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Münchner Opernfestspiele 2015

Vom 24. Juni bis 31. Juli. -----

Seit ihrer Gründung vor knapp 140 Jahren haben die Münchner Opernfestspiele nichts von ihrer Anziehungskraft verloren: Wenn Ende Juni 2015 wieder das international traditionsreichste Festival seiner Art beginnt, machen sich Opernfreunde aus München, Deutschland und aller Welt auf, um ihre Begeisterung für Musiktheater miteinander zu teilen.

Zwei Opernpremieren stehen 2015 wieder auf dem Spielplan: Den Anfang macht am 28. Juni Claude Debussys Pelléas et Mélisande im Prinzregententheater. Constantinos Carydis wird bei dieser Neuproduktion die musikalische Leitung übernehmen, Christiane Pohle zeichnet für die Inszenierung verantwortlich.

 

Nur wenige Tage später, am 6. Juli, feiert Richard Strauss' Arabella Premiere im Nationaltheater. In der Titelpartie ist dabei die Sopranistin Anja Harteros zu erleben, Thomas J. Mayer übernimmt die Rolle des Mandryka. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht Philippe Jordan, die Inszenierung übernimmt mit Andreas Dresen einer der wichtigsten deutschen Filmregisseure der Gegenwart.

 

Daneben werden viele weitere hochkarätig besetzte Aufführungen aus dem Repertoire der Bayerischen Staatsoper zu sehen sein. Kammerkonzerte, Liederabende und natürlich zwei Abende bei Oper für alle runden das Programm ab.

 

Premieren

 

"Selma Ježková"

 

Die Oper Selma Ježková basiert auf Lars von Triers Filmerfolg Dancer in the Dark aus dem Jahr 2000. Der zeitgenössische Komponist Poul Ruders ließ sich von diesem Film zu einer Oper inspirieren. Ohne den Film zu imitieren schuf er einen packenden Einakter: Erzählt wird die erschütternde Geschichte der erblindenden Immigrantin Selma Ježková, die alles tut, um ihrem Sohn das gleiche Schicksal zu ersparen und eine Augenoperation zu ermöglichen. Dabei riskiert sie auch ihr eigenes Leben.

 

Unter der musikalischen Leitung von Oksana Lyniv, der musikalischen Assistentin von Kirill Petrenko, setzt Regisseur Andreas Weirich dieses emotional tiefgehende Drama in der Alten Kongresshalle in Szene. Die Titelpartie singt die aufstrebende litauische Sopranistin Ausrine Stundyte, die im April 2015 in Florenz als Fidelio-Leonore unter Zubin Mehta begeisterte. Sie wird in den kommenden Monaten so unterschiedliche Partien wie Venus (Tannhäuser), Katerina Ismailowa (Lady Macbeth von Mtzensk) oder Judith (Herzog Blaubarts Burg) singen. Es spielt das Münchner Kammerorchester.

 

Poul Ruders

Selma Ježková

Premiere

Fr 26.06.2015, 20.00 Uhr

Weitere Vorstellungen

Sa 27.06.2015, 20.00 Uhr

So 28.06.2015, 18.00 Uhr

Alte Kongresshalle

 

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"Pelléas et Mélisande"

 

Nur zwei Tage später feiert Claude Debussys Drame lyrique Pelléas et Mélisande im Prinzregententheater Premiere. Christiane Pohle, die an der Bayerischen Staatsoper bereits Jay Schwartz’ Narcissus und Echo (Festspiele 2009) und Hans Werner Henzes Elegie für junge Liebende (Opernstudio, 2013) erarbeitete, führt Regie: „Was mich bei Pelléas et Mélisande am Text genauso fasziniert wie an der Komposition von Debussy ist, dass es eben nicht darum geht, die Dinge zu konkretisieren. Sie verschwimmen, bis irgendwann nicht mehr unterscheidbar ist, ob man sich in Sehnsucht, im Traum oder Wahn befindet – oder auch in der scheinbaren Realität.“ Lesen Sie das komplette Interview mit Christiane Pohle aus der MAX JOSEPH-Festspielausgabe hier (PDF-Download).

 

Pohle zeigt in ihrer Interpretation, dass es verschiedene Arten von Anziehung, Verstrickung, Projektion und Sehnsucht, Glück und Katastrophe gibt. Diese Momente finden aber oft in der Vorstellung der einzelnen Figuren statt. Das Publikum bekommt einen Einblick in die Figuren und deren Beziehungen zueinander. Die Unauflösbarkeit des Widerspruchs, weder irgendwo herzukommen, noch irgendwo anzukommen, gilt als Prinzip für die Bühne: eine Suchbewegung in einem Raum.

 

Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht der griechische Dirigent Constantinos Carydis, der 2011 nach seinem Dirigat der Neuinszenierung von Jacques Offenbachs Les Contes d'Hoffmann mit dem Carlos-Kleiber-Preis der Bayerischen Staatsoper ausgezeichnet wurde. Als Pelléas gibt Elliot Madore sein Hausdebüt. Elena Tsallagova, ehemals Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, singt die Mélisande, Markus Eiche den Golaud.

