Es sei total interessant, welche Klingeltöne die Leute hätten. Jux, Lachsack, Stöhngeräusche aus einem Porno könne man ebenso wahrnehmen wie Furzgeräusche oder Bachs Präludium. Den Song "Mandy" von Barry Manilow funktionierte sie kurzerhand in die Hymne "O Handy" um, was beim Publikum gut ankam. Der Vater und der Ehemann gaben dann ebenfalls ihren Senf dazu. So war Annette Kruhl an diesem Abend immer wieder auf der Suche nach Facebook-News und Instagram-Pics oder Carsharing-Standorten. Sie untersuchte auch das Telefonier-Verhalten bei ADHS-Kandidaten. Es sei interessant, wie unachtsam die Leute mit der Sprache umgehen würden: "Die Leute wissen nicht, was sie sagen". So begleitete sie ihren "Bla-Bla-Bla"-Song höchst virtuos am Klavier. Das Handy-Modell helfe auch bei der Partnerwahl: "Je größer das Handy, desto winziger..." Wenn man ihnen das Handy wegnehme, sei dies die einzige Chance, von Männern beachtet zu werden. In London hätten die Leute die Laternen sogar aus Vorsicht vor Handys mit Polstern verkleidet.
"Jetzt flirte, du Arsch!" sei eine ultimative Aufforderung bei der Handy-Abnahme. Flirten sei im realen Leben überhaupt total "out". Viele Männer hätten keine Lust, die Drinks zu bezahlen und dann nachher doch alleine zu bleiben. Online sei die Auswahl größer. Da könne der Nervenzusammenbruch nicht ausbleiben. Sie wolle nicht als einsame Kabarettistin enden und besuche deshalb regelmäßig das "Lady-Portal". Auch Hundesbesitzer sollten ihrer Meinung nach nicht zu kurz kommen. Sie sei total begeistert von dieser App, denn so könne sie "Mister Perfect 34" endlich kennenlernen. Alle würden auf diesen Portalen wie gedruckt lügen: "Ist es Ihre Frau? Weiß sie es schon?" Im virtuellen Raum hätten viele eine so große Klappe - würden dann aber rot anlaufen, wenn sie sich ein "sex on the beach" bestelle.
Im Laufe des insgesamt doch recht vergnüglichen Abends gingen dann viele Nachrichten von Männern bei ihr ein. Auch ein Polizist war dabei, der als Hobbys "Kochen und Kuscheln" angab. Die Vergötterung des Handys wurde mit dem Song "You are the sunshine of my life" fortgesetzt. So wuchs auch ihr Interesse an dem Polizeikommissaranwärter aus Bietigheim immer weiter an. Sie erinnerte sich dann jedoch an das "Hunde-Yoga" - der Hund sei ihr einfach der bessere Beschützer gewesen. Dann lernte sie jemanden kennen, der ein eigenes Online-Porno-Portal gründete. Schließlich parodierte sie gekonnt Helene Fischer, deren Management sie wegen Mitarbeit angeschrieben hatte, die jedoch nicht zustande kam. "Schreib' doch Schlager!" sei hier die Devise gewesen. "Seien Sie Rebellen, schmeissen Sie Ihre Handys weg!" forderte Annette Kruhl das Publikum auf.
Am besten kam die sarkastische Parodie auf die Schlagersängerin Andrea Berg an, die Annette Kruhl ebenfalls angerufen hatte. Beim "Rache-Song" ging die Post ab: "Du kriegst ja eh' keinen hoch!" Da musste dann auch der Lifestyle-Coach kapitulieren. So gab es viele Pointen, die mal stärker, mal schwächer waren. Die Einfälle hatten aber immer Biss und Witz.