Die Ballett-Saison steht im Zeichen des Abschieds von Martin Schläpfer, der die Compagnie vor zehn Jahren als Ballett am Rhein neu formierte und an die Spitze der international anerkannten Tanzensembles führte. Im Programm b.41 stellt er seine letzte Uraufführung für sie vor: „Cellokonzert“ zu Dmitri Schostakowitschs Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 g-Moll.
Den Auftakt macht Jiří Kyliáns „Forgotten Land“, das er 1981 für das Stuttgarter Ballett zu Benjamin Brittens „Sinfonia da Requiem“ kreierte. Inspiriert von der Einsamkeit der rauen Ostküste Englands erzählt Kyliáns Ballett in starken Bildern von Verlusten und Vergessen.
Mit „Lamentation“ und „Steps in the Street“ zeigt das Ballett am Rhein erstmals Werke von Martha Graham. Die US-amerikanische Tänzerin und Choreographin revolutionierte mit ihrer eigenen, vom Körperzentrum und den Prinzipien „contraction“ und „release“ ausgehenden Tanztechnik seit den späten 1920er Jahren die Ästhetik des Bühnentanzes. Ihr Solo „Lamentation“ ist ein eindringliches Stück über die Einsamkeit des Menschen. „Steps in the Street“, von den weltgeschichtlichen Ereignissen der 1930er Jahre geprägt, gilt als eine bis heute zeitlose Warnung vor Faschismus, Verfolgung und Krieg.
"Forgotten Land" Jiří Kylián
"Lamentation" Martha Graham
"Steps in the Street" Martha Graham
"Cellokonzert" (Uraufführung) Martin Schläpfer
Forgotten Land Jiří Kylián
Ein Sturm zieht auf. Wilde Wellen schlagen an den Strand. Es ist ein gefährdeter Landstrich, dem unberechenbaren Meer jederzeit ausgeliefert. Man hört den Wind, spürt das Pulsieren von Ebbe und Flut. Der ewige Kreislauf von Sein und Vergehen, Liebe und Tod ist ein Thema, das sich durch das gesamte Schaffen des tschechischen Choreographen Jiří Kylián zieht. Englands raue Ostküste – die Heimat des Komponisten Benjamin Britten, der seine „Sinfonia da Requiem“ der 1940 bei einem deutschen Angriff zerstörten Stadt Coventry widmete – war eine der Inspirationsquellen für das Ballett „Forgotten Land“. Eine weitere war Edvard Munchs berühmtes Gemälde „Tanz des Lebens“. 1981 im Auftrag von Marcia Haydée für zwölf Tänzerinnen und Tänzer des Stuttgarter Balletts von Kylián kreiert, ist „Forgotten Land“ eine zutiefst berührende Hommage an alle verloren gegangenen Länder und Heimaten, ein dunkel getöntes Erinnern an vergessene Menschen und Zeiten.
MUSIK Sinfonia da Requiem op. 20 von Benjamin Britten
Choreographie
Jiri Kylian
Musikalische Leitung
Axel Kober / Wen-Pin Chien
Bühne & Kostüme
John F. Macfarlane
Licht und technische Produktionsleitung
Kees Tjebbes
Einstudierung
Cora Bos-Kroese, Elke Schepers
Paar in Schwarz
Feline van Dijken, Rashaen Arts
Paar in Rot
Aleksandra Liashenko, Orazio di Bella
Paar in Grau
Alexandra Inculet, Philip Handschin
Paar in Weiss
Wun Sze Chan, Marcos Menha
Paar in Pink
Sonia Dvořák, Brice Asnar
Paar in Beige
Tessa Vanheusden, Alexandre Simões
Orchester
Düsseldorfer Symphoniker
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Lamentation Martha Graham
Es gibt wenige Tanzwerke, in denen emotionale Vehemenz und strenge Form eine derartige Symbiose eingehen wie in Martha Grahams 1930 erstmals von ihr selbst präsentiertem Solo „Lamentation“: Eine auf einer Bank sitzende und in einem Stoffschlauch wie in ihrer eigenen Haut gefangene Frau, von der nur das Gesicht, die Hände und nackten Füße zu sehen sind, windet sich, schwankt, schaukelt und schert mit ihren Bewegungen in alle Richtungen aus. Ihre innere Gefühlslage – ein Lamento über die Einsamkeit des modernen Menschen – wird mit expressiven Bewegungen aus der Körpermitte geradezu herausgeschlagen und in eine abstrakte Körper-Skulptur transferiert, in der das Credo der Grande Dame des amerikanischen Modern Dance jedoch permanent mitschwingt: Tanz als Sprachrohr der Seele.
