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2. bobiennale - Festival der Freien Kulturszene Bochum

vom 13. bis 23. Juni 2019

Die bobiennale, das 10-tägige Festival der Freien Kulturszene Bochums, hat seit seiner ersten gefeierten Ausgabe im Jahr 2017 noch einmal einen großen Schub bekommen: der Kreis der beteiligten Künstler*innen und Orte hat sich fast verdoppelt. Rund 200 Künstler*innen werden an etwa 80 verschiedenen Orten 250 kulturelle Programme darbieten. Alle Sparten der Szene, von Figuren- und freiem Theater, Medien- und bildenden Künstler*innen, Musik von Jazz und Klassik bis Metal, mobilem Kino und Tanz sind vielfältig vertreten, dazu kommen nationale und internationale Gäste.

 

Das Festival zeigt gebündelt die aktuellen künstlerischen Positionen einer ganzen Stadt und macht sie einem breiten Publikum zugänglich. Bestehende Kunst-Orte werden wiederentdeckt und das Publikum kann sich neue Orte erschließen. Die bobiennale füllt damit für einen Augenblick die Lücken fehlender Präsentationsplattformen. Angetrieben und getragen wird die bobiennale von Bochumer Akteur*innen mit ihren lokalen, regionalen und internationalen Netzwerken und setzt außerdem auf Kooperationen mit anderen Festivals. Die bobiennale wurde von vielen Kommunen – auch international – regelrecht als Blaupause für die Präsentation und Wertschätzung der Vielfalt und Kraft von Künstler*innen wahrgenommen.

Festival-Eröffnung
Am 13. Juni wird die bobiennale in den Rottstr5 Kunsthallen eröffnet. Neben musikalischen Beiträgen wird die Arbeit von Bart Lodewijk medial vorgestellt. Der niederländische Künstler wird während des gesamten Festivals mit »Bochum Drawings« in der Stadt präsent sein. Das storylab kiU präsentiert das immersive Videomapping »Wrong Side of the Tracks« mit einer Lichtarbeit von Harald Opel und seinem Forscher*innenteam. Durch den Abend führen Maria Wolf und Helge Salnikau.

14., 15. & 16. Juni Kunstmix 3000
Das erste Wochenende macht einen großen Aufschlag mit dem Kunstmix 3000, an dem fast 50 Künstler*innen teilnehmen. Die Präsentationen sind an drei Tagen für jeweils vier bis fünf Stunden an ganz unterschiedlichen Orten zu finden: Garagen, Gartenhäuser, Galerien, Straßen und Wege, Gärten, Ladenlokale, verschwiegene Kammern oder die eigenen vier Wände von Künstler*innen. Darunter ist die Bildhauerin Angela Schilling, sie zeigt Jagdbomber, die nicht zueinander finden, Spatzen, die in Maschinenpistolen nisten oder Rehe, die mit ihrer weichen Schnauze Gewehre erkunden. Uta Hofmann stellt sich in ihrem atmosphärischen Atelier den Herausforderungen großformatiger Malerei mit altmeisterlicher, ins Heute übersetzter Maltechnik. Sibylle Piepers und Birgit Feilkes »Hommage an Anni Albers« sind ein emanzipativer Beitrag zu »100 Jahre Bauhaus« und ein spannender Kommentar zur Frage ‚Kunst oder Kunsthandwerk?’. Der Maler, Performer, Schauspieler und Theatermacher Linus Ebner bezeichnet sich als ‚lässigen Typen, der gerne an Wänden steht’. Für die Malerin Liane Lonken ist die Landschaft Ausgangspunkt ihrer Bilder. Sie zeigt ihre verschlüsselten Bilder, die Versuche räumlicher Einordnungen nicht wirklich zulassen, im Kunstraum Seifenfabrik. In der Zechensiedlung des LWL Museums der Zeche Hannover verbindet die bildende Künstlerin Barbara Neumann Skulptur und Grafik mit Kultur und Kulinarischem.

Farben sind grenzenlos“ sagt Uwe Siemens, er versteht es wie wenige mit Farbe umzugehen und präsentiert seine Arbeiten im eigenen Atelier. Die Ausstellungsräume funktionieren bei der bobiennale sehr oft spartenübergreifend. So sind im Atelier Pietzka Polaroid beim Kunstmix 3000 nicht nur die Polaroids von Karin Pietzka, die Lichtobjekte von Jörg Hanowksi und die großformatigen Fotografien von Guntram Walter zu sehen. Am Freitagabend wird dort der Gitarrist Volker Wendland bei seinem Konzert »Jazz und Surreales« ungewöhnlich Unterhaltsames zu Gehört bringen. àErstmals werden zum Kunstmix 3000 Führungen durch die über den gesamten Stadtraum verteilten Orte angeboten.

Ungewöhnliche Orte
In der ehemaligen Zeche Lothringen öffnet das Kunstprojekt »Labyrinth.Welt« sonst kaum zugängliche Räume fürs Publikum. Dort kann die denkmalgeschützte Haspelstube besichtigt werden. Performt, präsentiert und inszeniert werden Exponate der Malerei, Collage, Plastik, Installation, Objektkunst und Fotografie der vier auch international aktiven Künstler*innen Manfred Gipper, Renato Liermann, Agnes Lörincz und Lorant Szathmary. (14.,15. & 16. Juni) Am 16. Juni um 16 Uhr gibt es außerdem eine Führung durch die Orte und Projekte.

Musik auf den Dächern Bochums
Kläääsch steht für den Moment des Aufeinandertreffens unterschiedlicher Bands und Ensembles bei der bobiennale. Es ist ein respektvoll inszenierter Schlagabtausch musikalischer Genres im (besten) Sinne eines ‚Battle of the Bands’. Drei Termine auf drei zentralen Dächern in Bochum – dem Kunstmuseum, dem Handelshof und den Stadtwerken. Dabei begegnen sich: das Minimal-Trio Cleaning Each Other und das estländisch/deutsche Trip-Hop/Electronic Duo Tiktaalik; die junge niederländische Band FRÉ und die Essener Klarinettistin Heni Hyunjung Kim; die HipHop-Formation Handsome Couple und das Trio Klare/ Bektas/ Ak, das für eine ganz eigene Fusion von Jazz-, Welt- und Kunstmusik steht. (15.,16.&17. Juni)

20. Juni: Open Air Tag am Springorum Radweg
Am Feiertag kommen Publikum und Kunst & Künstler*innen zwischen 12 und 18 Uhr am Springorum Radweg besonders dicht zueinander. Die Urbanen Hörner des Klangkünstlers Christof Schläger, Hochsitze mit Hörgeschichten und Performance, Parcour-Workshops für Jugendliche, eine Naturbühne für Musik und Theater, ein Tipi und ein Open Air Tanzboden empfangen das große und kleine Publikum der Metropole Ruhr entlang der alten Bahntrasse (zwischen Glockengarten und Prinz-Regent-Theater).

Kunst und Kultur – soweit die Sinne reichen. Ein Querschnitt
Der Blue Square der Ruhr-Universität Bochum ist Ort für die Ruhr-Literaten bei der bobiennale. Bei der Lesung »Demokratie in alle Himmelsrichtungen« sind am 15. Juni Safeta Obhodjas und Anja Liedtke mit Texten zu hören. Der »Square Slam« am 18. Juni bietet eine Bühne für alle Studierenden und Interessenten, die sich für moderne Dichtung interessieren. Wer selbst schreibt und wissen möchte, wie seine Texte ankommen, bekommt ein Mikro, fünf Minuten und Feedback. Doch das letzte Wort hat das Publikum.

»Reise ins Dunkle« heißt eine Collage aus durchkomponiertem Death- und Ambient-Metal-Sound von und mit Martina Eitner-Acheampong, Alan Acheampong und Sinan Karabulut. Metal, Words and Moves zum Dunklen im Leben am 22. Juni in der Witteler Passage.

Harald Schulte wird am 23. Juni im Museum Bochum die Butoh-Perfomance »shiroto sunai« darbieten. Diese faszinierende Tanzform entzieht sich jeder Erklärung – das Publikum wird vom Sog des Nichts angezogen, der entsteht, wenn die Zeit still steht.

