Ihr zugrunde liegt der historische Fall der Ermordung der Karmeliterinnen von Compiègne im Jahr 1794 zur Zeit der Schreckensherrschaft der Französischen Revolution.
Regisseur Thomas Bischoff geht in seiner Inszenierung der Frage nach der Entstehung des Mythos nach und sucht die Antwort im Menschen selbst, „in seiner Verweigerung, sich selbst zu verleugnen“. Die Figuren der Oper stellt Thomas Bischoff im doppelten Sinne auf die Bühne: In einer Inszenierung des „Theaters der Revolution“ werden sie zu unfreiwilligen Akteuren eines makabren Schauspiels, in welchem sie von den Revolutionären gezwungen
werden, ihre eigene Rolle und Geschichte zu spielen. Bleiben sich die Karmeliterinnen treu und folgen den ihnen zugewiesenen Rollen, so steht am Ende – das wissen die Beteiligten – der Tod. Nutzen sie hingegen die Möglichkeit, sich aus ihrer Rolle zu befreien, so endet das Schautheater in der Verleugnung der eigenen Ideale und des Glaubens.
Allein eine einzige Figur auf der Bühne – dargestellt durch Schauspielerin Catherine Janke – ist als eine Art jakobinischer Narr erhaben über die Ereignisse auf der Schaubühne. Als Symbol der Exekutive erlaubt sie sich eine Position außerhalb des Theaters, die durch Fremdtextevon
Heiner Müller reflektiert und bewertet. Durch die Zuspitzung, die diese Doppelung der Bühnenereignisse zur Folge hat, bekommt das Stück eine zusätzliche Brisanz, die den Schrecken, die Angst und die Gewalt der
Geschehnisse für den Zuschauer auf unmittelbare Weise erfahrbar machen.
Die Ausstattung der Oper liegt in den Händen des renommierten italienischen Künstlerpaares Rossella Leone (Kostüme) und Michele Canzoneri (Bühne). Beide arbeiten erstmals an einer Opernbühne im deutschsprachigen Raum. Michele Canzoneri, der u.a. die Glasfenster der Kathedrale in Cefalù gestaltete, verbindet in seinem Bühnenbild Symbolik
der Darstellung und Konkretion des bildnerischen Materials. Dabei stellt er Collagentechnik, Malerei, Videoprojektion und Glaskunst in den Dienst der Erzählung dieser Oper. Auch Rossella Leone arbeitet bei ihren Kostümen mit symbolischen Elementen, zeigt in der strengen Schönheit der Gewänder auch die grausame Verführung des Revolutionstheaters.
Oper in drei Akten und zwölf Bildern
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Text von Francis Poulenc nach Gertrud von le Fort und Georges Bernanos
Musikalische Leitung Manfred Honeck / Timo Handschuh
Regie Thomas Bischoff
Bühne Michele Canzoneri
Kostüme Rossella Leone
Licht Reinhard Traub
Chor Johannes Knecht
Dramaturgie Angela Beuerle
BESETZUNG
Le Marquis de la Force Wolfgang Schöne
Blanche de la Force Jutta Böhnert
Le Chevalier de la Force Roman Shulackoff
Madame de Croissy (1. Priorin) Rosalind Plowright
Madame Lidoine (2. Priorin) Michaela Schneider
Mère Marie Andrea Meláth
Sœur Constance Sunhae Im
Mère Jeanne Diana Haller
Sœur Mathilde Huiling Zhu
Beichtvater Heinz Göhrig
Ein Offizier Kai Preußker
1. Kommissar Torsten Hofmann
2. Kommissar Szymon Chojnacki
Thierry/Dr. Javelinot/Kerkermeister Adam Kim
Schauspielerin Catherine Janke
Staatsorchester Stuttgart
Staatsopernchor Stuttgart