Ismael berichtet von Kapitän Ahab, der, von einem weißen Pottwal verstümmelt, sein Leben leidenschaftlich darauf ausrichtet, Rache zu nehmen und das Untier auszurotten. Eine Walfangfahrt – die Ausdauerdisziplin der damaligen Seefahrt, mit ihren bis zu drei Jahren auf See – bot die ideale Bühne für ein derart verzweifelt hoffnungsloses Unterfangen. Der dunkle Glanz, den solche Verengung und Konzentration auf ein Ziel erzeugt, stellt eine Heimat in der Heimatlosigkeit her; er stiftet Sinn – und ist doch ganz und gar sinnlos.
Zwischen Todessehnsucht und Todesfurcht rollt die »Pequod« und ihre Besatzung durch die Wellen der Ozeane, die Männer üben das Handwerk des Tötens aus und sind doch Teil der gewaltigen Natur rings umher. Die Gier, die Wut, der Hass, die Rache – Missionen, die die Melancholie vertreiben und doch die Auflösung im »wässrigen Element« letztlich nicht verhindern.
»Moby-Dick« kommt im Staatstheater Kassel in einer Monologfassung auf die Bühne. Jürgen Wink steht alleine im Epizentrum dieses Jahrhundertromans, dieser Jahrhunderterzählung, die als Zeugnis der kulturellen Selbstbeobachtung einer Moderne Fragen aufwirft nach Identität, Erlösung, Beheimatung, wirtschaftlicher Ausbeutung und menschlicher Hybris.
Marco Štorman (*1980) inszenierte mit Arthur Schnitzlers »Anatol« erstmalig in der Spielzeit 12/13 am Staatstheater Kassel, 2014/15 folgte am Staatstheater Kassel »Immer noch Sturm« von Peter Handke, er arbeitet als freier Regisseur aber auch u.a. am Thalia Theater in Hamburg, dem Schauspiel Hannover, den Theatern in Lübeck und Klagenfurt und der Staatsoper Stuttgart. Neben seinen Inszenierungen dreht er Filme und ist Gründer der Theatergruppe »Kulturfiliale« und erhielt sowohl für seine Filme als auch für seine Performances Auszeichnungen.
Dramatisierung von Marco Štorman
Inszenierung: Marco Štorman,
Bühne, Kostüme und Video: Demian Wohler, Komposition,
Musikalische Einstudierung und Instrumentenbau: Moritz Löwe,
Licht: Albert Geisel,
Dramaturgie: Michael Volk
Mit: Jürgen Wink
Die nächsten Vorstellungen: Sa, 21. / Sa, 28. September | Sa, 12. / Do, 17. / Sa, 19. Oktober
Das Bild zeigt Herman Melville