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Neue Theaterkooperationen im Fonds Doppelpass

2019

Mit dem Fonds Doppelpass unterstützt die Kulturstiftung des Bundes bereits seit 2011 Kooperationen zwischen freien Gruppen und festen Tanz- und Theaterhäusern und motiviert sie hiermit zum Erproben neuer Formen der Zusammenarbeit und gastspielorientierter Produktionsweisen.

Auf ihrer sechsten Sitzung im Februar 2019 hat die Doppelpass-Jury weitere 15 Netzwerkkooperationen mit einem Fördervolumen von 3,6 Mio. Euro empfohlen. Die Partnerschaften, die aus einer freien Gruppe und zwei Häusern bestehen, werden mit jeweils 240.000 Euro für Produktionen und Gastspiele gefördert.

Die aktuelle Doppelpass-Runde zeichnet sich insbesondere durch die künstlerische Vielfalt der Vorhaben aus, darunter allein vier Opern- und zwei Musikprojekte, Objekttheatervorhaben, performative Projekte sowie Virtual Reality-Produktionen.

Über die Hälfte der Projekte kooperiert mit einem internationalen Partnerhaus, so z.B. in Dänemark, Belgien und der Ukraine.

Die Mitglieder der Doppelpass-Jury sind Remsi Al Khalisi (Chefdramaturg am ETA Hoffmann Theater Bamberg), Martina Grohmann (Intendantin des Theater Rampe Stuttgart), Karin Kirchhoff (freiberufliche Tanzkuratorin und Dozentin), Michael v. zur Mühlen (Regisseur/Chefdramaturg und Mitglied der künstlerischen Leitung an der Oper Halle) und
Ralph Reichel (Schauspieldirektor des Volkstheater Rostock).

Weitere Informationen zum Fonds Doppelpass finden Sie unter www.kulturstiftung-bund.de/doppelpass und unter #FondsDoppelpass in den Social Media. Nähere Auskünfte gibt Ihnen auch gern mein Kollege Sebastian Brünger unter Tel. +49 (0)345 2997-163.

Die 15 neuen Doppelpass-Kooperationen

In „Crash“ verhandelt das O-Team mit dem Theater Aalen und dem HochX München das Motiv des Unfalls in einem performativen Objekttheater. In vier Projekten werden die künstlerische Produktivkraft des Unfalls ebenso wie die Schattenseiten des Fortschritts- und Technikglaubens unserer Gesellschaft untersucht. Im Mittelpunkt steht ein reales Unfallauto, das als Akteur und Spielstätte neue Formen gastspieltauglicher Produktionen ermöglicht.

Das Dance On Ensemble, die Münchner Kammerspiele und das Künstlerhaus STUK in Leuven (Belgien) wollen gemeinsam Altersbilder auf der Bühne und in der Gesellschaft verändern. Das Projekt „Scores of Change“ bringt zum einen die Mitarbeiter der Häuser sowie junge und alte Menschen beider Städte in einen Austausch. Erfahrene Tänzerinnen 40+ zeigen ihre künstlerische Ausdruckskraft in frühen Werken von Lucinda Childs und erarbeiten gemeinsam mit Ivana Müller und Schauspielern der Kammerspiele ein Stück zum Thema Alter(n).

Unter dem Titel „Ein Zimmer für sich allein“ untersucht das Kollektiv Eins zusammen mit dem Theater Chemnitz und dem Kosmos Theater in Wien (Österreich) die Möglichkeiten und Gefahren von subversiver Revolte. Zentraler Bestandteil der Kooperation wird ein tourfähiges Glashaus als Aktions- und Diskussionsraum sein, das zu Kommunikation und Partizipation einlädt und diversen sozialen Gruppen als Begegnungsstätte dient.

Im dynamischen Feld der Musiktheaterentwicklung für junges Publikum erforschen die Bündnispartnerinnen von Compagnie toit végétal, Junges Nationaltheater Mannheim und Tonhalle Düsseldorf die enge Verzahnung von Musik- und Objekttheater. Das Projekt „audio.vision“ wird strukturell den kollektiven Konzeptions- und Probenprozess an beiden Häusern und inhaltlich das Verhältnis Mensch-Natur in den Fokus nehmen.

„landscapes & bodies“ ist eine fünfteilige Performance-Reihe des Künstler-Kollektivs Kötter/Israel/ Limberg, der Residenz Schauspiel Leipzig und PACT Zollverein. In Kollaboration mit Performerinnen und Bergbau-Arbeitern aus Indonesien, DR Kongo, Estland, Leipzig und dem Ruhrgebiet werden lokale und globale Einflüsse des Rohstoffabbaus auf Landschaften, Lebensumfelder und Zusammenleben ausgelotet. Die fünf Fallstudien werden in  Performances, Film und Hörtheater übersetzt.

