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Staatsoper Stuttgart: "Dialogues des Carmélites" – Gespräche der Karmeliterinnen von Francis Poulenc

Stuttgarter Erstaufführung, Premiere 10. April 2011, 18 Uhr. -----

 

Die existenziellen Fragen von Leben und Tod, von Glaube und persönlichem Bekenntnis sind die Themen von Francis Poulencs Oper, die 1957 in Mailand und Paris uraufgeführt wurde.

 

Ihr zugrunde liegt der historische Fall der Ermordung der Karmeliterinnen von Compiègne im Jahr 1794 zur Zeit der Schreckensherrschaft der Französischen Revolution.

 

Regisseur Thomas Bischoff geht in seiner Inszenierung der Frage nach der Entstehung des Mythos nach und sucht die Antwort im Menschen selbst, „in seiner Verweigerung, sich selbst zu verleugnen“. Die Figuren der Oper stellt Thomas Bischoff im doppelten Sinne auf die Bühne: In einer Inszenierung des „Theaters der Revolution“ werden sie zu unfreiwilligen Akteuren eines makabren Schauspiels, in welchem sie von den Revolutionären gezwungen

werden, ihre eigene Rolle und Geschichte zu spielen. Bleiben sich die Karmeliterinnen treu und folgen den ihnen zugewiesenen Rollen, so steht am Ende – das wissen die Beteiligten – der Tod. Nutzen sie hingegen die Möglichkeit, sich aus ihrer Rolle zu befreien, so endet das Schautheater in der Verleugnung der eigenen Ideale und des Glaubens.

 

Allein eine einzige Figur auf der Bühne – dargestellt durch Schauspielerin Catherine Janke – ist als eine Art jakobinischer Narr erhaben über die Ereignisse auf der Schaubühne. Als Symbol der Exekutive erlaubt sie sich eine Position außerhalb des Theaters, die durch Fremdtextevon

Heiner Müller reflektiert und bewertet. Durch die Zuspitzung, die diese Doppelung der Bühnenereignisse zur Folge hat, bekommt das Stück eine zusätzliche Brisanz, die den Schrecken, die Angst und die Gewalt der

Geschehnisse für den Zuschauer auf unmittelbare Weise erfahrbar machen.

 

Die Ausstattung der Oper liegt in den Händen des renommierten italienischen Künstlerpaares Rossella Leone (Kostüme) und Michele Canzoneri (Bühne). Beide arbeiten erstmals an einer Opernbühne im deutschsprachigen Raum. Michele Canzoneri, der u.a. die Glasfenster der Kathedrale in Cefalù gestaltete, verbindet in seinem Bühnenbild Symbolik

der Darstellung und Konkretion des bildnerischen Materials. Dabei stellt er Collagentechnik, Malerei, Videoprojektion und Glaskunst in den Dienst der Erzählung dieser Oper. Auch Rossella Leone arbeitet bei ihren Kostümen mit symbolischen Elementen, zeigt in der strengen Schönheit der Gewänder auch die grausame Verführung des Revolutionstheaters.

 

Oper in drei Akten und zwölf Bildern

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Text von Francis Poulenc nach Gertrud von le Fort und Georges Bernanos

 

Musikalische Leitung Manfred Honeck / Timo Handschuh

Regie Thomas Bischoff

Bühne Michele Canzoneri

Kostüme Rossella Leone

Licht Reinhard Traub

Chor Johannes Knecht

Dramaturgie Angela Beuerle

 

BESETZUNG

Le Marquis de la Force Wolfgang Schöne

Blanche de la Force Jutta Böhnert

Le Chevalier de la Force Roman Shulackoff

Madame de Croissy (1. Priorin) Rosalind Plowright

Madame Lidoine (2. Priorin) Michaela Schneider

Mère Marie Andrea Meláth

Sœur Constance Sunhae Im

Mère Jeanne Diana Haller

Sœur Mathilde Huiling Zhu

Beichtvater Heinz Göhrig

Ein Offizier Kai Preußker

1. Kommissar Torsten Hofmann

2. Kommissar Szymon Chojnacki

Thierry/Dr. Javelinot/Kerkermeister Adam Kim

Schauspielerin Catherine Janke

 

Staatsorchester Stuttgart

Staatsopernchor Stuttgart

 

 

 

 

 

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