In «Die Panik» geht es um die zeitgemässe Entsprechung der Trägheit – des Herzens und des Geistes. Die aberwitzige Geschichte zwischen Familiensaga und Kriminalstück, zwischen Komödie, Horrorfilm und kunstvoll komponierter Seifenoper wirft einen geistreichen Blick auf eine träge gewordene Gesellschaft, die den Bezug zum Transzendentalen verloren hat und sich seitdem panisch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens befindet.
Emilio wurde tot in der Wohnung seiner Geliebten Regina gefunden. Seine Ehefrau Lourdes und deren Kinder Jessica und Guido sind verzweifelt auf der Suche nach dem Schlüssel von Emilios Bankschliessfach. Ihre Not treibt sie auf verworrene Wege: zur Chefin der Tornquist Bank, zum Familientherapeuten, zu einer überspannten Party und zu der Hellseherin Susana Lastri. Diese soll Kontakt aufnehmen zum ver¬storbenen Emilio, der von seinem Ableben indes nicht die leiseste Ahnung zu haben scheint. Parallel zur Jagd nach dem verlorenen Schlüssel steckt die Tochter Jessica in der Arbeit für ein zeitgenössisches Tanzstück der Choreografin Elyse Bernard. Besonders dass die Choreografin so beharrlich auf die Arbeit am «Vatermoment» besteht, bleibt den Tänzerinnen ein Rätsel. Erst als die Choreografie zur Aufführung kommt, tritt Emilios Geist auf, um die Legende vom «Buch der Toten» zu erzählen. Die Geschichte endet und bleibt dennoch Labyrinth. «Es gibt so viele Wege», sagt die Mutter Lourdes, «die alle nirgendwohin führen».
RAFAEL SPREGELBURD, AUTOR
Der 1970 in Buenos Aires geborene Rafael Spregelburd zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Theatermachern Argentiniens. Dabei ist das Multitalent sozusagen alles in einer Person: Schriftsteller, Schauspieler, Dramaturg, Regisseur und Übersetzer. Er studierte Schauspiel und Dramaturgie an der Fakultät für Philosophie und Literatur der Unversität von Buenos Aires. 1996 brach er sein Studium ab, um sich voll und ganz dem Theater widmen zu können. Er begann seine Theaterkarriere als Schauspieler, interessierte sich aber bald auch für Regie. Seine Übersetzungen von Harold Pinter, Steven Berkoff, Sarah Kane, Marius von Mayenburg, Wallace Shawn und anderen wurden mit Preisen bedacht und haben mehrere Veröffentlichungen und Inszenierungen erlebt. 1994 gründete Rafael Spregelburd seine eigene Theaterkompanie «El Patrón Vázquez», gastierte damit auf zahlreichen internationalen Festivals in Südamerika und Europa und wurde mit über 30 Preisen bedacht. Er arbeitete als Hausautor am Royal Court Theatre in London und war 2000 Teilnehmer der Schreibwerkstatt des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Im Jahre 2003 wurde Spregelburds Theater-Telenovela «Bizarra, una saga argentina» in Buenos Aires uraufgeführt. Sie bestand aus 10 Teilen, von denen jede Woche ein neuer Teil gezeigt wurde. Für die insgesamt 15stündige Saga mussten über 50 Schauspieler besetzt werden. Seit 2004 arbeitet er als Gastautor an der Schaubühne Berlin sowie am Theaterhaus Stuttgart. Rafael Spregelburds Hauptwerk ist die «Heptalogie des Hieronymus Bosch», ein dramatischer Zyklus, der sich an der kreis¬förmigen Bildtafel des berühmten Malers des Mittelalters inspiriert. In seinen bislang sechs erschienenen Texten «Die Appetitlosigkeit», «Die Überspanntheit», «Die Bescheidenheit», «Die Dummheit», «Die Panik» und «Die Paranoia» sucht Spregelburd nach den modernen Äquivalenten von Zorn, Hochmut, Wollust, Trägheit, Völlerei, Habgier und Neid. So geht es in «Die Panik» um die zeitgemässe Entsprechung der Trägheit – des Herzens und des Geistes.
Produktionsteam: Andreas Herrmann (Inszenierung), Max Wehberg (Bühne), Birgit Künzler (Kostüme), Jacob Suske (Musik), Darie Cardyn (Choreografie) Heike Dürscheid (Dramaturgie)
Mit: Samia von Arx, Darie Cardyn, Valeria Klapproth, Annika Meier, Anna Schwabroh, Anja Schweitzer, Elisabeth Seiler, Jörg Dathe, Manuel Kühne, Peter Waros
Weitere Vorstellungen: 25. / 26. / 30.5. / 1. / 4. / 5. / 6. / 11. / 12.6.2008, jeweils 19.30 Uhr