In „Sing Out!“ verbünden sich Johannes Müller/Philine Rinnert mit der Staatsoper Stuttgart und Opera Ballet Vlaanderen (Belgien) zu einer Forschungsreise ins Zentrum des Musiktheaters: In vier hybriden Projekten zwischen Oper, Lecture und popkulturellen Formaten nehmen sie durch einen Rückblick in die Operngeschichte das utopische Potential der menschlichen Stimme ins Visier: Transnationalität, Stimmen im Übergang ins Alter, in die Zukunft und als Überwindung des Körpers.

Im Projekt „German Angst“ verfolgen SKART, das Stadttheater Gießen und das Theater Münster zwei Ansätze einer radikalen Bestandsaufnahme von Angstbildern zwischen gesellschaftlichen Großängsten und individueller Sorge. Dafür werden zwei uralte performative Angst-Formate neuinterpretiert - das Gruselkabinett und das Austreibungsritual. Mobil konzipiert sind sie gleichermaßen soziale Begegnungsorte, sinnliche Schocktherapie und experimentelle Dokumentartheaterhybride.

Die Musikerinnen von Podium Esslingen schließen sich mit der Kölner Philharmonie und dem Muziekgebouw Eindhoven zu einem Produktionsnetzwerk zusammen, um „Das Konzert” als künstlerisches, zeitgenössisches Format neu zu denken. In zwei skalier- und übertragbaren Produktionen und diversen Workshops werden Strukturen der Zusammenarbeit zwischen einem interdisziplinären Musik-Kollektiv und zwei Konzerthäusern erarbeitet.

In „Borderlands" untersuchen Futur3, die Neue Bühne Senftenberg und das Teatre Lesya Ukrainka in drei Formaten das Leben an zwei grenznahen Orten: Senftenberg/BRD und Liviv/Ukraine, Bergbau-Städte mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten in ihrer Geschichte: Die eine Stadt in der EU, die andere darum ringend. Wie können sie ihr Leben in einer Zukunft gestalten, die globale, wirtschaftliche und politische Bedrohungen mit sich bringt?

Mit der Projektreihe „Die Oper #1 – #3“ verknüpfen Novoflot, das Deutsche Nationaltheater Weimar und das Osterbo Theater (Dänemark) das Oeuvre von Claudio Monteverdi mit der Utopie eines Neustarts der Oper. Vor diesem Hintergrund sollen die Produktionsbedingungen eines Opernhauses reflektiert werden, um aus dem Geist einer Koproduktion zwischen freier Kompanie, Festival und Opernhaus Inspiration für eine Erweiterung des Opernbegriffs und die Entwicklung eines Musiktheaters der Zukunft zu sein.

Sebastian Matthias Collaborations beschäftigt sich zusammen mit dem Staatsschauspiel Dresden und dem Theater Basel (Schweiz) in „Urban Myth“ mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Mythen. Angestrebt ist eine zeitgemäße Form von Brechts „Mythenkorrektur“. In zwei partizipativen Produktionen werden choreografische, filmische, musikalische und digitale Strategien zwischen öffentlichem Raum und Theaterspielorten ausgelotet und Handlungsoptionen bei Mitspielern und Publikum herausgefordert.

“Haus der digitalen Antifaschist*innen” ist ein Projekt von cobratheater.cobra, dem Jungen Schauspielhaus Bochum sowie dem JES Stuttgart. Es beinhaltet die Stückentwicklung “Deep Inside”, das die Geschichte der AfD als Wiederauferstehung deutscher Vergangenheit im Darkweb erzählt. Darauf folgt das Festival “Immersione Antifascista“, das in beiden Städten mit Aktivistinnen und Jugendlichen parallel vorbereitet und durchgeführt wird - lokal und in der Virtual Reality.

In „Neun“ verbünden sich das Solistenensemble Kaleidoskop, die Staatsoper Hannover und HELLERAU Dresden. Sie werden in Befragung ihrer unterschiedlichen Routinen gemeinsam neue Darstellungsformen von Musik erproben. Durch musikalische Aneignung der 9. Sinfonie von Beethoven bzw. Mahler und die performative, choreografische und räumliche Erweiterung des Materials wird das erzählerische Potential der Werke freigelegt. Im Mittelpunkt steht dabei die Körperlichkeit der Musik und der Musiker selbst.

In einer Recherche auf und hinter den Bühnen des Burgtheaters Wien und der Deutschen Oper Berlin untersuchen Chez Company Machtstrukturen, Arbeitsweisen und Dramaturgien mit dem Fokus auf die Geschlechterfrage. Aus einer fiktionalisierten Selbstbefragung entstehen ein Stück und eine Oper, die mit teils improvisierten, sich jeden Abend verändernden Passagen, mit Avataren und Talkgästen neue Figuren und Sprachen entwickeln. Wie können wir Geschlechterrollen neu scripten oder ganz neu denken?

Lovefuckers Berlin erschließen entlang des Themas „Formen des Widerstands“ gemeinsam mit dem Theater Junge Generation Dresden und Dschungel Wien neue Zielgruppen, Workshopformate, einen tourfähigen Materialpool und neue Technologien. Sie entwickeln zwei theatrale Produktionen und eine immersive Rauminstallation, um verschiedene Formen des Aufbegehrens und der Radikalisierung auszuloten.

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