Zusammen mit Schauspielstudenten der Zürcher Hochschule der Künste untersucht der junge Regisseur Hannes Weiler in HEIDIS ALPTRAUM das Potential des Heidi-Stoffes und spürt die Bruchstellen im alpinen Mythos auf. Hinter Frohsinn, Idyll und Alpenglühen wird ein leicht verführbares, psychisch labiles Mädchen erkennbar, das von zerrütteten Biographien, Krankheit, Armut und Intoleranz umgeben ist.
Vier Wochen lang gibt es jeden Donnerstag eine neue Folge und zum Abschluss am Freitag, den 26. Oktober, ein grosses Finale. Nach den jeweiligen Premieren ist die Vorstellung immer nochmals am darauffolgenden Freitag und Samstag um 20.30 Uhr zu erleben. Vor während und nach den Vorstellungen gibt es einen Barbetrieb.
Das Heidi ist weltberühmt. Heidi ist die Schweiz und die Schweiz ist Heidi. Heidi ist Frohsinn, Idyll und Alpenglühen. Und Gutmütigkeit und Reinheit und Selbstlosigkeit. Heidi ist aber auch eine Figur, die sich
verselbstständigt hat. Das kleine, liebenswürdige Mädchen ist zu einer Fratze aufgeblasen und drängt sich als Botschafterin ihres Landes in den Vordergrund – vielfach benutzt und verdorben: Bergidyll wurde zum Modetrend, Schweizer Charme zum japanischen Comic, Natürlichkeit zum schlüpfrigen Film. Das Heidi selbst trifft keine Schuld – ist es doch ein leicht verführbares, psychisch labiles Mädchen, umgeben von zerrütteten Biographien, Krankheit, Armut und intoleranten Strukturen. – Heidi ist ein Problemfall. Heidi ist nix für Kinder.
Vol. I Die Sonne geht auf über den Bergen und ein Dorf verbündet sich gegen Einzelne. Barbel macht Stimmung, kocht aber für alle. Der Öhi bekommt es mit der Vergangenheit zu tun, Peter verbummelt seinen Auftritt, Heidi kommt nicht zu Wort, Dete will hoch hinaus.
Vol. II Heidi versucht sich an das Leben auf der Alp zu gewöhnen: Die Grossmutter wird unter den Teppich gekehrt, Gretel knuspert am Häuschen, Peter wird zum gelinden Wasserfall. Heidis Alp-Öhi stellt
sich quer. Vol. III Heidi versucht sich an das urbane Leben zu gewöhnen: Die Rottenmeier kann mit Schweizern nicht umgehen, Goethe mischt sich ein, ein ungewaschener Strassenkäfer singt Lieder.
Vol. IV Ein Heidi geht um: Das Personal will nichts damit zu tun haben – hat es aber, Klara verstrickt sich, der Arzt erklärt ein Land zur Medizin.
Finale Heidis lange Nacht: Vol. I-IV mit Heidis längst überfälliger Rückkehr und im Anschluss Party.
Hannes Weiler, 1981 in Stuttgart geboren, realisierte nach seinem Studium der Literaturwissenschaften und Philosophie zahlreiche Projekte in der freien Szene in Berlin. Als Regieassistent war er am Deutschen Theater Berlin tätig, wo er in der Box seine Fassung von Michail Bulgakows Groteske „Teufelei“ auf die Bühne brachte. 2009 wechselte er ans Schauspielhaus Zürich und assistierte u.a. Barbara Frey, René Pollesch, Stefan Pucher und Frank Castorf. Als Regisseur verwirklichte er in dieser Zeit das Theater-Video-Projekt „Vanina Vanini“ (2010) und seine Adaption von „Rot und Schwarz“ nach dem Roman von Stendhal (2011). Seit der Spielzeit 2011/12 ist Hannes Weiler freier Regisseur.
HEIDIS ALPTRAUM
Ein assoziatives Alpenexperiment Vol. I–V
Konzept Meike Sasse, Hannes Weiler
Regie Hannes Weiler
Bühne Lisa Dässler
Kostüme Lena Hiebel
Licht Adrian Fry
Dramaturgie Meike Sasse
Mit:
Tobias Bienz
Roger Bonjour
Felician Hohnloser
Sophie Hutter
Bianca Kriel
Weitere Vorstellungen im Pfauen/Kammer:
Nach den Premieren am 27.9., 4.10., 11.10. und 18.10. jeweils am darauffolgenden
Freitag und Samstag um 20.30 Uhr.
Kooperation mit der ZHdK, Departement Darstellende Künste
und Film