Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit an Anna Karenina schrieben die beiden Komponisten Thomas Kürstner und Sebastian Vogel erneut eine Musiktheaterkomposition auf ein Libretto von Armin Petras für das Theater Bremen. Wahlverwandtschaften basiert vor allem auf dem ersten Teil von Goethes gleichnamigem Roman und überträgt den Stoff ins 21. Jahrhundert. Mit Stephan Kimmig realisiert einer der profiliertesten deutschen Schauspielregisseure diese spartenübergreifende Produktion am Theater Bremen. Zum Ensemble gehören neben den Sängerdarsteller*innen Nadine Lehner und Patrick Zielke die Schauspieler*innen Annemaaike Bakker und Robin Sondermann sowie die Gäste Markus John vom Schauspielhaus Hamburg und Hanna Plaß, die bereits in der Oper Lady Macbeth von Mzesnk mitgewirkt hat. Die Uraufführung findet am Samstag, 24. Februar um 19.30 Uhr unter der musikalischen Leitung des ehemaligen ersten Kapellmeisters Clemens Heil im Theater am Goetheplatz statt.
„Wahlverwandtschaften ist als spartenübergreifendes Musiktheater konzipiert worden, das sowohl für Opernliebhaber als auch für schauspielaffines Publikum sehr interessant sein kann“, bemerkt Isabelle Becker, die Dramaturgin der Produktion. Zudem verfolgt das Stück, wie auch der Zugang von Stephan Kimmig, universale Themen des menschlichen Miteinanders: die Fragilität von eingefahrenen und neuen Liebesbeziehungen auf der einen Seite und auf der anderen Seite die immerwährende Suche nach weiteren Optionen im Leben. So heißt es bei Charlotte: ich habe alles / vielleicht viel zu viel / vielleicht ist es das.
Armin Petras hat Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften nicht behutsam überschrieben, sondern vielmehr eine komprimierte literarische Neubearbeitung des Klassikers vorgelegt. Geblieben sind die zentralen Figuren und deren emotionale Grundkonflikte. Kürstner/Vogel schrieben für Petras Libretto eine Komposition aus 17 Szenen, wobei die Struktur der Komposition prinzipiell offen ist, eine „Versuchsanordnung“, wie Kürstner/Vogel bemerken, bei der „das Bühnengeschehen Teil der Komposition“ sei. Die Partitur ist Material, das während des von den Komponisten begleiteten Probenprozesses noch verändert und bearbeitet wird. Die Musik verschreibt sich dabei der Situation, ist genreübergreifend; keine der der Szenen gleicht musikalisch einer anderen. Die Musik bildet die inneren Zustände der Protagonist*innen ab, übersetzt Sehnsüchte, emotionale Gewissheiten und Ohnmacht.
Liebe bleibt ein Experiment – der Regisseur Stephan Kimmig wagt sich heran an die Schmerzpunkte der Figuren, kreiert gemeinsam mit den Spieler*innen spannende Übersetzungen und lotet die Grenzen zwischen Gesang, Sprache, Geräusch und Stille aus. Es ist seine erste Arbeit am Theater Bremen, gemeinsam mit seinem erfahrenen Team Katja Haß (Bühne) und Anja Rabes (Kostüm). Mit dabei ist auch die Videokünstlerin Rebecca Riedel, die bereits in Anna Karenina und Lady Macbeth von Mzensk mitwirkte.
– Libretto von Armin Petras nach Motiven von Goethe – Spartenübergreifende Produktion in der Regie von Stephan Kimmig –
Stephan Kimmig
Geboren in Stuttgart, arbeitete von 1988 bis 1996 als freier Regisseur in der niederländischen und belgischen Off-Theater-Szene und kam 1991 nach Deutschland zurück. Hier arbeitete er unter Friedrich Schirmer in Freiburg, von 1998 bis 2000 am Schauspiel Stuttgart als fester Regisseur sowie regelmäßig am Deutschen Theater Berlin, den Münchner Kammerspielen, dem Wiener Burgtheater und am Thalia Theater Hamburg. Seit 2009 ist er Hausregisseur am Deutschen Theater Berlin unter Ulrich Khuon.
- Musikalische Leitung: Clemens Heil
- Regie: Stephan Kimmig
- Bühne: Katja Haß
- Kostüme: Anja Rabes
- Video: Rebecca Riedel
- Dramaturgie: Isabelle Becker, Ingo Gerlach
Mit: Annemaaike Bakker, Markus John, Nadine Lehner, Hanna Plaß, Robin Sondermann, Patrick Zielke.
Es spielen die Bremer Philharmoniker.
Bild: Johann Wolfgang Goethe