Der Lehrer lässt eine humanistische Bemerkung fallen und prompt werden die Fronten in der Klasse abgesteckt: Der Lehrer wird von den Jungen diffamiert, er spürt ihre berechnende Ablehnung. Der Gesinnungskonflikt eskaliert, als im Osterlager erst Wertgegenstände und dann der Schüler N verschwinden. Seine Leiche wird in einer Waldhöhle gefunden. Der Lehrer weiß mehr, als er vorgibt, und macht sich schuldig, verwoben in ein Netz aus Lügen spürt er, dass er selbst zu der Gesellschaft gehört, die von Gott und damit auch von der Wahrheit verlassen wurde. Erst als er sich dazu durchringt, seine kleingeistigen Abhängigkeiten zu Gunsten einer eigenen Haltung aufzugeben, wird klar, wer der Täter ist.
In Ödön von Horváths Roman "Jugend ohne Gott" offenbart sich der schmale Grat zwischen schweigendem Beobachten und der eigenen Verantwortung, der in einer Gesellschaft, in der sich gegenseitige Verachtung, Ausgrenzung und Misstrauen ausgebreitet haben, zum Grat zwischen Gut und Böse wird. Horváths Roman wurde kurz nach seinem Erscheinen 1937 von den Nazis verboten. Heute ist er in seiner analytischen, literarischen Kraft eine andauernde Ermutigung, der eigenen und gesellschaftlichen Verrohung eine Absage zu erteilen.
Regie Elsa-Sophie Jach
Bühne und Kostüme Johanna Stenzel
Dramaturgie Victoria Weich
Es spielen: Daniel Dietrich, Carlotta Freyer, Denis Grafe, Stefan Herrmann, Ewa Rataj, Anne Weise
Eine Einführung findet eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn statt.