Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
NORA ODER EIN PUPPENHAUS nach Henrik Ibsen - Schauspielhaus ZürichNORA ODER EIN PUPPENHAUS nach Henrik Ibsen - Schauspielhaus ZürichNORA ODER EIN PUPPENHAUS...

NORA ODER EIN PUPPENHAUS nach Henrik Ibsen - Schauspielhaus Zürich

Premiere: Freitag, 16.11.2018, 20:15 Uhr, Schiffbau/Box

Mit seiner Beförderung zum Bankdirektor scheint Noras Mann, Torvald Helmer, auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen zu sein. Wie viel Nora dazu beigetragen hat, weiss er nicht. Am Anfang ihrer Ehe wurde er schwer krank und sie trieb, hochschwanger, heimlich Geld für seine Kur auf. Nicht kreditwürdig als Frau, fälschte sie den Schuldschein

mit der Unterschrift ihres soeben verstorbenen Vaters. Während sie die Schulden mittlerweile nahezu abgetragen hat, wiegt die juristische Schuld der Urkundenfälschung noch schwer – besonders in den Händen der falschen Person. Der Rechtsanwalt Krogstad, der ihr das Geld einst lieh, ist nun selbst in Not und erpresst sie.

 

Als Torvald die Wahrheit erfährt, erkennt er in seiner Frau nicht die kämpferische Partnerin, sondern sieht einzig seine Karriere und männliche Ehre gefährdet. Wutentbrannt wendet er sich von der „Verbrecherin“ ab. Das Blatt scheint sich noch zu wenden, als Krogstad Nora das Beweismittel, den Schuldschein, unverhofft aushändigt. Als Torvald deshalb im Handumdrehen wieder zur Tagesordnung der Familienidylle zurückkehren will, trifft Nora eine radikale Entscheidung, denn die Verstellung in ihrer Ehe kann sie nicht mehr leben. Sie verlässt nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Kinder.

Ibsen bearbeitet mit der sogenannten „Frauenfrage“ ein brennendes gesellschaftliches Thema im Norwegen des 19. Jahrhunderts und bis heute wird der Ausbruch Noras aus der Puppenhauswelt ihrer Ehe – „Dies ist eine Abrechnung, Torvald!“ – als feministische Proklamation dargestellt. Das Stück erzählt auch von der Befreiung des Individuums ge-genüber gesellschaftlichen Zuschreibungen, von Lebenslügen, Schuld und Abhängigkeiten in Beziehungen sowie von der ethischen Verantwortung jedes Einzelnen.

Der prominente russische Theatermacher Timofej Kuljabin präsentiert sich erstmals dem Zürcher Publikum mit einer Neuinszenierung von Ibsens „Nora“ in der Box und verzichtet dabei auf das gesprochene Wort: mittels Handy, Tablet und Computer nähert er Ibsens Figuren an unsere alltäglichen Kommunikationsformen an und lässt sie fast ausschliesslich digital kommunizieren.

Timofej Kuljabin, geboren 1984 in Ischewsk, Sowjetunion, wählt für seinen Regiezugriff häufig Texte aus dem klassischen Repertoire, um auf diese einen neuen Blick zu eröffnen. Bekannt wurde er u.a. mit der Inszenierung von Tschechows „Drei Schwestern", welche er konsequent in russischer Gebärdensprache spielen liess. Im März werden seine „Drei Schwestern" als Gastspiel am Schauspielhaus Zürich zu sehen sein.

Regie Timofej Kuljabin
Bühne und Kostüme Oleg Golovko
Licht Frank Bittermann
Dramaturgie Roman Dolzhanskiy

Mit: Advokat Helmer Fritz Fenne
Nora, seine Frau Lisa-Katrina Mayer
Frau Linde Isabelle Menke
Rechtsanwalt Krogstad Christian Baumbach
Anne-Marie, Kindermädchen Illona Kannewurf
Eine Schneiderin / Giorgina Hämmerli
Eine Tanzschülerin Eine Kosmetikerin / Anja Rüegg
Eine Tanzschülerin Ein Barbier / Nico-Alexander Wilhelm
Ein Banksekretär Ein Botschafter Philipp Lüscher
Eine Tanzlehrerin / Jessica Elsasser
Eine Mutter / Die Ehefrau des Botschafters Partygäste Giorgina Hämmerli, Anja Rüegg, Walter Schuchter, Nico-Alexander Wilhelm Ivar Helmer Noah Zihlmann / Luka Kunovic
Krogstads Kinder Mia Brunet, Lino Lang / Kassandra Blum, Julia Taylor

Weitere Vorstellungen in der Schiffbau/Box:
19./21./22./24./27./28. November, 20:15 Uhr 1./5./11./12./15./17./19./27. Dezember, 20:15 Uhr 3. Januar, 20:15 Uhr

Theaterlabor zu „Nora oder Ein Puppenhaus“
Egal ob Fernsehen, YouTube oder in Social Media: Video und Filme sind allgegenwärtig. Wie geht und ging das Theater damit um? Wir fragen nach dem Ver-hältnis von Bühne und anderen Medien. Konkurriert es sich, ergänzt es sich? Und wie geht man eigentlich als Schauspielerin damit um? Für Jugendliche ab 15 Jahren und junge Erwachsene
24. November, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 13:00-17:00, Eintritt frei
Leitung Albrecht Lehmann, Dramaturg

Theater im Gespräch
Moderierte Gesprächsrunde zu „Nora oder Ein Puppenhaus“ & „Ich weiss nicht, was ein Ort ist …“ um eigene Beobachtungen auszutauschen, Inszenierungsan-sätze zu vergleichen und Fragen zu stellen.
Mittwoch, 19. Dezember 2018, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 19:00–20:30, Ein-tritt frei
Leitung Petra Fischer, Dramaturgin

Bild: Henrik Ibsen

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica

Die Geigerin Viktoria Elisabeth Kaunzner hat hier eine innovative Auswahl an zeitgenössischen Werken von Komponistinnen für Violine und Orchester zusammengestellt - darunter Weltersteinspielungen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPÄTROMANTISCHER ZAUBER -- 7. Kammerkonzert des Staatsorchesters "Zwischen Wien und Budapest" in der Liederhalle STUTTGART

Nach der Uraufführung seines Bläserquintetts in Es-Dur im Jahre 1784 im Wiener Burgtheater berichtete Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater Leopold von dem "ausserordentlichen beyfall", den dieses Werk…

Von: ALEXANDER WALTHER

Gebrochene Herzen -- "Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading" nach Oscar Wilde von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders im Schauspielhaus Düsseldorf

Oscar Wilde war zu seinen Lebzeiten ein gerühmter Dramatiker und Dichter, bekannt auch wegen seiner vielen gewitzten Bonmots, die noch heute vielfach für Werbeanzeigen benutzt werden. Darüber hinaus…

Von: Dagmar Kurtz

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT -- Neue CD: Giacomo Puccinis "Le Villi" bei BR Klassik

Die Uraufführung der Originalfassung von Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Le Villi" am 31. Mai 1884 wurde ein großer Erfolg. Interessant ist bei diesem Frühwerk das Faible für den Tanz. Das Ergebnis…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE HIMMLISCHEN FREUDEN -- Teodor Currentzis und das Utopia Orchestra mit Brahms und Mahler im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Aktuell gastiert das von Teodor Currentzis gegründete Utopia Orchestra mit dem zweiten Klavierkonzert op. 19 von Johannes Brahms und der vierten Sinfonie in G-Dur von Gustav Mahler. So waren die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