Seine Schwester Phyllis nimmt sich verstärkt der Hausbar an – zum Leidwesen ihres Mannes Bernard, gescheiterter Arzt und Puppenspieler, der alljährlich sein gefürchtetes Marionettenspiel aufzuführen pflegt. Der arbeitslose Eddie verbringt seine Zeit lieber mit Kumpel Neville anstatt seiner schwangeren Frau Pattie beizustehen. Belindas altjüngferliche Schwester Rachel – die im Übrigen wortreich ausführen kann, warum sie ganz gut ohne Sex auskommt – hat einen erneuten Versuch gestartet und den leidlich bekannten Schriftsteller Clive eingeladen.
Und über allen thront Nevilles Onkel Harvey, pensionierter Wach- und Schließgesellschaftsangestellter, großer Freund der direkten Sprache und glühender Verfechter einer eher robusten Pädagogik: „Ich schenke jedem ein Gewehr. Jedem, außer Gary, der bekommt eine Armbrust, weil er schon letztes Jahr ein Gewehr bekommen hat.“
Die Lage wird brenzlig, als sich Belinda und Clive, zwischen denen es gefunkt hat, ausgerechnet den
Weihnachtsbaum als Ort für ihr mitternächtliches Tête-à-tête ausgeguckt haben – was naturgemäß nicht
unbemerkt bleibt. Derart desavouiert beschließt Clive, vorzeitig und ohne größeres Aufsehen im Morgengrauen zu verschwinden. Doch da hat er die Rechnung ohne Onkel Harvey gemacht, der Clive inzwischen des Geschenk-Diebstahls verdächtigt und zudem einen alten Revolver sein Eigen nennt.
Das vollbesetzte Haus der Bunkers wird zum weihnachtlichen Bräter, in dem alle Banalitäten und Eitelkeiten, Egoismen und Verletzungen, leise vor sich hinschmoren. Doch beschleicht den Zuschauer zusehend das Gefühl, dass diese explosive Mischung jederzeit hochzugehen droht. Dabei ist es Ayckbourns große Kunst, die jeweilige Situation nicht bis zur letzten Konsequenz eskalieren zu lassen; seine Figuren kehren ihre Lebenslügen gefasst unter den Teppich und verhalten sich in bestem britischen Understatement auch in den bizarrsten Lebenslagen so, als sei nichts passiert – was sie im gleichen Maße kläglich wie sympathisch macht. Scharfzüngiger, entlarvender und auch komischer als in der 1980 uraufgeführten Komödie „Season’s Greetings“, so der englische Originaltitel, ist der alljährliche Tanz um den Weihnachtsbaum noch nicht beschrieben worden.
Der Regisseur der Komödie ist der bekannte Schauspieler Tilo Nest, der seit über 20 Jahren als Protagonist an vielen großen Bühnen spielt (Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Zürich, Salzburger Festspiele, Theater Basel, Maxim Gorki Theater Berlin, Burgtheater Wien). Parallel dazu hat er auch immer wieder für Film und Fernsehen gearbeitet (Der große Bellheim, Kaspar Hauser, Tatort, Post Mortem). Im Dezember 2003 erhielt er beim New Yorker IFCT-Festival den Best Actor Award. Tilo Nest gibt mit Alan Ayckbourns Schöne Bescherungen sein Debut als Regisseur.
Ihm zur Seite steht mit dem Schauspieler Hanno Friedrich ebenfalls ein bekanntes Gesicht. Der gebürtige Wuppertaler spielte u.a. in Basel und Bonn Theater und ist immer wieder im Fernsehen in diversen Rollen zu sehen (Tatort, Soko Köln, Wilsberg). Von 2003 bis 2009 gehörte Hanno Friedrich zum Team der SAT.1-Kultcomedy Sechserpack.
Inszenierung: Tilo Nest
Bühne und Kostüme: Bernhard Siegl
Dramaturgie: Oliver Held
Mit: Sophie Basse, Thomas Braus, Hanno Friedrich, Holger Kraft, Maresa Lühle, Georg Marin, Juliane
Pempelfort, Lutz Wessel, Julia Wolff
Die nächsten Vorstellungen sind am 26. und 30. November im Opernhaus.