Von da an datiert die Beschäftigung des Komponisten mit Fragen des Judentums, die in der unvollendet gebliebenen Oper Moses und Aron ihren stärksten Niederschlag finden sollte. Ursprünglich als Oratorium gedacht, arbeitete Schönberg erste Entwürfe jedoch schon bald zur Oper um, indem vor allem der Chor vom kommentierenden Beobachter zum agierenden Protagonisten der Handlung wurde. Es ist denn auch das jüdische Volk, das im Laufe der Handlung die stärksten Entwicklungen durchmacht. Moses und Aron hingegen verkörpern lediglich zwei nahezu unvereinbare Prinzipien: hier der reine Gedanke - weshalb Moses auch als Sprechrolle angelegt ist - dort das verkündende Wort, die beide aber niemals zur vollen Deckung kommen.
Nach siebzehn Jahren wurde im Juni 2006 die Schönberg-Oper wieder an der Wiener Staatsoper aufgeführt, und zwar in einer Neuinszenierung von Reto Nickler. So wie die sehr erfolgreiche Premierenserie wird Daniele Gatti auch die Aufführungen im März dieses Jahres dirigieren; die Titelhelden erfahren eine gleichsam ideale Verkörperung durch Franz Grundheber und Thomas Moser.