Am Freitag, den 25. September 2020 ist DIE STUNDE DA WIR NICHTS VONEINANDER WUSSTEN von Peter Handke in der Regie von Schauspielintendant Matthias Brenner zu erleben. 1991 geschrieben, lieferte Peter Handke dem Theater ein nur aus Bildern bestehendes, stummes Stück. Ein Schauspiel ohne Wortsprache. 60 Seiten Regieanweisungen mit zahlreichen Rollen für dutzende Spieler. Uraufgeführt 1992 am Wiener Burgtheater, wurde es seither an vielen Theatern gespielt. Während des Corona-Lockdowns im März 2020 - in Zeiten der körperlichen Abwesenheit und des Nicht-Miteinander-Sprechen-Könnens - ist Handkes fantasierende Beobachtung des Treibens auf einem Platz sozusagen die Utopie einer Konversation. Über 300 Figuren, aufgeteilt auf ein Ensemble, das sich gänzlich neu begegnet - mit Abstand und stumm - ziehen am Zuschauer vorüber.
Und erzählen Geschichten auf andere Art. »Was nachher kommt, gibt dem, was vorher war, erst den Umriss; und das, was vorher war, gibt dem, was nachher kommt, die Skulptur«, notierte Handke Ende der 80er Jahre. So ist es auch in Krisenzeiten 2020: Alltägliches wie ein Einkauf wird emblematisch, bisher Symbolhaftes wie Maskierung wird zum Alltag. Doch nicht nur die Inszenierung wurde der aktuellen Situation angepasst – auch der Saal des neuen theaters wurde mit einer pandemischen Bühne von Nicolaus-Johannes Heyse ausgestattet. Die Zuschauer*innen können nun in drei Zuschauerblöcken, die in einer Art „Arena“ um die Bühne herum angeordnet sind, Platz nehmen und sicher die Vorstellung genießen. Auf Grund der notwendig gewordenen Abstände konnten zwischen den Theatersesseln auch kleine Tische installiert werden, auf denen das Publikum mit in den Saal gebrachte Getränke abstellen kann.
Premiere: DIE STUNDE DA WIR NICHTS VONEINANDER WUSSTEN | Freitag, 25. September 2020 / 19:30 Uhr / nt-Saal
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Am Samstag, den 26. September 2020, feiert das Stück MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN in der nt-Kammerbühne Premiere. Hinter diesem Titel verbirgt sich das erfolgreiche Romandebüt des 25-jährigen Autors Lukas Rietzschel. Im Zentrum der Coming-of-Age-Geschichte stehen die Brüder Philipp und Tobias, die in der sächsischen Provinz aufwachsen. Während die Alten, die Landschaften und die ehemaligen Fabriken von Strukturwandel und Entwurzelung erzählen, starten Philipp und Tobias in eine Zukunft, in der ihre Identitätssuche mit der Neuorientierung eines Landes zusammenfällt. Die Clique um den einige Jahre älteren Anführer Menzel vermittelt das ersehnte klare Weltbild und ein starkes Wir-Gefühl. Feindbilder gibt es aus ihrer Perspektive genug: die Geflüchteten, die Politiker*innen, die Medien. An der Frage, ob der alte Schrebergarten der Großeltern einer syrischen Familie überlassen werden soll, zerbricht die Beziehung der Brüder. Während der eine sich mehr und mehr zurückzieht, ist der andere zur Tat bereit.
Erstmals arbeitet Swen Lasse Awe am Thalia Theater Halle. Er wirft einen Blick auf die Nachwendezeit, spürt gesamtdeutschen Zusammenhängen nach. Der junge Regisseur Swen Lasse Awe untersucht die Beziehungen zwischen Brüdern und Dynamiken in männerdominierten Gemeinschaften, fragt nach den Ursachen für Rechtspopulismus und -extremismus in Deutschland und Europa.
Premiere: MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN | Samstag, 26. September 2020 / 20:00 Uhr / nt-Saal