Der Einsatz des eiligen Prinzen auf dem Schlachtfeld fällt jedoch denkbar kurz aus: Kaum losgestürmt, wird er leicht verletzt und gerät in Gefangenschaft. Er fürchtet, als königliche Geisel den Interessen der Feinde nützlich zu sein und denen des Vaters zu schaden. Während der König bereits die Freilassung seines Sohnes verhandelt, beschließt Philotas, diesem Plan zuvorzukommen und für die vermeintliche Rettung seiner Ehre bis zum Äußersten zu gehen. Philotas will sterben, für Ehre, König, Vaterland.
Gernot Grünewald konfrontiert in einer zweiten Textebene Lessing mit Interviews, in denen er die heutige Realität deutscher Soldaten befragt. In Zusammenarbeit mit dem Verein frontkultur e.V. reisten Grünewald und Dramaturg Tobias Schuster im Sommer auf Einladung der Bundeswehr nach Mazar e Sharif, Afghanistan, und führten dort Interviews mit deutschen Soldaten im Einsatz über die Frage nach Heldentum heute. Gibt es die „höhere Sache“ noch, für die man bereit ist, sein Leben zu geben? Lessings Philotas wird mit dem Interviewmaterial zu einer zeitgenössischen Befragung des Heldenbegriffs verschmolzen.
Gernot Grünewald, war als Schauspieler am Staatstheater Stuttgart und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamubrg engagiert, bevor ab 2007 ein Regiestudium an der Hamburger Theaterakademie begann. 2011 wurde er mit dem Hauptpreis beim Körber Studio Junge Regie ausgezeichnet. Bei seiner Diplominszenierung »Dreileben – Ein Projekt übers Sterben« arbeitete er ebenfalls auf der Grundlage von Interviewmaterial, das seine Schauspieler in einem Sterbehospiz sammelten. Grünewald inszeniert unter anderem am Jungen Theater Göttingen, am Schauspielhaus Wien sowie am Theater Heidelberg.
REGIE Gernot Grünewald
BÜHNE & KOSTÜME Michael Köpke
MUSIK Nina Wurman
DRAMATURGIE Tobias Schuster
VIDEO Jonas Plümke
Mit: Jan Andreesen, Klaus Cofalka-Adami, Gunnar Schmidt, Frank Wiegard