Seit er 1976 Thomas Jerome Newton in dem Science-fiction-Film „The Man Who Fell to Earth“ (basierend auf dem gleichnamigen Roman von Walter Tevis) verkörperte, ließ Bowie die Figur nicht mehr los. Immer wieder versuchte er, diese Geschichte weiterzudenken und in eine neue Kunstform zu transformieren. Der Außerirdische, der auf die Erde kommt, um Wasser für seinen sterbenden Planeten zu holen, seine Seele aber an die Ablenkungen des irdischen Lebens verliert, sich mit Gin und Fernsehen betäubt und sich nach nichts so sehr sehnt wie nach dem erlösenden Tod, sollte der Stoff sein, aus dem David Bowies erstes Musical gemacht ist. Am Ende seines Lebens ist es ihm gelungen. Gemeinsam mit dem Dramatiker Enda Walsh entstand das Musiktheaterstück „Lazarus“. Kurze Zeit nach der Uraufführung, im Januar 2016, starb Bowie.
„Es ist kein gewöhnliches Best-of-Musical, sondern eine poetische Meditation über die Sinnhaftigkeit menschlichen Daseins“, sagt Dramaturgin Simone Sterr. „Lazarus“ beinhaltet Songs aus allen Schaffensphasen Bowies, frühe Songs wie „Changes“ oder „Life on Mars?“, Hits wie „Heroes“ oder „This is not America“, aber auch Stücke des letzten Albums „Blackstar“ wie den Titelsong. Das Musical gilt bei Kritikern und Bowie-Kennern als eine Art Requiem zu Lebzeiten. „Man merkt, dass sich ein großartiger Künstler die Songs ausgewählt hat, die er in seinem eigenen Requiem haben möchte“, sagt Regisseur Tom Ryser.
Die musikalische Leitung hat GMD Yoel Gamzou inne, der sich auf den Ausflug in den Rock- und Popbereich freut: „Gute Musik ist gute Musik“, sagt er, und: „Dadurch, dass die Sparten kooperieren, stellt diese Produktion für das Haus eine große Chance dar.“ Mit Nerita Pokvytytė ist auch eine Sängerin aus dem Opernensemble vertreten, ebenso wie Tänzerin Lotte Rudhart. Die meisten Rollen werden durch Mitglieder des Schauspielensembles besetzt. Zu Bowie sagt Gamzou: „Ich habe ihn immer geliebt, als Künstler, als Mensch, als Figur. Er hat mich fasziniert, in seiner schrägen, authentischen Persönlichkeit.“
Tom Ryser, in Basel geboren, ist ausgebildeter Schauspieler und seit 1996 freischaffend als Regisseur, Schauspieler und Choreograf in ganz Europa tätig. Er inszeniert genreübergreifend Tanz, Theater, Zirkus, Oper mit wenigen oder mit mehreren Hundert Darstellern, schuf ein Ballett mit Baumaschinen für die Expo02 und die „Raketensymphonie“, ein Stück für 16 Solisten, ein Feuerwerk und Chor zur Wiedereröffnung der Royal Festival Hall London. Für das Theater Basel inszenierte er „Hair“, „My Fair Lady“, „Masterclass“, „Fame“, „Jesuschrist Superstar“, für das Theater Freiburg „Rinaldo“, „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ für das Staatstheater Kassel und für das Theater Lübeck „Mass“ von Leonard Bernstein.
Gefördert von der Waldemar-Koch-Stiftung
Präsentiert von Radio Bremen Zwei
Nach dem Roman „The Man Who Fell to Earth“ von Walter Tevis
Deutsch von Peter Torberg
Regie: Tom Ryser
Musikalische Leitung: Yoel Gamzou
Bühne und Kostüme: Stefan Rieckhoff
Choreografie: Lillian Stillwell
Licht: Christian Kemmetmüller
Dramaturgie: Simone Sterr
Mit: Alexander Angeletta, Martin Baum, Bastian Hagen, KaEun Kim, Siegfried W. Maschek, Nerita Pokvytytė, Claudia Renner, Justus Ritter, Lotte Rudhart,
Lucca Züchner sowie den Bandmitgliedern Thorsten Drücker, Andy Einhorn, Pablo Ortega, Hans-Jürgen Osmers, Heiko Pape, Andy Pilger und Matthias
Schinkopf
Im Zuge der „Lazarus“-Premiere gibt es zudem am 22. Juni eine große Tanz-Nacht mit den Songs von David Bowie. Titel: „Station to Station“. Die Bremer DJs und Szenegrößen Jens Mahlstedt und GU legen auf der großen Bühne auf – nicht nur Titel von Bowie, sondern auch von Künstlern, die von ihm beeinflusst wurden oder die ihn beeinflussten.
Montag, 11. Juni 2018, 19:30 Uhr
Donnerstag, 14. Juni 2018, 19:30 Uhr
Samstag, 16. Juni 2018, 19:30 Uhr
Mittwoch, 20. Juni 2018, 19:30 Uhr
Donnerstag, 21. Juni 2018, 19:30 Uhr
Sonntag, 24. Juni 2018, 18:00 – 21:00 Uhr