BoBienchen 

Die Idee der bobiennale, ein „Festival von unten“ für das Publikum aus Bochum und der Region zu gestalten, gilt ganz besonders für die Angebote an Kinder und Jugendliche. Theaterworkshops (»Auf die Bühne, fertig, los!«), eine Schreibwerkstatt, Märchenlesungen und verschiedene Inszenierungen stehen auf dem Programm. So können sich zum Beispiel Theaterfans ab 4 Jahren auf »Tiermärchen aus aller Welt« freuen. Die Reise führt in ferne Kontinente, zu großen und kleinen Tieren und kuriosen Begebenheiten zwischen Mensch und Tier. Silke Geyer spielt am 15. Juni am Figurentheater-Kolleg.


Ganz Bochum? Ganz Bochum!
Die Veranstaltungen der bobiennale reichen weit über den Innenstadtbereich hinaus.
-->Der Stadtteilschwerpunkt ist bei dieser Ausgabe Langendreer. Mit insgesamt 25 Programmen öffnen dort Künstler*innen und Initiativen ihre Türen und laden herzlich ein Langendreer zu besuchen. Der international gefeierte Australische Figurenspieler Neville Tranter gibt im Figurentheater-Kolleg am 22. Juni Einblick in das Spiel mit der Klappmaulpuppe. Der Maler Sebastian Dannenberg zeigt mit »undefined« in der galerie januar zum Teil vor Ort entwickelte Arbeiten, die direkt auf die räumlichen Gegebenheiten Bezug nehmen. Beim »Film-Recycling-Workshop« im endstation.kino schneiden Teilnehmer*innnen aus Höhepunkten der Filmgeschichte einen Filmclip (22. Juni). Ein zentraler Spot ist die Halle 205 – freiRaum für Kunst und Kultur im ehemaligen Pferdestall der Brauerei Müser. Fürs Festival wurden fünf Künstler*innen eingeladen sich von der Atmosphäre des Ortes inspirieren zu lassen. Anja Andreae, Yvonne Dicketmüller, Eva Kalien, Christiane Schlieker-Erdmann und Christiane Uffmann werden vor Ort zusammen an einer Präsentation arbeiten. Der siebentägige Workshop »Musik Total« startet am 17. Juni und richtet sich an alle, die Musik machen und entdecken wollen – ob mit Stimme, Körper oder Instrumenten. Die renommierten Improvisationsmusiker Joel Grip (Kontrabass) und Pierre Borel (Saxofon) leiten den Workshop und bringen mit den Teilnehmer*innen die Ergebnisse am 22. Juni im Figurentheater-Kolleg zur Aufführung.

Im Kunstkiez Bärendorf hat sich die Bakery, eine alte Zwiebackbäckerei, als interessanter Kulturraum etabliert und ist während des Festivals Ort zahlreiche Veranstaltungen. Mit
»Oh no, Ono!« nähern sich die Schauspielerin Maria Wolf und der Musiker Serge Corteyn der Künstlerin Yoko Ono über deren Werk »Grapefruit« an (20. Juni).

In Wattenscheid präsentiert der international bekannte Komponist Jona Kümper zusammen mit Musikerfreunden erstmalig eine umfangreichere Auswahl seiner Kammermusik- und Klavierwerke einem heimischen Publikum. Zwei ganz unterschiedliche Konzerte finden am
14. & 16. Juni in der Kunstwerkstatt am Hellweg statt.

Internationale Kooperationen

Als Kooperation der galerie januar, des Bochumer Kunstvereins mit dem adhocraum wird der niederländische Künstler Bart Lodewijk mit dem Projekt »Bochum Drawings« während des gesamten Festivalzeitraums im öffentlichen Raum in Interaktion mit den örtlichen architektonischen und sozialen Gegebenheiten treten. Seine Kreidezeichnungen sind eine zugleich graphische wie performative Arbeit.

50 Aufnahmen von internationalen Fotograf*innen zeigt die Ausstellung »Aus nächster Nähe – Ethische Fotografie«, kuratiert vom Bochumer Fotografen Martin Steffen. Eindringliche Porträts von Menschen, fotografiert von den engagiertesten Bildreporter*innen, zeigen Schicksale und sind Zeugnisse unserer Verletzlichkeit. Ab 21. Juni, Witteler Passage.

Das vollständige Programm unter www.bobiennale.de

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