem zerbombten Köln nach dem Zweiten Weltkrieg. Es war der verzweifelte Versuch, die Deutschen zu entnazifizieren, indem man sie zum katholischen Glauben zurückführen wollte. Eine Mission übers Ohr, die verhallte. Dazu wurde viel aufgeboten: Melodram, Oper, Theater und frühe Versuche auf dem Gebiet elektronischer Musik vermischen sich. Man meint die vier Besatzungszonen zu hören: Französischer Klangreichtum wie bei Debussy, Jazz-Elemente amerikanischer GI-Soldaten, Zitate aus dem Ballett russes sind stilistische Elemente der Zimmermannschen Musik.
B.A. Zimmermann stellte sich ein Theater vor, „welches nicht schlechter ausgerüstet ist als ein Weltraumschiff, Weltraumschiff des Geistes; insgesamt eine Großformation. Die einer ganzen Stadtlandschaft ihr Gepräge zu leihen vermag.“ Wie steht es gegenwärtig um die schöne Idee eines solchen Universalismus im Theater? Lässt sich der Anspruch auf ein großes Welttheater - und sei es nur für eine Stadt - aufrecht erhalten?
Das Funkoratorium nach Calderón de la Barca wurde 1952 vom Nordwestdeutschen Rundfunk produziert und nur einmal gesendet und ist jetzt – unter der Mitwirkung von 130 Chorsänger*innen, 50 Musiker*innen und 12 Schauspieler*innen – zum ersten Mal auf einer Theaterbühne zu erleben:
Regie: Christian Filips
Musikalische Leitung: Kai-Uwe Jirka
Kammersymphonie Berlin
Haupt- und Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin
Männer des Staats- und Domchors Berlin
Ensemble PHØNIX16
Faleh Khaless (Oud)
Mit: Susanne Bredehöft, Margarita Breitkreiz, Samia Dauenhauer, Ariel Nil Levy, Ali Nawras, Stefan Paul, Silvia Rieger, Elias Schockel, Mex Schlüpfer und Hubert Wild sowie Aniol Kirberg von der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch sowie Kenan Abouaasi und Ali Nauras aus der Neuen Nachbarschaft Moabit
Eine Koproduktion mit der Sing-Akademie zu Berlin und Deutschlandradio.
Karten sind an der Tageskasse der Volksbühne, am Telefon über +49 (0)30 2406 5777 und online erhältlich.