MUSIK Klavierstück op. 3 Nr. 2 von Zoltán Kodály
Choreographie & Kostüm
Martha Graham
Licht
Beverly Emmons
Einstudierung
Elizabeth Auclair
Klavier
Eduardo Boechat
Tänzerin
Camille Andriot / Virginia Segarra Vidal
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Steps in the Street Martha Graham
Mit „Lamentation“ sowie „Steps in the Street“ zeigt das Ballett am Rhein erstmals zwei Werke Martha Grahams, jener US-amerikanischen Tänzerin und Choreographin, die mit ihrer eigenen, vom Körperzentrum und den Prinzipien „contraction“ und „release“ ausgehenden Tanztechnik seit den späten 1920er Jahren die Ästhetik des Bühnentanzes revolutionierte. Nach Werken von Kurt Jooss und Antony Tudor komplettiert das Ballett am Rhein damit sein Repertoire um eine der großen Protagonistinnen des psychologisierenden Tanztheaters. Wie „Der Grüne Tisch“ und „Dark Elegies“ ist „Steps in the Street“ ein von den weltgeschichtlichen Ereignissen der 1930er Jahre geprägtes Werk: Nachdem sie zu Beginn des Jahres 1936 eine Einladung zu den Olympischen Spielen in Berlin aus politischen Gründen ausgeschlagen hatte, schuf Martha Graham mit ihrer im gleichen Jahr in New York als Teil 2 des abendfüllenden Tanzstücks „Chronicle“ uraufgeführten Choreographie „Steps in the Streets“ eine bis heute ebenso zeitlose wie eindringliche Warnung vor den Folgen von Faschismus, Verfolgung und Krieg.
MUSIK New Dance op. 18b von Wallingford Riegger
Choreographie
Martha Graham
Musikalische Leitung
Wen-Pin Chien / Axel Kober
Licht
Beverly Emmons
Einstudierung
Elizabeth Auclair
Tänzerinnen
Vivian de Britto Schiller, Wun Sze Chan, Feline van Dijken, Sonia Dvořák, Alexandra Inculet, Helen Clare Kinney, Aleksandra Liashenko, Marié Shimada, Gloria Todeschini, Masha Tolstunova
Orchester
Düsseldorfer Symphoniker
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Cellokonzert (Uraufführung) Martin Schläpfer
Wenn „einem das Cello buchstäblich das Herz zerreißt“, dann ist man mittendrin in Dmitri Schostakowitschs 2. Violoncellokonzert. Mstislaw Rostropowitsch brachte es 1966 in Moskau zur Uraufführung und bemerkte über die Musik seines Landsmanns: In ihr „steckt die ganze weite Amplitude unseres Lebens, Enttäuschung, tragische Situationen, aber auch Heiteres, Helles, stolze Hoffnungen“. Martin Schläpfer wählt sich diese Komposition nun als Basis eines neuen Balletts, mit welchem er „Musik und Tanz musizierend und tanzend sich in der Essenz begegnen lassen möchte“, denn – so der Choreograph: „Grelle Farben und schrille Weltenwechsel wirken wie entfärbt, gebleicht. Es ist eine Musik, die das Leben so sehr geliebt hat und in deren reiner, großer Traurigkeit eine unsagbare Schönheit liegt. Darin erscheint sie mir absolut und ich möchte ihr ausschließlich mit einem reinen Tanz antworten, ein nobles, kraftvolles, großes Ballett kreieren.“
MUSIK Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 126 von Dmitri Schostakowitsch
Choreographie
Martin Schläpfer
Musikalische Leitung
Wen-Pin Chien / Axel Kober
Bühne
Marcus Spyros Bertermann
Kostüme
Hélène Vergnes
Licht
Thomas Diek
Violoncello
Nikolaus Trieb
Tänzerinnen & Tänzer
Marlúcia do Amaral, Camille Andriot, Rashaen Arts, Brice Asnar, Doris Becker, Orazio di Bella, Yoav Bosidan, Vivian de Britto Schiller, Rubén Cabaleiro Campo, Wun Sze Chan, Edward Cooper, Feline van Dijken, Sonia Dvořák, Calogero Failla, Michael Foster, Eleanor Freeman, Philip Handschin, Vincent Hoffman, Alexandra Inculet, Yuko Kato, So-Yeon Kim, Helen Clare Kinney, Marjolaine Laurendeau, Aleksandra Liashenko, Sinthia Liz, Sonny Locsin, Norma Magalhães, Pedro Maricato, Marcos Menha, Asuka Morgenstern, Tomoaki Nakanome, Chidozie Nzerem, Kristián Pokorný, Boris Randzio, Virginia Segarra Vidal, Marié Shimada, Alexandre Simões, Daniel Smith, Arthur Stashak, Gloria Todeschini, Masha Tolstunova, Tessa Vanheusden, Daniel Vizcayo, Eric White
Orchester
Düsseldorfer Symphoniker
Tickets im Opernshop Düsseldorf, an der Theaterkasse Duisburg, telefonisch
und online unter www.ballettamrhein.de