Denn Goldberg ist es, der Technik und Beleuchtung im Griff hat, der in der Rolle des Moses die Zehn Gebote vom Berg holt und dabei die Hälfte vergisst, der als Heiland gekreuzigt wird und – am Ende die Premiere rettet? Zwischendurch funktioniert das Licht nicht, ziert sich die Diva im Evakostüm aufzutreten, streiken die Schauspieler, hat die Bühnenbildnerin gänzlich andere künstlerische Vorstellungen als der Regisseur. Und in den Pausen muss die Putzfrau Mrs. Mopp den Boden schrubben, um den Dreck, den diese Schöpfung hinterlässt, zu beseitigen. Der ganz alltägliche Probenwahnsinn also.
In Die Goldberg-Variationen spielt George Tabori geschickt mit den verschiedenen Ebenen des Schöpfungsprozesses: Die dramatischen Szenen der Bibel erscheinen als groteskes Theater, der theatralische Prozess als biblische Entstehungsgeschichte. Das 1991 uraufgeführte Werk des Brecht-Schülers lässt das absurd-komische Abhängigkeitsverhältnis zwischen Herr und Knecht, den Gegensatz visionärer Kreation und banaler Realität humorvoll ineinanderfließen.
Inszenierung Martin Ratzinger
Bühne und Kostüme Anna-Sophia Blersch
Mit Maika Troscheit | Hubert Schlemmer, Harald Schneider, Tom Wild, Uwe Zerwer, Klaus Ziemann
Weitere Vorstellung 30. November | 20 Uhr