Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
MICHAEL KOHLHAAS von Heinrich von Kleist im THEATER BIELEFELD MICHAEL KOHLHAAS von Heinrich von Kleist im THEATER BIELEFELD MICHAEL KOHLHAAS von...

MICHAEL KOHLHAAS von Heinrich von Kleist im THEATER BIELEFELD

Premiere Sa. 27.01.18 um 19:30 Uhr im TAMzwei

Michael Kohlhaas habe, schreibt Kleist, »bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers gelten können«. Und weiter: »Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.« Bei jenem Kohlhaas beginnt alles völlig unspektakulär. Er will zwei seiner Pferde verkaufen, als er an einer Zollschranke – auf Geheiß des neuen Burgherrn Wenzel von Tronka – plötzlich einen Passierschein vorweisen soll und angewiesen wird, die Pferde als Pfand zurückzulassen und sich die nötigen Papiere zu besorgen. Die zuständige Behörde weiß allerdings nichts von einer neuen Verordnung.

Und so tritt Kohlhaas, mit dem deutlichen Gefühl, hereingelegt worden zu sein, den Rückweg zur Tronkenburg an, wo er seine Pferde in einem erbärmlichen Zustand vorfindet. Voller Empörung lässt er sie erneut zurück und strengt eine Klage an. Diese wird abgewiesen, da Wenzel von Tronkas Verwandtschaft bis in Regierungskreise reicht. Aber Kohlhaas gibt nicht nach. Er verfasst eine Bittschrift an den Landesherrn, die seine Frau persönlich überbringen will. Als sie jedoch schwer verletzt von der Reise zurückkommt und wenig später an den Folgen stirbt, sind alle Dämme gebrochen. Kohlhaas veräußert seinen Besitz und schart eine bewaffnete Truppe um sich, die brandschatzend und mordend durchs Land zieht. Er will Gerechtigkeit – um jeden Preis.

Tim Hebborn legt den Fokus seiner  Inszenierung auf die Radikalisierung des Kohlhaas‘. Vier Schauspieler erzählen und spielen gemeinsam die Geschichte jenes Mannes, der sich zum Terroristen wandelt und die Welt angreift. Was muss Ungeheuerliches passieren, dass sich ein Mensch so verändert? Und gibt es einen Ausweg aus dem Kreislauf der Gewalt?

Tim Hebborn, geboren 1985, wollte eigentlich Rapstar werden und schaffte es mit seiner Band sogar ins Vorprogramm von Clueso und Udo Lindenberg. Aber davon den Lebensunterhalt bestreiten? Fehlanzeige. Deshalb dann: Theater! Steht in puncto Sprache und Rhythmus dem Hip-Hop ja auch wirklich in Nichts nach. Tim Hebborn absolvierte Hospitanzen und Assistenzen am Schauspielhaus Bochum, Schauspielhaus Köln und dem Landestheater Neuss (Stephan Kimmig, Victor Bodo u. a.). Von 2011 bis 2015 studierte er Regie an der Folkwang Universität in Essen/Bochum. Während des Studiums erarbeitete er Inszenierungen von Horváth, Sarah Kane und Grabbe im Pina Bausch-Theater Essen und am Rottstraße5-Theater in Bochum. Er erhielt eine Einladung zum Encounter Festival nach Tschechien mit Phaidras Liebe. Folkwang- Theaterprojekte führten ihn auf Reisen in Länder wie Ungarn, Mazedonien und Portugal. Mit seiner Abschlussinszenierung Judith von Hebbel nahm er am Körber Studio 2015 am Thalia Theater in Hamburg teil. Am Theater Bielefeld hat er bereits Frühling der Barbaren von Jonas Lüscher und die Uraufführung von Mario Salazars Annie Ocean inszeniert. Am Theater Baden-Baden inszenierte er Patricks Tricks und Pippi Langstrumpf. Neben seiner Tätigkeit als Theaterregisseur arbeitet er zusammen mit seiner Frau als Drehbuchautor für verschiedene Filmproduktionsfirmen.

  • Inszenierung Tim Hebborn
  • Bühne und Kostüme Sophia Lindemann
  • Dramaturgie Viktoria Göke
     
  • Mit Oliver Baierl // Jan Sabo // Susanne Schieffer // Guido Wachter


Die nächsten Vorstellungen 03.02., 04.02., 08.02.; weitere Termine folgen

Das Bile zeigt Heinrich von Kleist

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNHEIMLICHE VERWANDLUNGEN -- "Der Untergang des Hauses Usher" mit dem Studiengang Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Wilhelma Theater Stuttgart

Sehr viele technische Tricks und faszinierende Einfälle besitzt diese gelungene Produktion des Studiengangs Figurentheater. In der suggestiven Regie von Stephanie Rinke können sich die gespenstischen…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUS DEM DUNKEL INS LICHT -- Neue CD: Die Würth Philharmoniker und Thomas Hampson (Bariton) bei hänssler Classic

Das dritte Album der Würth Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Claudio Vandelli präsentiert den berühmten US-amerikanischen Bariton Thomas Hampson. Die Würth Philharmoniker, die auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

NORDISCHE KLANGFARBEN -- Neue CD "Northern Colours" mit Felix Klieser (Horn) bei Berlin Classics erschienen

Im Zentrum des neuen Albums von Felix Klieser (Horn) steht das inspirierende Werk "Soundscape - A Walk in Colours" op. 118 von Rolf Martinsson, der 1956 in Schweden geboren wurde. Der Komponist hat…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche