Schließlich treibt ihn der (vermeintliche) Komplott seiner Frau in den Wahnsinn. Heute erscheint uns Strindbergs Drama über das scheinbare Heraufdämmern des Endes des Patriarchats bzw. eines Patriarchen am Ende bei aller Meisterschaft der inneren Dramatik auf den ersten Blick vor allem als reaktionär. Oder aber: wie der Wahn eines in eine neue Rolle gestürzten und mit den Bewegungen der Zeit hilflos überforderten Autoren. 2018 – „Angry White Men“ allerorten. Breite Gesellschaftsschichten stellen Emanzipationsbewegungen, die unumkehrbar schienen, in Frage.
Salonfähig ist, über den „Gender-Wahn“ herzuziehen, diskriminierte Identitätsweisen und Daseinsformen als dekadentes Establishment zu brandmarken und die Sehnsucht nach einem „Take back control“ zu schüren. Fakt ist aber auch, dass sich zahllose Feuilleton-Serien ernsthaft mit Männern als dem heute schwachen und benachteiligten Geschlecht beschäftigen oder aber der überwiegende Anteil der Selbstmorde, aber eben auch Attentate und Amokläufe von Männern begangen werden.
Was kann vor diesem zeitgenössischen Hintergrund Strindbergs „Der Vater“ noch an Wahrhaftigkeit produzieren? Kann es gelingen, sich dem Drama unvoreingenommen zu nähern und es in den Dienst zu nehmen für ein gemeinsames, offenes, auch verstörendes und verunsicherndes Nachdenken über das Mensch-Sein heute?
Inszenierung: Nicolas Stemann
Bühne: Katrin Nottrodt,
Kostüme: Marysol del Castillo,
Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel,
Licht: Charlotte Marr, Video: Claudia Lehmann, Lilly Thalgott,
Dramaturgie: Benjamin von Blomberg
Mit Zeynep Bozbay, Daniel Lommatzsch, Wiebke Puls, Benjamin Radjaipour, Julia Riedler Inszenierung Nicolas Stemann Bühne Katrin Nottrodt Kostüme Marysol del Castillo Video Claudia Lehmann Musik Thomas Kürstner, Sebastian Vogel Licht Charlotte Marr Dramaturgie Benjamin von Blomberg
26. Apr 18, 19:00 Uhr
29. Apr 18, 19:00 Uhr
2. Mai 18, 19:30 Uhr
7. Mai 18, 19:30 Uhr
20. Mai 18, 19:00 Uhr
25. Mai 18, 19:30 Uhr
Bild: Augusdt Strindberg