Graf Waldner ist ein Spieler und hat immense Schulden. Die Familie wohnt in einem Hotel und die Tochter Zdenka wird als Junge ausgegeben, da das Geld nur für die adäquate Ausstattung der älteren Schwester Arabella reicht. Auf dieser liegen alle Hoffnungen, denn eine Hochzeit mit einem finanzstarken Partner würde die Familie aus der Misere retten. Arabella, hübsch und attraktiv, wird von vielen Verehrern umschwärmt, wartet aber auf den Richtigen. Natürlich gibt es noch bis zum Happy Ending Verwicklungen, ausgelöst durch Zdenka, die sich ausgerechnet in den von Arabella abgelehnten Offizier Matteo verliebt.
Diese einfache Geschichte könnte man als ziemliche Klamotte inszenieren. Tatjana Gürbaca kostet zwar in ihrer Inszenierung von Richard Strauss' "Arabella" für die Deutsche Oper am Rhein die im Stück angelegten komischen Elemente voll aus und lässt auch Arabellas Jungmädchenabschlussball in einer Orgie ausarten, dennoch gelingt es ihr, die Personen genau zu charakterisieren und auch deren Brüche und Tiefen auszuloten. So etwa Arabellas Mutter Adelaide, die ihr Älterwerden damit kompensiert, dass sie Arabellas Verehrer für sich zu gewinnen sucht. Und selbst die um Arabella herum hoppelnden, eventsüchtigen drei Grafen erahnen, dass sich mit Arabellas Hochzeit auch ihr Leben verändern wird. Das scheinbar gute Ende hinterlässt allerdings die Frage, ob sich die Ehe Arabellas mit dem etwas hölzernen, zur Eifersucht neigenden Mandryka fern von der quirligen österreichischen Hauptstadt Wien in einsamen Wäldern wohl so glücklich wie erhofft gestalten wird. Ebenso fragt man sich das bei der ad hoc geschlossenen Ehe des übertölpelten Matteo mit Zdenka, die sich nach jahrelangem freien Jungendasein sicherlich erst an das gesellschaftlich stark reglementierte weibliche Rollenverhalten, wie es in der um das Jahr 1860 spielenden Oper üblich war, gewöhnen muss.
Alle Rollen sind bestens besetzt. Jacquelyn Wagner verkörpert die Figur der Arabella ideal: in mädchenhaft sprudelnder Lebensfreude gepaart mit Reife. Facettenreich auch Susan Maclean als Adelaide. Anja-Nina Bahrmann als Zdenka ist burschikos und naiv. Elena Sancho Pereg hat als jodelnde Fiaker-Milli einen fulminanten Auftritt. Daneben sind die Männerrollen textbedingt nicht ganz so tiefgründig und eher holzschnittartig gezeichnet.
Vor den lackweißen Drehtüren, die den Bühnenraum gekonnt gestalten, kommen die farbenfrohen Kostüme der unterhaltungssüchtigen Wiener Gesellschaft besonders gut zur Geltung, nur Mandryka und sein Gefolge heben sich in ihrer grünen Förster- und Jagdkleidung davon ab.
Eine schwungvolle Inszenierung, die beim Publikum viel Anklang fand.
"Arabella" von Richard Strauss
Lyrische Komödie in drei Aufzügen op. 79
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal
Musikalische Leitung: Lukas Beikircher
Inszenierung: Tatjana Gürbaca
Bühne: Henrik Ahr
Kostüme: Silke Willrett
Licht: Stefan Bolliger
Chorleitung: Christoph Kurig
Dramaturgie: Anne do Paço
Graf Waldner: Thorsten Grümbel
Adelaide: Susan Maclean
Arabella: Jacquelyn Wagner
Zdenka: Anja-Nina Bahrmann
Mandryka: Simon Neal
Matteo: Corby Welch
Graf Elemer: Jussi Myllys
Graf Dominik: Dmitri Vargin
Graf Lamoral: Günes Gürle
Fiaker-Milli: Elena Sancho Pereg
Kartenaufschlägerin: Romana Noack
Zimmerkellner: Hubert Walawski
Düsseldorfer Symphoniker
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Premiere: am Freitag, 18. September 2015 im Opernhaus Düsseldorf