Als Torvald die Wahrheit erfährt, erkennt er in seiner Frau nicht die kämpferische Partnerin, sondern sieht einzig seine Karriere und männliche Ehre gefährdet. Wutentbrannt wendet er sich von der „Verbrecherin“ ab. Das Blatt scheint sich noch zu wenden, als Krogstad Nora das Beweismittel, den Schuldschein, unverhofft aushändigt. Als Torvald deshalb im Handumdrehen wieder zur Tagesordnung der Familienidylle zurückkehren will, trifft Nora eine radikale Entscheidung, denn die Verstellung in ihrer Ehe kann sie nicht mehr leben. Sie verlässt nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Kinder.
Ibsen bearbeitet mit der sogenannten „Frauenfrage“ ein brennendes gesellschaftliches Thema im Norwegen des 19. Jahrhunderts und bis heute wird der Ausbruch Noras aus der Puppenhauswelt ihrer Ehe – „Dies ist eine Abrechnung, Torvald!“ – als feministische Proklamation dargestellt. Das Stück erzählt auch von der Befreiung des Individuums ge-genüber gesellschaftlichen Zuschreibungen, von Lebenslügen, Schuld und Abhängigkeiten in Beziehungen sowie von der ethischen Verantwortung jedes Einzelnen.
Der prominente russische Theatermacher Timofej Kuljabin präsentiert sich erstmals dem Zürcher Publikum mit einer Neuinszenierung von Ibsens „Nora“ in der Box und verzichtet dabei auf das gesprochene Wort: mittels Handy, Tablet und Computer nähert er Ibsens Figuren an unsere alltäglichen Kommunikationsformen an und lässt sie fast ausschliesslich digital kommunizieren.
Timofej Kuljabin, geboren 1984 in Ischewsk, Sowjetunion, wählt für seinen Regiezugriff häufig Texte aus dem klassischen Repertoire, um auf diese einen neuen Blick zu eröffnen. Bekannt wurde er u.a. mit der Inszenierung von Tschechows „Drei Schwestern", welche er konsequent in russischer Gebärdensprache spielen liess. Im März werden seine „Drei Schwestern" als Gastspiel am Schauspielhaus Zürich zu sehen sein.
Regie Timofej Kuljabin
Bühne und Kostüme Oleg Golovko
Licht Frank Bittermann
Dramaturgie Roman Dolzhanskiy
Mit: Advokat Helmer Fritz Fenne
Nora, seine Frau Lisa-Katrina Mayer
Frau Linde Isabelle Menke
Rechtsanwalt Krogstad Christian Baumbach
Anne-Marie, Kindermädchen Illona Kannewurf
Eine Schneiderin / Giorgina Hämmerli
Eine Tanzschülerin Eine Kosmetikerin / Anja Rüegg
Eine Tanzschülerin Ein Barbier / Nico-Alexander Wilhelm
Ein Banksekretär Ein Botschafter Philipp Lüscher
Eine Tanzlehrerin / Jessica Elsasser
Eine Mutter / Die Ehefrau des Botschafters Partygäste Giorgina Hämmerli, Anja Rüegg, Walter Schuchter, Nico-Alexander Wilhelm Ivar Helmer Noah Zihlmann / Luka Kunovic
Krogstads Kinder Mia Brunet, Lino Lang / Kassandra Blum, Julia Taylor
Weitere Vorstellungen in der Schiffbau/Box:
19./21./22./24./27./28. November, 20:15 Uhr 1./5./11./12./15./17./19./27. Dezember, 20:15 Uhr 3. Januar, 20:15 Uhr
Theaterlabor zu „Nora oder Ein Puppenhaus“
Egal ob Fernsehen, YouTube oder in Social Media: Video und Filme sind allgegenwärtig. Wie geht und ging das Theater damit um? Wir fragen nach dem Ver-hältnis von Bühne und anderen Medien. Konkurriert es sich, ergänzt es sich? Und wie geht man eigentlich als Schauspielerin damit um? Für Jugendliche ab 15 Jahren und junge Erwachsene
24. November, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 13:00-17:00, Eintritt frei
Leitung Albrecht Lehmann, Dramaturg
Theater im Gespräch
Moderierte Gesprächsrunde zu „Nora oder Ein Puppenhaus“ & „Ich weiss nicht, was ein Ort ist …“ um eigene Beobachtungen auszutauschen, Inszenierungsan-sätze zu vergleichen und Fragen zu stellen.
Mittwoch, 19. Dezember 2018, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 19:00–20:30, Ein-tritt frei
Leitung Petra Fischer, Dramaturgin
Bild: Henrik Ibsen