Viele Companymitglieder kommen aus Ländern, die von Unfreiheit und Konflikten bestimmt wurden oder werden. Ausgehend vom Motiv der Ankunft der Tänzer in der Stadt werden imaginäre Sehnsuchtsorte wie Landschaften oder Inseln entworfen. Passend dazu bilden Udo Zimmermanns »Lieder einer Insel« das musikalische Fundament der Choreografie, die mit Werken von Johann Sebastian Bach kombiniert werden. Der Titel ist aber auch als ironische Anspielung auf ein Zitat des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl zu verstehen, der nach der Wende »blühende Landschaften« versprach, die sich für Schröder bisher nicht vollständig eingelöst haben.
Im zweiten Teil des Ballettabends entwickeln Schröder und das Leipziger Ballett ein neues Stück zu Henryk Mikolaj Góreckis (1933-2010) 3. Sinfonie, der »Sinfonie der Klagelieder«. Der polnische Komponist verarbeitete darin ein Klagelied Marias aus dem 15. Jahrhundert, ein Gebet aus einer Zelle des Gestapo-Hauptquartiers sowie ein Volkslied, in der eine Mutter den Tod ihres Sohnes beklagt. In allen von der Sopranistin Lenka Pavlovič gesungenen Texten geht es um unterschiedliche Formen der Trauer und des Abschieds, die auch in Schröders choreografischer Umsetzung eine zentrale Rolle spielen und sich im Bühnenbild von Paul Zoller widerspiegeln, das von unterschiedlichen geometrischen Formen bestimmt wird. Tänzerisch wird der Umgang des Einzelnen und der Gemeinschaft mit einer Katastrophe und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verhandelt.
2- teiliger Ballettabend von Mario Schröder
Blühende Landschaft: Choreografische Uraufführung 2013 | Musik von Udo Zimmermann (»Lieder einer Insel« und Johann Sebastian Bach
Sinfonie der Klagelieder: Musik von Henryk Mikolaj Górecki (3. Sinfonie) Dirigent Christoph Gedschold
Choreografie Mario Schröder
Bühne, Kostüm, Video Paul Zoller
Licht Michael Röger
Dramaturgie Nele Winter
Leipziger Ballett
Sopran Lenka Pavlovič
Gewandhausorchester
29. Februar / 22. März / 03., 12., 18. & 26. April 2020 (alle Vorstellungen mit Einführung 45 Min. vor Vorstellungsbeginn; außer Premiere Publikumsgespräche im Anschluss)