 

Pohles Interpretation wird die fünfte Neuinszenierung dieses Werkes an der Bayerischen Staatsoper sein. Die Münchner Erstaufführung von Debussys Oper nach dem gleichnamigen Schauspiel von Maurice Maeterlinck war 1908. Die letzte Inszenierung stammt aus dem Jahr 2004 und wurde von Paul Daniel (Musikalische Leitung) und Richard Jones (Inszenierung) erarbeitet.

 

Claude Debussy

Pelléas et Mélisande

Premiere

So 28.06.2015, 18.00 Uhr *

Weitere Festspiel-Vorstellungen

Mi 01.07.2015, 19.00 Uhr

Sa 04.07.2015, 19.00 Uhr **

Di 07.07.2015, 19.00 Uhr

Prinzregententheater

 

* Die Premiere wird live auf BR-Klassik übertragen.

** Diese Vorstellung ist als kostenloser Live-Stream im Rahmen von STAATSOPER.TV zu sehen.

 

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"Arabella"

 

Als Arabella steht Anja Harteros bei der zweiten Festspielpremiere 2015, nach ihrer Interpretation der Feldmarschallin in Der Rosenkavalier (2011), in einer weiteren Strauss-Partie auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper. Nach Alcina (2005), Lohengrin (2009) und Il trovatore (2013) ist Anja Harteros nun zum vierten Mal an einer Festspielpremiere beteiligt. An ihrer Seite singen Kurt Rydl (Graf Waldner), Doris Soffel (Adelaide), Hanna-Elisabeth Müller (Zdenka) und Joseph Kaiser (Matteo). Thomas J. Mayer, der zuletzt an der Bayerischen Staatsoper als Wotan in Der Ring des Nibelungen (2012 und 2015) zu erleben war, gibt den Mandryka. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht der Schweizer Dirigent Philippe Jordan, der erstmals eine Premiere an der Bayerischen Staatsoper leitet.

 

Sein Regiedebüt an der Bayerischen Staatsoper gibt mit dieser Neuproduktion Andreas Dresen. Der Filmregisseur (Wolke 9, Halt auf freier Strecke, Sommer vorm Balkon) hat in den letzten Jahren immer wieder an Schauspielbühnen Regie geführt und sich auch schon mit Musiktheater beschäftigt, etwa mit Mozarts Le nozze di Figaro in Potsdam und Don Giovanni in Basel. „Arabella ist ein Sehnsuchtsstück. Nur weg von hier, weg aus dieser Realität, hinein in die Arme eines Halt gebenden Menschen, weg an einen anderen, heilen, harmonischen Ort. Und jede Verheißung, jede Versprechung ist willkommen – und sei sie noch so zweifelhaft“, so Dresen. „Das Stück spielt ausschließlich innen […] Wir haben uns entschlossen, auf naturalistisch gestaltete Räume zu verzichten und verwenden eine große, drehbare Treppe als Zeichen und Spielort. […] Die Treppe ist überdimensioniert, lässt Figuren verloren erscheinen und ist leicht verkantet – keine geraden Linien, was das Gefühl der Hilflosigkeit verstärkt […] Der Absturz ist im wahrsten Sinne des Wortes immer präsent.“

 

Seit der Münchner Erstaufführung 1933 unter Hans Knappertsbusch wurde Arabella sechs weitere Male neu inszeniert, davon gleich viermal durch den Oberspielleiter und späteren Operndirektor Rudolf Hartmann (1939 unter Clemens Krauss, 1952 unter Rudolf Kempe, 1959 und 1965 unter Joseph Keilberth). Die letzte Münchner Neuinszenierung feierte 2001 Premiere (Peter Schneider / Andreas Homoki).

 

Die Münchner Rezeptionsgeschichte zwischen 1933 und 1968 ist unter anderem im Fokus des Forschungsprojekts „Bayerische Staatsoper 1933-1963“. Professor Jürgen Schläder vermerkt dazu in der aktuellen Ausgabe von MAX JOSEPH: „Ab den späten 1930er Jahren wurde an der Bayerischen Staatsoper eine szenische Ästhetik geprägt, die sich problemlos bis in die 1960er Jahre fortschreiben lässt. Dies belegt kein Werk ausdrücklicher als Arabella […] Ein Kernelement der Münchner Interpretation blieb dabei im Wesentlichen unverändert: Die luftige Freitreppe von Rochus Gliese aus dem Jahre 1939 […].“ Diese Freitreppe zitiert auch Bühnenbildner Mathias Fischer-Dieskau in der Neuinszenierung.

 

Richard Strauss

Arabella

Premiere

Mo 06.07.2015, 19.00 Uhr *

Weitere Vorstellungen

Sa 11.07.2015, 19.00 Uhr

Di 14.07.2015, 19.00 Uhr

Fr 17.07.2015, 19.00 Uhr

Nationaltheater

 

* Die Premiere wird live auf BR-Klassik übertragen.

 

www.staatsoper.de

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